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Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Titel: Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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träfe die Schuld an allem, was passiert ist?« Er lachte böse. »Ich bin es, dem du Vorwürfe machen müsstest, Robert, nicht dir selbst. Das alles wäre nicht geschehen, wenn ich nicht hiergewesen wäre. Aber in einem Punkt hast du Recht – es hat schon genug Tote gegeben. Viel zu viele. Ich werde das tun, was ich schon vor Jahren hätte tun sollen. Ich stelle mich ihnen.«
    »Dann werden sie dich töten«, sagte ich.
    »Möglich.« Howard hatte sich jetzt wieder vollkommen in der Gewalt. Seine Stimme klang, als rede er über ein Kochrezept. »Ich werde versuchen, es zu verhindern.«
    »Aber das ist Selbstmord!«
    »Vielleicht«, gestand Howard ungerührt. »Aber wenigstens werden dann keine Unschuldigen mehr sterben, Robert!«
     
    Ich fand keinen Schlaf in dieser Nacht. Howard war in sein Zimmer zurückgegangen, und auch ich hatte mich zurückgezogen und versucht ein wenig Ruhe zu finden; natürlich vergebens. Rowlf hatte die zerbrochenen Fenster und die Tür repariert, so gut es ging, nachdem Charles und die beiden anderen das Haus verlassen hatten.
    Wie konnte ich auch Schlaf finden? Was heute Abend geschehen war, war mehr als ein Anschlag auf mein Leben. Wenn Howard Recht hatte – und ich zweifelte keine Sekunde daran – dann war hier eine neue, vielleicht noch gefährlichere, dritte Macht auf den Plan getreten, von deren Existenz ich bis vor wenigen Stunden nicht einmal eine Ahnung gehabt hatte.
    Allmählich begann die Sache unübersichtlich zu werden.
    Eine Stunde – die mir wie eine Ewigkeit vorkam – wälzte ich mich unruhig auf meinem Bett hin und her und versuchte den Schlaf herbeizuzwingen (womit ich natürlich das genaue Gegenteil erreichte), dann kapitulierte ich, stand auf und zog mich wieder an.
    Ich verließ mein Zimmer, blieb einen Moment auf dem Korridor stehen und sah mich unschlüssig um. Ich wusste selbst nicht zu sagen, was ich eigentlich wollte; die Unruhe hatte mich einfach hochgetrieben.
    Das Haus war seltsam still und es schien etwas Dumpfes, Bedrückendes in dieser Stille zu liegen. Es war jene sonderbare, mit Worten nur sehr unzureichend zu beschreibende Stille, wie man sie manchmal in Mausoleen oder uralten Kellern antrifft, der dumpfe Geruch von Zeit.
    Vielleicht war es die Berührung der anderen, den menschlichen Sinnen normalerweise verschlossenen Welt, die ich spürte. Vielleicht war ich ihr nahe, in diesem sonderbaren, magischen Haus.
    Ich ging ein paar Schritte, blieb wieder stehen und sah mich im Dunkeln um. Was hatte Howard gesagt? Dieses Haus ist eine Festung.
    Das war es, aber es war auch noch mehr. Es war ein Ort unheimlicher und dunkler Geheimnisse, eine Stelle, an der der Vorhang zwischen der Welt der Menschen und der des Magischen dünn und zerschlissen war und an der man den Atem dieses fremden, bizarren Universums wie einen eisigen Grabeshauch spürte.
    Es machte mir Angst. Und die Tatsache, dass mir die Kräfte, die dieses Haus beherbergte, wohlgesonnen waren, änderte daran gar nichts.
    Unschlüssig ging ich den Korridor hinab, zögerte einen Moment, und trat dann mit einem entschlossenen Schritt auf den Balkon hinaus, der die zwei Stockwerke hohe Empfangshalle in zehn Metern Höhe umlief. Das zerborstene Treppengeländer, durch das der vermeintliche Drachenkrieger gebrochen war, kam mir in der wattigen Dunkelheit wie ein hämisches Grinsen vor.
    Mein Blick tastete über den Boden. Hier und da waren noch kleine Haufen flockigen grauen Staubes zu erkennen und der geflieste Boden unten in der Halle kam mir wie mit grauem Ausschlag bedeckt vor. Aber die Kadaver der Killer-Motten begannen sich bereits aufzulösen.
    Ich war nicht einmal sonderlich überrascht; im Gegenteil. Es hätte mich eher gewundert, wenn es nicht passiert wäre. Dieses Haus war ein Vampir, ein Moloch, der alles, was nicht zu ihm gehörte, verschlang. Ich war sicher, dass von dem ganzen Spuk keine Spur mehr zu sehen sein würde, wenn die Sonne am nächsten Morgen aufging.
    Ein heller, langgestreckter Gegenstand am anderen Ende des Balkons erregte meine Aufmerksamkeit. Ich erinnerte mich, dass Rowlf und Charles den Leichnam des Drachenkriegers – besser gesagt des Mannes, der sich als solcher ausgegeben hatte – in ein Betttuch gewickelt und aus der Halle geschafft hatten. Es kam mir etwas geschmacklos vor, ihn wie einen Teppich in einer Ecke abgelegt zu sehen. Aber vermutlich war jetzt nicht der Zeitpunkt für Geschmacksfragen.
    Zögernd bewegte ich mich auf ihn zu, ließ mich neben dem

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