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Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Titel: Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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geraten.« Er erspähte eine freie Mietkutsche, hob die Hand und wartete schweigend, bis der Wagen vor ihnen angehalten hatte und der Kutscher vom Bock sprang, um den Schlag aufzureißen. Rasch sagte er ihm eine Adresse, die Rowlf nicht genau verstand, wartete, bis sein hünenhafter Begleiter in den Wagen gestiegen war und kletterte schnaubend hinterher.
    »Wohin fahren wir?«, fragte Rowlf, als sich die Kutsche schaukelnd in Bewegung setzte. »Ins Hotel?«
    Howard schüttelte den Kopf. »Zu Gaspard«, sagte er nach kurzem Zögern. »Oder zumindest dorthin, wo er gewohnt hat, als ich das letzte Mal hier in Paris war.«
    »Du hast den Namen nie erwähnt«, bemerkte Rowlf. »Was ist das für ein Mann? Ein … Freund von dir?«
    Ein sonderbarer Ausdruck von Trauer huschte über Lovecrafts hagere Züge. »Freund?«, wiederholte er. Dann lächelte er, aber auch dieses Lächeln wirkte traurig. »Ja, wir … waren einmal Freunde«, antwortete er, aber er sprach in einem Ton, als rede er mit sich selbst. »Gute Freunde sogar. Aber dann habe ich seine Freundschaft missbraucht und jetzt würde ich mich schämen, ihm unter die Augen zu treten.«
    »Und trotzdem fahren wir hin?«
    Howard nickte. »Nach allem, was vorgefallen ist, kann er mich eigentlich nur noch hassen«, sagte er leise. »Er würde mir bestimmt mit Freuden helfen, Kontakt mit den Templern herzustellen. Er weiß, dass das hiesige Templerkapitel mich zum Tode verurteilt hat. Und wenn er mich zu ihnen bringt, kann er sich wenigstens an mir rächen. Ohne auch nur einen Finger zu krümmen.«
    Rowlf runzelte die Stirn und setzte dazu an, eine weitere Frage zu stellen, aber dann fiel ihm der sonderbare Ausdruck in Howards Augen auf und er schwieg. Er war lange mit Howard zusammen, vielleicht länger, als irgendein anderer Mensch vor ihm. Und vielleicht kannte er ihn besser als irgendein anderer. Aber es gab noch immer eine Menge Dinge, die er nicht wusste. Und er hatte das sichere Gefühl, dass Howard ohnehin schon mehr gesagt hatte, als er wollte.
    Länger als eine halbe Stunde fuhren sie schweigend weiter, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Die Kutsche rollte über das gepflegte Kopfsteinpflaster der Pariser Straßen, fuhr über den Montmartre und ein paar Minuten lang an den Ufern der Seine entlang, dann begann die Umgebung ganz langsam an Pracht und Schönheit zu verlieren. Die Kleider der Passanten, an denen sie vorüberkamen, waren nicht mehr ganz so teuer und exklusiv. Hier und da tauchte ein Karren mit Gemüse oder Kohlen zwischen den Mietdroschken auf, eine Schlägermütze zwischen den weißen Hüten der Damen, eine schwarze Arbeiterjacke unter den maßgeschneiderten Ausgehanzügen ihrer Kavaliere.
    Als die Kutsche schließlich anhielt, schienen sie nicht nur in einem anderen Teil, sondern in einer anderen Stadt zu sein. Rowlf sah sich misstrauisch um, als sie aus dem Wagen stiegen und von der Bordsteinkante zurücktraten. Die Straße war schmal, flankiert von düsteren, im Laufe der Jahrzehnte schwarz gewordenen Häusern und von Schlaglöchern übersät. Ein unangenehmer, leicht fauliger Geruch hing in der Luft und die wenigen Menschen, die ihnen begegneten, bedachten Howards vornehme Kleidung mit eindeutig feindseligen Blicken. Rowlf spannte sich instinktiv, als Howard mit weit ausgreifenden Schritten auf ein Gebäude am anderen Ende der Straße zuhielt.
    »Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?«, fragte er.
    Howard zuckte mit den Achseln. »Was die Adresse angeht – ja. Allerdings war die Gegend vor fünf Jahren noch nicht so heruntergekommen wie jetzt. Ich hoffe nur, Gaspard wohnt noch hier.«
    Sie überquerten die Straße, wichen einer großen, ölig schimmernden Pfütze aus und blieben schließlich vor einem winzigen Ladengeschäft stehen. Auf den blind gewordenen Scheiben verkündete abblätternde Farbe:
    Francois Gaspard
    An- und Verkauf von Büchern, Antiquariat
    Okkulte Schriften
    »Er scheint wirklich noch hier zu wohnen«, murmelte Howard. Seine Stimme war so leise, als spräche er mit sich selbst, und auf seinen Zügen lag mit einem Mal ein Ausdruck von Schmerz, den sich Rowlf nicht erklären konnte.
    »Vielleicht ist es besser, wenn ich erst einmal allein hineingehe«, bot sich Rowlf an. »Es könnte eine Falle sein.«
    Howard drehte mit einer ruckartigen Bewegung den Kopf. Dann lächelte er verzeihend. »Kaum«, sagte er. »Wenn dort drinnen eine Gefahr auf mich warten sollte, dann bestimmt keine, vor der du mich schützen

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