Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons
zu haben.
Seine beiden Revolver entluden sich. Der Körper der Bestie zuckte und wieder erlahmten ihre Bewegungen für einen Moment. Nicht lange, aber doch lange genug, um Sitting Bull Gelegenheit zu geben, sich loszureißen und hastig von dem Ungeheuer davonzukriechen.
»Zum Teufel, was ist das?«, keuchte Cody. Er fuhr herum, packte mich an den Rockaufschlägen und schüttelte mich wild. »Verdammt, Robert, was ist das für ein Ding?«, brüllte er.
Mit verzweifelter Kraft machte ich mich los. Eine verzweifelte Hoffnung machte sich in mir breit. Der Gedanke war entsetzlich, aber er war vielleicht unser letzter Ausweg. »Halten Sie ihn auf!«, brüllte ich. Blitzschnell fuhr ich herum, stürmte in mein Abteil und riss den Stockdegen von der Gepäckablage herunter.
Obwohl ich kaum fünf Sekunden brauchte, um in den Gang zurückzukehren, hatte sich die Situation abermals verändert. Für einen Moment erkannte ich nichts außer einem schier unentwirrbaren Knäuel aus Leibern und Gliedern. Cody, Bodine und Sitting Bull hatten sich gemeinsam auf den Unheimlichen geworfen und versuchten ihn niederzuringen.
Aber nicht einmal mit vereinten Kräften waren sie dem Unheimlichen gewachsen! Ich sah, wie sich Bodine plötzlich krümmte und die Hände vor den Leib schlug, dann ging Sitting Bull zu Boden und schließlich taumelte auch Cody zurück, von einem Fausthieb des Ungeheuers getroffen.
Und im gleichen Moment sprang ich vor. Wenn ich mich täuschte, wenn meine Vermutung falsch war, dann war ich jetzt so gut wie tot.
Mit einem Satz setzte ich über Sitting Bull hinweg, zog die Klinge des Stockdegens aus ihrer Umhüllung und stieß sie dem Ungetüm in den Leib.
Die Bestie keuchte; das erste Mal, dass sie überhaupt einen Laut von sich gab. Für eine halbe Sekunde erstarrte sie mitten in der Bewegung, dann wankte sie, fiel nach hinten und prallte gegen die Wand. Wo meine Klinge das schwarze Geflecht berührt hatte, begannen sich die Fäden aufzulösen.
Und trotzdem war sie immer noch nicht tot.
Der Zersetzungsprozess ging weiter.
Das schreckliche Gespinst zerfiel, löste sich auf und verschwand schließlich, aber es waren immer nur einige Fäden, die dem Einfluss meines Shoggotensternes erlagen. Andere wurden nur angegriffen oder schienen gar immun gegen meine Waffe.
Entsetzt stieß ich abermals zu und wieder stürzte die Bestie. Aber das Ergebnis war das gleiche. Die Fäden wuchsen nach, fast schneller, als meine Klinge sie vernichten konnte!
Plötzlich sah ich eine Bewegung irgendwo hinter und unter dem Unheimlichen. Ich sprang vor, versetzte ihm noch einen Hieb und gewahrte einen kaum fadendünnen, sich schlängelnden Strang der schwarzen Masse, der unter der Tür am Ende des Wagens verschwand.
Und endlich begriff ich.
Der Mann war nicht mehr als eine Marionette, ein Werkzeug, das ausgeschickt worden war, mich oder Sitting Bull oder auch uns beide zu töten. Unser wahrer Gegner war viel weiter vorne im Zug!
Mit einem Schrei schwang ich meinen Degen und ließ ihn auf den schwarzen Strang heruntersausen.
Die Klinge zertrennte die gallertartige Masse. Das abgeschnittene Ende zuckte noch sekundenlang und lag dann still, während das andere Ende plötzlich hin und her zu peitschen begann, sodass ich mich mit einem erneuten Satz in Sicherheit bringen musste. Dann kroch es, sich windend wie eine Schlange und eine glitzernde Spur auf dem Boden hinterlassend, davon und verschwand unter der Tür.
Hinter mir erscholl ein helles Bersten und Klirren. Ich fuhr herum, den Degen kampfbereit in der Hand. Aber es gab nichts mehr, wogegen ich ihn hätte benutzen können.
Der Angreifer war verschwunden. Wo er gestanden hatte, pfiff der Wind eisig durch ein zersplittertes Fenster.
Durch das Fenster, aus dem Cody und One-Shot Bodine ihn kurzerhand geworfen hatten.
Vorne auf der Lok stand Midwailer und schaufelte Kohlen. Der Zug wurde schneller.
Es dauerte lange, bis sich Annie soweit erholt hatte, dass sie wenigstens zu schreien aufhörte und Cody sie behutsam in sein Abteil führen konnte. Dabei war Annie Oakley im Grunde eine tapfere Frau, die so schnell vor nichts Angst hatte und schon gar nicht in hysterische Schreikrämpfe ausbrach, wenn irgendetwas geschah, was sie erschreckte.
Aber das, was sie in den letzten Augenblicken erlebt hatte, war einfach zu viel. Und ich kannte diese Reaktion, selbst von Männern, die sonst kalt lächelnd einem übel gelaunten Skorpion die Beine ausgerissen hatten. Die Shoggoten,
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