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Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Titel: Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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begann er nach einer Weile.
    »Ich fürchte es«, bestätigte ich. »Aber um es gleich zu sagen, hier liegt ein –«
    »Ein furchtbares Missverständnis vor, ich weiß, ich weiß«, unterbrach mich Tergard. »Roosfeld hat mir alles berichtet. Sie müssen De Cruyk vergeben, Craven. Er ist nützlich, aber leider auch ein gottverdammter Idiot.« Er seufzte. »Die Welt ist voller Idioten, Mister Craven«, sagte er. »Es tut gut, zur Abwechslung einmal einen vernünftigen Menschen zu treffen. Sie sind doch vernünftig, nehme ich an?«
    Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich wirklich begriff, worauf er hinauswollte. Zögernd nickte ich. »Dieser Kapitän De Cruyk –«
    »Ich sagte bereits, De Cruyk ist ein Narr«, unterbrach mich Tergard, eine Spur schärfer als das Mal zuvor. Der Ausdruck in seinen Augen erinnerte mich plötzlich an Eis. »Er ist ein guter Seemann, aber er kann einen Elefanten nicht von einer Maus unterscheiden, wenn man ihm den Unterschied nicht erklärt.«
    »Dann … dann glauben Sie nicht, dass ich …«
    »Dass Sie ein Betrüger sind?« Tergard lächelte. »Ein Abenteurer, der versucht, unsere Blockade zu durchbrechen? Aber natürlich nicht.«
    »Welche Blockade?«, fragte ich.
    Tergard tat so, als hätte er meine Frage nicht gehört. »Sie sind keiner von diesen Abenteurern, Craven«, sagte er. »Das Meer spült sie zu Dutzenden hier an und Sie können mir glauben, ich erkenne sie auf zehn Kilometer. Nein, Craven. Keine Sorge. Ich halte Sie keineswegs für einen Abenteurer.«
    Er legte eine kleine, genau berechnete Pause ein, nippte an seinem Glas und sagte im gleichen freundlichen Plauderton: »Ich denke, dass Sie ein verdammter britischer Spion sind, Craven.«
    Ich starrte ihn an. »Ein … was?«, murmelte ich.
    Tergard stellte sein Glas mit spitzen Fingern auf den Tisch zurück, schlug die Beine übereinander und sah an mir vorüber. »Roosfeld«, sagte er leise.
    Ich sah den Schlag kommen und versuchte mich zu spannen, aber meine Reaktion kam zu spät. Roosfelds Faust traf mich dicht unter dem rechten Auge, ließ mich mitsamt dem Stuhl nach hinten kippen und halbwegs durch den Raum schlittern, ehe ich endlich zur Ruhe kam.
    Als ich mich aufrichten wollte, traf mich sein Fuß haargenau auf die gleiche Stelle. Diesmal war ich klug genug, liegen zu bleiben.
    »Nun, Mister Craven«, sagte Tergard leise. »Beseitigt das Ihre Verständigungsprobleme? Oder soll Roosfeld Ihrem Gehör noch einmal auf die Sprünge helfen?«
    Stöhnend versuchte ich mich in die Höhe zu stemmen. Mein Schädel dröhnte, als hätte mich ein Pferd getreten, und in meinem Mund war ein Geschmack wie nach Blut und hilflosem Zorn. Mir war übel. Roosfeld musste mich wie ein Kind auf die Füße stellen.
    »Ich … habe verstanden, Tergard«, murmelte ich. »Aber Sie irren sich. Ich bin kein Spion.«
    Roosfeld knurrte und holte zu einem neuen Schlag aus, aber Tergard hielt ihn mit einer raschen Handbewegung zurück. Roosfeld gab ein fast enttäuschtes Schnauben von sich, hielt mich mit der linken Hand am Kragen fest und stellte mit der anderen den Stuhl wieder auf, um mich hineinzustoßen.
    »Natürlich sind Sie kein Spion, Craven«, sagte Tergard spöttisch. »Woher auch?«
    »Verdammt, ich weiß nicht, wovon Sie reden, Tergard«, stöhnte ich. »Bis vor wenigen Stunden wusste ich nicht einmal, dass es diese Insel gibt!«
    Tergard gab Roosfeld einen Wink …
    Als ich wieder zur Besinnung kam, schüttelte Tergard in einer Art den Kopf, als unterhielte er sich mit einem störrischen Kind. »Warum machen Sie es sich und mir nicht leichter, Craven?«, fragte er.
    »Ich will meinen Konsul sprechen«, murmelte ich.
    Tergard seufzte. »Sie missverstehen Ihre Lage, mein lieber Freund«, sagte er liebenswürdig. »Wir sind hier nicht in England, nicht einmal in irgendeiner eurer Kolonien. Roosfeld hier kann Sie zu Tode prügeln, wenn ich es ihm sage, und niemand würde auch nur eine Träne deswegen vergießen.« Er stand auf, kam um seinen Tisch herum und beugte sich so dicht zu mir herab, dass ich seinen Atem im Gesicht spüren konnte. Seine Hand berührte meine Schulter und wieder sah ich das Blitzen von Gold und Emaille und blutig rotem Rubin an seinem Ringfinger.
    »Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Craven«, sagte er. »Sie werden mir jetzt alles erzählen – wer Sie geschickt hat, was Sie herausfinden wollten und wer Ihre Kontaktleute auf den Inseln sind, und wenn ich Ihre Angaben überprüft habe und merke, dass Sie die Wahrheit

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