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Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Titel: Hexer-Edition 08: Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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vor, die nicht da waren – das Rascheln und Schleifen großer, pelziger Leiber, die sie in der Dunkelheit umschlichen; ein leises, irgendwie boshaftes Quieken und Zischeln, das fast übermächtige Gefühl, beobachtet, nein, schlimmer noch – belauert zu werden …
    Howard presste die Kiefer so fest aufeinander, dass seine Zähne hörbar knirschten. Sekundenlang blieb er noch mit geballten Fäusten und fast krampfhaft zusammengekniffenen Lidern stehen, ehe er es wagte, sich zu entspannen und vorsichtig die Augen zu öffnen.
    Im ersten Moment sah er weiter nichts als undurchdringliche Schwärze, dann glaubte er einen sanften Hauch grünlichen Lichtes zu erkennen, irgendwo vor und unter ihnen, in unbestimmbarer Entfernung. Stoff raschelte, direkt neben ihm bewegte sich ein Schatten, und eine Hand berührte ihn an der Schulter.
    »Alles wieder in Ordnung?«, fragte Cohen leise.
    Howard nickte, dann fiel ihm ein, dass Cohen die Bewegung in der Dunkelheit schwerlich sehen konnte, und er sagte: »Ja. Aber wie … wie kommen Sie darauf, dass irgendetwas mit mir nicht in Ordnung wäre?«
    Cohen löste die Hand von seiner Schulter, richtete sich neben ihm zu seiner vollen Größe auf und lachte leise. Es klang nicht sehr belustigt. »Weil Sie halb verrückt sind vor Angst, Lovecraft«, antwortete er. »Sie brauchen es gar nicht abzustreiten. Das geht hier unten jedem so. Selbst mir. Ich war schon unzählige Male hier unten und es ist jedes Mal genauso schlimm wie am ersten Tag.« Er schwieg einen kurzen Moment und als er weitersprach, war seine Stimme hörbar verändert.
    »Ich weiß nicht, was es ist«, sagte er. »Es muss irgendetwas mit diesen Gängen zu tun haben. Vielleicht eine Art Gas, das hier unten in der Luft liegt.« Seine Stimme hörte sich nicht so an, als glaube er selbst an die Begründung, die er sich zurechtgelegt hatte. Aber die Worte brachten Howard auf etwas anderes, das Cohen gesagt und was er schon fast vergessen hatte.
    »Wie meinen Sie das – diese Gänge? Vorhin -«
    »Ich weiß, was ich vorhin gesagt habe«, unterbrach ihn Cohen. »Kommen Sie, es ist viel einfacher, wenn Sie selbst sehen, was ich gemeint habe.« Er drehte sich herum, ergriff Howard am Handgelenk und führte ihn wie ein kleines Kind hinter sich her. Trotz der beinahe vollkommenen Dunkelheit bewegte er sich mit traumwandlerischer Sicherheit. Entweder, überlegte Howard, hatte er Augen wie eine Katze oder er war schon so oft hier gewesen, dass er buchstäblich jeden Fußbreit Boden kannte. Die zweite Erklärung schien ihm wahrscheinlicher.
    Howards Geduld wurde auf keine allzu harte Probe gestellt. Der sonderbare Schein nahm rasch an Intensität zu und wurde zu einem fast taghellen, sanft grünen Licht, das den gewölbten Stollen auf einer Länge von mehr als fünfzig Schritten erhellte. Und dann sah Howard auch, woher er kam: Der Gang erstreckte sich gerade vor ihnen, so weit der Blick reichte (und sicher noch ein gutes Stück weiter), aber in einer Entfernung von kaum zwanzig Schritten klaffte im Boden ein kreisrundes, gut zwei Yards großes Loch, aus dem das grünliche, sonderbar flackernde Licht drang.
    Nein, verbesserte sich Howard in Gedanken. Nicht drang. Floss. Es war das einzige Wort, das ihm passend erschien. Vorhin, als er den grünen Schein das erste Mal bemerkt hatte, war er ihm nur sonderbar vorgekommen; jetzt wirkte er bedrohlich. Es war das absonderlichste Licht, das er jemals gesehen hatte. Es schien sich – obgleich Howard sehr wohl wusste, dass dies eine physikalische Unmöglichkeit war – langsam zu bewegen, träge, wie in schwerfälligen, wellenförmigen Schüben, als wäre es gar kein richtiges Licht, sondern eine Art leuchtendes Gas oder Wasser. Und es war unangenehm.
    »Was ist das?«, wisperte er.
    Cohen blieb abrupt stehen, drehte mit einem wütenden Ruck den Kopf und starrte ihn an. »Sie sollen still sein, zum Teufel!«, zischte er. »Wir sind ihnen sehr nahe.« Er deutete auf den Schacht, der jetzt keine drei Schritte mehr vor ihnen lag. »Können Sie klettern?«
    Howard nickte. Cohen machte eine Grimasse, die wie ein unausgesprochenes wenigstens etwas aussah, ging rasch bis zum Rand des Schachtes und kniete umständlich nieder. Als Howard neben ihm anlangte, sah er, dass eine Anzahl rostiger Eisenringe an seiner gegenüberliegenden Seite in die Tiefe führte. Sie waren nicht genau untereinander, sondern versetzt angeordnet und – obgleich ihm der Abstand seltsam falsch erschien – doch so, dass man

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