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Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Titel: Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erscholl dieser peitschende, schreckliche Laut und ein zweiter Tentakel ringelte sich aus einem der Tore, packte einen weiteren Templer und begann ihn auf den Dimensionsriss zuzuziehen. Und kaum eine Sekunde später griff auch aus dem dritten Tor einer der schrecklichen Krakenarme heraus. Für eine Sekunde glaubte de Laurec ein fürchterliches, unmenschliches Lachen zu hören.
    Verzweifelt fuhr der Tempelritter herum. Seine Gedanken überschlugen sich. Balestrano hatte das Tor fast erreicht. Es konnte nur noch Sekunden dauern, bis er in den grauen Wogen verschwand!
    De Laurec dachte in diesem Moment nicht mehr, sondern handelte rein instinktiv. Mit einem gellenden Schrei riss er das Zeremonienschwert aus dem Gürtel, schwang die Waffe mit beiden Händen hoch über den Kopf – und ließ die Klinge mit aller Macht auf das Kristallgehirn heruntersausen!
    Es war ein Gefühl, als hätte er auf Stahl geschlagen. Der Hieb prellte ihm das Schwert aus der Hand und zuckte als vibrierender Schmerz bis in seine Schultern hinauf; die Klinge flog davon und zerbrach noch in der Luft und das höhnische Lachen, das de Laurec gerade noch gehört hatte, verwandelte sich urplötzlich in ein panikerfülltes, zorniges Kreischen.
    Ein greller Blitz zerriss das gehirnähnliche Kristallgebilde. De Laurec sah noch, wie die peitschenden Krakenarme verblassten und sich die Tore wie zuckende Wunden schlossen, dann traf ihn ein Splitter des Kristallhirns an der Schläfe und er verlor das Bewusstsein.
     
    Vor dem Fenster des Eisenbahnabteils zog die Landschaft vorbei, grau und schaukelnd und halb verborgen hinter niedrig hängenden Regenwolken, aus denen es schon seit dem frühen Morgen wie aus Eimern goss. Obwohl das Erste-Klasse-Abteil geheizt war, glaubte ich die Kälte zu fühlen, die wie ein klammer Hauch über dem Land lag und dem Sommer, der dem Kalender nach schon vor über einem Monat Einzug gehalten hatte, eine lange Nase drehte.
    Seit meiner Abreise aus Amsterdam war das Wetter beständig schlechter geworden. Es regnete ununterbrochen und die Temperaturen schienen mit jeder Meile, der ich mich Paris näherte, zu sinken. Es hätte mich nicht einmal mehr verwundert, die Seinestadt unter Eis und Schnee vorzufinden.
    Missmutig wandte ich mich vom Fenster ab, blickte einen Moment auf die zerlesene englische Zeitung mit dem Datum vom 23. Juli 1885, die auf dem freien Platz neben mir lag, und ließ mich zurücksinken. Ich hatte sie vor meiner Abreise in Amsterdam erstanden und kannte sie auswendig. Ich hatte mich dazu entschlossen, mit der Bahn nach Paris zu reisen, wo ich Howard zu treffen hoffte. Es gab bequemere Arten des Reisens, auch komfortablere – aber kaum eine schnellere. Und im Moment war Zeit das, was ich am allerwenigsten hatte. Es war nicht mehr weit bis Paris – nicht einmal mehr achtzig Minuten, hatte der Schaffner gesagt –, aber nach zwanzig Stunden, die ich nahezu ununterbrochen unterwegs gewesen war, erschien mir selbst diese kurze Spanne wie eine Ewigkeit.
    Paris … Ich wiederholte den Namen ein paar Mal in Gedanken und versuchte vergeblich, ihm etwas von dem geheimnisvollen Flair abzugewinnen, das man der Stadt an den Ufern der Seine nachsagte. Für mich hatte dieser Name eher einen düsteren Klang. Bestenfalls würde ich Howard dort wiederfinden und gleich ein halbes Dutzend Wunder bewirken müssen, um ihn vor einer Riesendummheit zu bewahren, und schlimmstenfalls …
    Ich verscheuchte den Gedanken, schloss die Augen und versuchte zu schlafen, was natürlich misslang. Nicht, dass ich nicht müde gewesen wäre; im Gegenteil. Aber wer einmal mit der französischen Eisenbahn gefahren ist, weiß, wovon ich spreche. Die Eisenbahngesellschaft wirbt auf ihren Plakaten mit der Bequemlichkeit und Schnelligkeit ihrer Züge. Was das Tempo angeht, hat sie sicherlich Recht. Aber die Bequemlichkeit? Der Marquis de Sade hätte seine helle Freude an diesem Beförderungsmittel gehabt.
    Der Zug wurde langsamer. Ein schriller, misstönender Pfiff ertönte von der Lokomotive her, dann griffen die Bremsen mit einem Geräusch, als kratze eine Gabel über den Kochtopfboden. Der Zug verlangsamte weiter und hielt mit einem letzten, magenumstülpenden Ruck vor einem einstöckigen Bahnhofsgebäude.
    Neugierig beugte ich mich vor und spähte aus dem Fenster. Das schlechte Wetter schien den Leuten hier auch die Lust am Bahnfahren vergällt zu haben, denn der Bahnsteig war nahezu leer; nur ein ältliches Ehepaar und ein schlanker, mittelgroßer

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