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Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Titel: Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Sie wissen wollten.«
    »Sie wären doch ohnehin hergekommen, oder?«, fragte Shannon, ohne ihn anzublicken. »Da ist es doch praktischer, wenn wir zusammen gehen.« Plötzlich wandte er doch den Blick. »Außerdem kann es sein, dass ich Ihre Hilfe brauche.«
    Eldekerk fuhr sich nervös mit der Zungenspitze über die Lippen. Wobei sollte er diesem unheimlichen Fremden schon helfen? Es gab absolut nichts, was Shannon nicht besser und zehn Mal schneller hätte tun können. Nein, dachte er schaudernd. Der wahre Grund war ein ganz anderer.
    »Sie … Sie wollen mich umbringen, nicht?«, fragte er plötzlich.
    Shannon lachte leise. »Sie einzig dazu hierher zu bringen, wäre eine ziemliche Verschwendung von Zeit und Kraft, finden Sie nicht?«, fragte er. »Seien Sie nicht albern.«
    Einen Moment lang sah er Eldekerk scharf an, dann drehte er sich herum, lehnte sich mit dem Rücken gegen den Felsen, hinter dem sie Deckung gesucht hatten, und ließ seinen Blick über das schmale, sichelförmig gebogene Strandstück gleiten. Eldekerk war überrascht gewesen, wie groß der Strand war, der sich unter dem Felsüberhang verbarg. Der lotrecht abstürzende Fels verbreiterte sich pyramidenförmig an seiner Basis und der Strand, von oben aus unsichtbar, war einen guten halben Kilometer lang, wenn auch an keiner Stelle breiter als zehn Meter. Die dunklen Flutmarkierungen an der Felswand hinter ihnen verrieten Eldekerk, dass er manchmal unter der Wasserlinie liegen musste. Der Gedanke, noch hier zu sein, wenn die Flut kam, ließ ihn schaudern.
    »Was ist das?«, fragte Shannon plötzlich und deutete auf eine Stelle schräg hinter Eldekerk. Eldekerk drehte sich ebenfalls um und blickte einen Moment lang konzentriert in die angegebene Richtung, ehe er mit den Schultern zuckte.
    Zwanzig, vielleicht fünfundzwanzig Meter hinter ihrem Versteck gähnte ein Spalt in der Form eines auf die Spitze gestellten Dreieckes in der Wand, gut doppelt mannshoch und an der breitesten Stelle sicherlich fünf Meter messend.
    »Ich weiß es nicht«, gestand er. »Eine Höhle, vermute ich.«
    »Gibt es viele Höhlen hier?«, fragte Shannon.
    »Auf den Inseln?« Eldekerk nickte. »Sehr viele. Manche führen direkt bis zum Krater hinauf, sagt man. Aber es ist nicht sehr ratsam, hineinzugehen.«
    »Warum?«, fragte Shannon.
    Eldekerk deutete mit einer Kopfbewegung in die Richtung, in der der Gipfel des Hauptkraters in der Nacht verborgen war. »Gas«, sagte er. »Gas und Lava. Der Krakatau ist ein aktiver Vulkan, vergessen Sie das nicht. Manche von diesen Höhlen sind so voller Gas, dass ein falscher Furz reicht, sie in die Luft fliegen zu lassen.«
    Shannon lächelte flüchtig, drehte den Kopf – und ließ sich mit einer so raschen Bewegung in den Schutz des Felsens fallen, dass Eldekerk erschrocken zusammenfuhr. Abrupt blickte er zum Meer hinüber.
    Es war wie in den Nächten zuvor, aber sehr viel näher.
    Zuerst erschien das Licht, wobei sich Eldekerk nicht einmal mehr sicher war, ob es überhaupt Licht in dem Sinne des Wortes war, den er kannte. Es begann als sanftes, kaum merkliches Glühen über der Wasseroberfläche, wie leuchtender Nebel, der aus dem Nichts kam und sich in trägen, spielerisch auf und ab wogenden Schwaden verteilte.
    Dann kamen die Geräusche; der dumpfe, anschwellende Singsang und das unheimliche Heulen, das irgendetwas in ihm berührte und zum Schwingen brachte, und schließlich die Boote.
    Eldekerk hatte sie noch nie so nahe gesehen wie dieses Mal, nicht einmal durch das Glas seines Fernrohres. Sie erschienen wenig mehr als einen Kilometer vor der Küste und näherten sich rasch, vorangetrieben von den langen, knöchernen Stangen ihrer Insassen und einem Wind, der so plötzlich aufgetaucht war wie die Boote und den Atem einer fremden, unglaublich düsteren Welt mit sich brachte.
    Eldekerk stöhnte auf, als er die Boote zum ersten Male wirklich sah. Es war ein Bild, wie es kein Albtraum schrecklicher hervorbringen konnte.
    Die Boote waren keine wirklichen Boote, sondern unbeschreibliche Zwitter aus erstarrter Furcht und gigantischen, lebenden Dingen – die Rümpfe lang gestreckt und flach, übersät mit stacheligen Auswüchsen und runden, glänzenden Dingen, die sich dem Auge nicht wirklich zu erkennen gaben, drachenköpfig und schrecklich, die Segel riesige flappende Hautlappen, glänzend wie Leder und absurd geformt, nicht an den Masten befestigt, sondern aus ihnen hervorgewachsen, die Ruder gewaltige lederne Flossen, von einem

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