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Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Titel: Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schwarzen Kokons.
    Das Ergebnis war ganz so, wie ich gehofft hatte: Das schwarze Shoggoten- Geflecht zerfiel schon unter der ersten flüchtigen Berührung der Klinge. Etwas Rosiges schimmerte dahinter. Doch als ich den Degen zurückzog, begann sich die Lücke sofort wieder zu schließen. Die schwarze Masse wuchs so rasch nach, dass man zusehen konnte.
    Aber ich wusste, was zu tun war.
    Vorsichtig richtete ich mich wieder auf, trat in den Gang zurück und durchtrennte den dünnen Plasmafaden.
    Ein rasches Zucken lief durch das finstere Gewebe im Abteil. Dann hörte das Pulsieren der Masse auf und schon in der nächsten Sekunde begann der Auflösungsprozess.
    Ich sah nicht weiter zu, sondern folgte mit klopfendem Herzen der glitzernden Schleimspur, die der Protoplasmafaden hinterlassen hatte. Ein Gefühl dumpfen, hilflosen Zornes machte sich in mir breit, als ich sah, dass er auch unter der Tür des nächsten Abteiles verschwand, dann im nächsten und im übernächsten …
    Der ganze Wagen, wenn nicht der ganze Zug, schien sich bereits im Griff des Monstrums zu befinden.
    Ich öffnete die nächste Abteiltür nicht mehr, sondern zertrennte wütend den Schleimfaden, eilte weiter, zerschnitt einen Faden nach dem anderen, bis ich am Ende des Waggons angelangt war und wieder eine Tür vor mir hatte.
    Aber ich öffnete sie noch nicht, sondern blieb stehen und sah noch einmal zurück. Die Abteiltüren waren geschlossen, aber ich wusste, was dahinter vorging.
    Cody und Bodine folgten mir in einigen Schritten Abstand. Ihre Gesichter waren bleich und auf Codys Lippen lag ein sonderbar verbissener Ausdruck; eine Mischung aus Angst, Entsetzen und noch irgendetwas anderem, das ich nicht einzuordnen vermochte.
    »Wie viele Wagen hat der Zug?«, fragte ich.
    Cody überlegte einen Moment. »Zehn«, antwortete er dann. »Oder elf … Genau weiß ich es nicht.« Er zögerte. »Glauben Sie, dass … dass es überall so aussieht?«
    Statt einer Antwort drehte ich mich wieder herum, öffnete die Tür und spähte vorsichtig durch den Spalt.
    Vor mir lag die Plattform des Wagens, ein kaum anderthalb Schritte messendes Geviert, von einem brusthohen Geländer eingefasst und leicht hin und her schwankend. Die Landschaft flog in rasendem Tempo an uns vorüber, aber darauf achtete ich kaum. Mein Blick hing wie gebannt an der Plattform des nächsten Waggons.
    Genauer gesagt, an dem haarfeinen schwarzen Gespinst, das die beiden Eisenbahnwagen miteinander verband.
    Cody, der dicht hinter mich getreten war, stieß einen sonderbaren Laut aus, als er das schwarze Etwas sah. Es war mehr als in unserem Wagen; kein haardünner Strang mehr, sondern ein dickes, tausendfach ineinandergedrehtes Tau, das zuckte und bebte wie ein Bündel sich windender schwarzer Schlangen.
    Ohne ein Wort zog ich die Tür auf, aber in diesem Moment berührte mich Bodine am Arm und deutete nach draußen. »Fällt dir nichts auf?«, fragte er.
    Ich folgte der Geste, konnte aber nichts Außergewöhnliches erkennen. Genau genommen erkannte ich überhaupt nichts, denn es war stockfinster, und der Zug preschte mit solchem Tempo dahin, dass die Landschaft zu einem Konglomerat ineinander fließender Schatten geworden war.
    »Wir sind zu schnell«, fuhr Bodine fort, als ich nicht antwortete. »Ich kenne diese Strecke. Bin sie schon ein paar Mal gefahren. Gleich kommen ein paar verdammt haarige Kurven. Wenn wir in dem Tempo da reingehen, springt der Zug glatt aus den Schienen.«
    »Ein Grund mehr, dass wir uns beeilen«, versetzte Cody, noch ehe ich Gelegenheit fand, zu antworten. »Los.«
    Ich packte meinen Degen fester, zog die Tür vollends auf und trat mit einem raschen Schritt auf die schwankende Plattform hinaus.
    Der Fahrtwind peitschte mir ins Gesicht und trieb mir die Tränen in die Augen; und erst jetzt fiel auch mir auf, wie schnell der Zug geworden war. Die Plattform unter meinen Füßen schwankte und bockte wie ein Schiff im Sturm. Instinktiv streckte ich die Hand nach dem Geländer aus, führte die Bewegung aber nicht zu Ende, sondern zog meine Finger so abrupt zurück, als hätte ich glühendes Eisen angefasst.
    Das Geländer war schwarz vor dünnen, peitschenden Strängen.
    Aus dem mikroskopisch feinen Faden, der uns hierher geführt hatte, waren Millionen geworden; kurz und glänzend und sich hin und her wiegend wie bizarre Wimpern.
    Angeekelt hob ich den Degen und wischte das Zeug fort, aber es war wie die Male zuvor: Das Geflecht wuchs beinahe schneller nach, als meine

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