Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons
verrückt«, fauchte Bodine. »Wir kommen mit!«
Er wollte unverzüglich losgehen, aber ich riss ihn am Arm zurück. »Sei vernünftig, One-Shot«, sagte ich. »Ihr könnt mir nicht helfen. Und ich bin froh, wenn ich allein lebend durchkomme.«
»Er hat Recht«, sagte Cody leise. »Du würdest ihn nur behindern.«
Bodine presste wütend die Lippen aufeinander und setzte zu einer Antwort an, aber in diesem Moment bockte der Boden erneut und diesmal neigte sich der Wagen deutlich spürbar zur Seite. Für einen kurzen, schrecklichen Moment hatte ich das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren und schwerelos in der Luft zu hängen, dann fiel der Wagen mit einem spürbaren Ruck auf die Gleise zurück.
»Mein Gott!«, keuchte Bodine. »Der Pass!«
»Welcher Pass?«, fragte ich alarmiert.
»Der Candon-Pass«, antwortete Bodine. Seine Augen waren weit vor Schrecken. »Keine fünf Meilen mehr von hier, Robert. Der Zug muss eine Schleife fahren. Wir … wir fliegen aus den Schienen, wenn wir mit diesem Tempo dort ankommen.«
»Wieviel Zeit bleibt uns noch?«, fragte ich erschrocken.
»Ein paar Minuten«, flüsterte Bodine. »Nicht mehr. Wir … müssen nach vorne. Zur Lok!«
Ich habe niemals an böse Omen geglaubt. Bis zu diesem Moment.
Denn Bodine hatte die Worte noch nicht ganz ausgesprochen, als die vordere Tür des Wagens mit einem berstenden Schlag aus den Angeln gesprengt wurde.
Unter der Öffnung erschien ein Albtraum.
Das Ding hatte keine konkrete Form; ein doppelt mannsgroßer Klumpen aus schwarzem Fleisch, Tentakel schwingend und mit zahllosen kleinen, gezahnten Mäulern in die leere Luft schnappend.
Cody schrie auf und feuerte seine Büchse ab, doch die Kugeln vermochten das Ungeheuer nicht aufzuhalten.
Mit einer fließenden Bewegung kam das grässliche Ding näher, durchquerte den Wagen aber nur zur Hälfte und blieb plötzlich hocken. Seine zahllosen Mäuler schnappten. Die schwarzen Tentakel pfiffen durch die Luft wie Peitschenschnüre. Und dann erkannte ich den zuckenden Faden, der unter der zerborstenen Tür verschwand. Auch dieses Ding war nicht mehr als eine Marionette.
Aber nichtsdestotrotz tödlich. Selbst mit meinem Degen wäre es Irrsinn gewesen, einen Angriff auf dieses Ungeheuer zu wagen.
Und selbst, wenn es mir gelungen wäre, die Bestie zu überwinden – mir blieb einfach nicht genug Zeit! Fünf Meilen hatte Bodine gesagt. Jetzt vielleicht schon nur noch vier! Noch wenige Minuten und der Zug würde in die enge Kurve vor dem Pass schießen und an den Felsen zerschmettern!
»Über die Dächer!«, keuchte Bodine. »Oben über den Wagen, Robert! Das ist die einzige Chance!«
Ich fuhr herum, sprang wieder auf die Plattform hinaus und griff hastig nach der schmalen Eisenleiter, die auf den Zug hinaufführte. Den Degen wie ein Piratenmesser zwischen den Zähnen, kletterte ich am Wagen empor, zog mich mit einer verzweifelten Bewegung auf das gekrümmte Dach und versuchte aufzustehen.
Um ein Haar hätte mich der Wind vom Zug geschleudert.
Mit einem erschrockenen Keuchen warf ich mich vor und blieb sekundenlang gegen das Dach gepresst liegen. Der Wagen sprang wie ein tollwütig gewordenes Pferd hin und her und unter den rasenden Rädern der Wagen stoben immer wieder Funken auf. Der Fahrtwind war zu einem Orkan geworden, der mich wie ein trockenes Blatt packen und davonwirbeln würde, wenn ich den Fehler beging, aufzustehen.
Aber ich musste nach vorne. Das Gehirn des Shoggoten befand sich zweifellos dort, vermutlich auf der Lokomotive; und wenn es mir nicht gelang, das Ungeheuer innerhalb der nächsten drei, vier Minuten unschädlich zu machen, waren wir alle verloren.
Mit zusammengebissenen Zähnen stemmte ich mich hoch, zog den Kopf zwischen die Schultern und kroch auf Händen und Knien weiter, bis ich das Ende des Wagendaches erreichte. Etwas Schwarzes, Glänzendes war unter mir und finstere Schatten flogen an uns vorüber.
Ich setzte alles auf eine Karte und sprang.
Es war die schrecklichste Sekunde meines Lebens. Ich hing über dem Nichts, mit weit ausgestreckten Armen und Beinen, der Wind schlug mit unsichtbaren Fäusten auf mich ein und die gierigen Nervenfäden des Shoggoten griffen wie Millionen dürrer Krakenarme nach mir.
Dann prallte ich auf das Dach, schlug mir Nase und Lippen blutig und fand mit verzweifelter Kraft Halt.
Midwailer schaufelte Kohlen. Das Blatt seiner Schaufel glühte in hellem Orangerot, und der hölzerne Stiel hatte längst Feuer gefangen,
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