Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons
dürfen. Es lauert.«
Cody fuhr herum und starrte mich an. »Stimmt das?«
»Ich … fürchte«, gestand ich zögernd.
»Sie fürchten, so!« Cody lachte rau. »Sie wissen eine Menge mehr über diese Kreatur, als Sie uns erzählt haben, Robert«, behauptete er.
»Das stimmt. Aber ich fürchte, jetzt ist nicht die Zeit, Ihnen alles zu erklären. Sie würden mir sowieso nicht glauben«, fügte ich etwas leiser hinzu.
Cody verzichtete darauf, auf meine Worte zu reagieren. Stattdessen wandte er sich mit einem Ruck um, stampfte in sein Abteil zurück und kramte geräuschvoll in seinen Sachen herum. Als er wieder herauskam, war er dabei, das Magazin seiner Büffelbüchse zu füllen. Die Taschen seiner Lederjacke beulten sich von der Menge der Patronen, die er eingesteckt hatte.
»Was haben Sie vor?«, fragte ich.
Cody lachte humorlos. »Was schon?«, fragte er. »Wir gehen nach vorne und sehen nach, wie viele von diesen Monstren noch da sind. Ich gehe lieber zu ihnen, ehe sie zu mir kommen.«
»Das ist Wahnsinn«, sagte ich. »Sie haben gesehen, wie wenig Sie mit Ihren Waffen gegen diese Geschöpfe ausrichten können. Bleiben Sie hier und beschützen Sie Annie. Ich gehe allein.«
»Das kommt überhaupt nicht in Frage«, sagte Bodine an Codys Stelle. »Bill und ich begleiten Sie. Sitting Bull wird hierbleiben.«
Ich wollte widersprechen, aber als ich in Bodines Augen sah, wusste ich, dass es sinnlos war. Schließlich nickte ich.
»Gut. Aber Sie bleiben hinter mir und tun nichts, wenn ich es Ihnen nicht sage«, bestimmte ich. »Wenn mir etwas zustoßen sollte, versuchen Sie wenigstens meinen Degen zu retten. Das ist die einzige Waffe, mit der Sie die Ungeheuer töten können.«
Und damit wandte ich mich um, ging ohne ein weiteres Wort zum vorderen Ende des Wagens und stieß die Tür in den Wahnsinn auf.
Midwailer schaufelte weiter Kohlen.
Und der Zug wurde schneller.
Der Gang lag still wie ein Grab vor uns. Nicht der mindeste Laut war zu hören, sah man vom monotonen Rattern des Zuges ab. Nirgends bewegte sich etwas. Nirgends brannte ein Licht.
»Was ist hier los?«, flüsterte Bodine neben mir. »Verdammt, da … da stimmt doch was nicht.«
Ich gebot ihm mit einer unwilligen Geste zu schweigen, schob vorsichtig die Tür zum ersten Abteil auf und lugte hinein. Es war leer.
Aber Bodine hatte natürlich Recht. Der Kampflärm – und vor allem das Krachen von Codys Büffelbüchse – mussten gehört worden sein. Es war einfach nicht möglich, dass niemand kam, um nachzusehen.
Aber vor uns war nichts. Nicht das geringste Zeichen von Leben.
Und die einzige Erklärung, die es dafür gab, weigerte ich mich einfach zu akzeptieren.
Vorsichtig, den Degen halb erhoben, näherte ich mich dem nächsten Abteil, aber noch bevor ich die Tür öffnen konnte, berührte mich Cody am Arm und deutete stumm nach unten.
Der Anblick ließ mein Herz einen schmerzhaften Schlag überspringen und wie ein Hammerwerk weiterrasen.
Nicht weiter als eine Handspanne vor meinen Füßen schlängelte sich ein dünner, im blassen Mondlicht kaum zu erkennender schwarzer Faden über den Boden und verschwand unter der Tür.
Cody entsicherte sein Gewehr und wich bis zum Fenster zurück. Der doppelte Lauf der Flinte richtete sich auf die Abteiltür, während Bodine auf der anderen Seite Aufstellung nahm, beide Colts in den Händen.
Mit klopfendem Herzen streckte ich die Hand nach der Tür aus, entriegelte sie und schob sie ein Stück weit auf. Ich war auf das Schlimmste gefasst.
Aber nicht auf das, was ich wirklich sah.
Der Faden, der sich irgendwo aus der Dunkelheit vor uns heranschlängelte und unter der Tür hindurchlief, fächerte vor mir auseinander und bildete ein gewaltiges, ganz sacht pulsierendes Gespinst, fein wie schwarzer Rauch, das den Boden bis auf den letzten Quadratzentimeter bedeckte. Dünne, glitzernde Stränge waren die Wände hinaufgekrochen, bis zum Fenster, den Gepäckablagen und den Sitzbänken.
Und darauf …
Im ersten Moment weigerte sich mein Verstand einfach, das Bild zu glauben, das meine Augen sahen.
Auf den lederbezogenen Bänken des Erste-Klasse-Abteils lagen schwarze Klumpen einer pulsierenden Masse, wie mannsgroße Kokons.
Der Anblick schnürte mir die Kehle zu und eine unsichtbare, eisige Hand strich über meinen Rücken. Was war mit den Passagieren geschehen?!
Behutsam ließ ich mich in die Hocke sinken, suchte mit der linken Hand am Türrahmen Halt und stieß mit dem Degen nach dem ersten der
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