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Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Titel: Hexer-Edition 08: Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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kam rasch zwei, drei Schritte näher und blieb so abrupt stehen, als wäre sie gegen eine unsichtbare Wand geprallt. »Robert!«, sagte sie alarmiert. »Was haben Sie?«
    Ich kam nicht mehr dazu, zu antworten. Ein dumpfes, stöhnendes Knirschen lief durch den Boden. Das Haus bebte. Die Fensterscheiben zerbarsten klirrend, Staub, Kalk und Holz regnete von der Decke, dann erzitterte das ganze Haus wie unter einem Schlag und die Erschütterung riss uns alle drei von den Füßen.
    Eine halbe Sekunde lang blieb ich benommen liegen, während das Haus und der Boden einen irrsinnigen Tanz um uns herum aufzuführen schienen. Irgendwo erklang ein grauenhaftes Knirschen und Poltern, dann ertönte ein Laut, als zerrisse über uns ein gigantisches, straff gespanntes Tuch und etwas traf mich mit furchtbarer Wucht an der Schulter.
    Der Schmerz riss mich in die Wirklichkeit zurück. Es regnete Steine und zerborstene Balken und die Luft war so voller Staub, dass ich kaum noch zu atmen vermochte. Ich begriff, dass das Haus über unseren Köpfen zusammenbrach. Hastig griff ich nach meinem Stockdegen, stemmte mich mit verzweifelter Kraft hoch und stolperte in die Richtung, in der hinter den tanzenden Schwaden die Tür liegen musste. Irgendwo hinter mir schrie jemand. Ich blieb stehen, sah Lady Audley und ergriff ihr Handgelenk. Rücksichtslos zerrte ich sie hinter mir her aus dem Haus und ein paar Yards auf die Straße hinaus.
    Keine Sekunde zu früh. Ein dritter, noch gewaltigerer Schlag traf das Haus und ließ es in den Grundfesten erbeben. Fenster und Türen zerbarsten, als wäre drinnen eine Bombe explodiert, und plötzlich neigte sich das ganze Gebäude zur Seite, erzitterte wie ein waidwundes Tier – und brach wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Lady Audley und ich brachten uns mit einem verzweifelten Satz in Sicherheit. Eine graue Staubwolke quoll hoch und nahm uns die Sicht.
    Aber es war noch nicht vorbei. Im Gegenteil. Was immer es war – es begann gerade erst.
    Der Boden erzitterte weiter. Ein mahlendes Geräusch überlagerte das Krachen und Poltern des zusammenstürzenden Hauses und plötzlich bäumte sich die gesamte Straße auf, sackte mit einem ächzenden Laut zurück und begann zu zittern.
    Und dann brach die Hölle los.
    Lady Audley schrie auf. Ihre Fingernägel gruben sich so tief in meine Haut, dass warmes Blut meinen Arm herunterlief, und ihre andere Hand deutete auf einen Punkt am entgegengesetzten Ende der Straße. Ihr Gesicht war eine Maske des Grauens.
    Dann sah ich, was sie so entsetzt hatte: Am anderen Ende des Ortes, nur wenige hundert Schritte entfernt, wölbte sich der Boden empor. Das ausgetretene Kopfsteinpflaster zerbarst, als schlüge eine unsichtbare Gigantenfaust von unten dagegen. Steine, Erdreich und Felstrümmer flogen wie tödliche Geschosse durch die Luft. Die Straße zerbrach. Ein meterbreiter Spalt entstand, raste in irrsinnig schnellem Zickzack auf uns zu und wurde dabei breiter und breiter.
    Verzweifelt zerrte ich Lady Audley mit mir und versuchte, dem heranrasenden Riss zu entgehen, stolperte und schlug der Länge nach hin. Weniger als einen halben Yard neben mir brach der Boden auseinander und da, wo vor Sekundenbruchteilen noch massiver Stein gewesen war, klaffte plötzlich ein bodenloser Schlund.
    Ein Abgrund, in den Lady Audley langsam, aber mit unbarmherziger Beharrlichkeit abzurutschen begann!
    Sie schrie. Ihre Hände griffen verzweifelt ins Leere, fuhren über Stein und loses Erdreich und rutschten Zentimeter für Zentimeter ab.
    Ich warf mich zur Seite und griff nach ihren Armen. Der Stockdegen entglitt meinen Fingern und verschwand in der Tiefe. Meine Hände schlossen sich mit verzweifelter Kraft um ihre Handgelenke; eine Sekunde, bevor sie vollends den Halt verlor und mit einem letzten, gellenden Schrei nach hinten kippte.
    Der Ruck schien mir schier die Arme aus den Schultern zu reißen. Ich spürte, wie ich selbst den Halt verlor, über das glatte Pflaster nach vorne und auf den Abgrund zugezerrt wurde und im letzten Moment wieder zur Ruhe kam.
    Lady Audley begann wie von Sinnen mit den Beinen zu strampeln. Unter ihr zuckte und bebte der Riss wie ein gigantisches, steinernes Maul. Mein Oberkörper hing schon zur Hälfte über dem Abgrund und Lady Audleys Gewicht zerrte wie ein Felsen an meinen Armen. Ich würde den Druck nur noch Sekunden aushalten.
    »Hören Sie auf zu strampeln!«, brüllte ich verzweifelt. »Ich ziehe Sie rauf!«
    Zu meiner eigenen Überraschung reagierte sie

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