Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons
bewegte sich aber stur wie eine von de Laurecs mechanischen Puppen weiter auf mich zu. Seine Klauen verfehlten meine Kehle, aber eine seiner Hände schloss sich um meine Faust und drückte zu.
Meine rechte Hand schien in einen Schraubstock geraten zu sein. Mit aller Kraft warf ich mich zurück, bog und wand mich unter dem Griff der Bestie und schlug immer wieder mit der freien Hand auf ihr Gesicht ein, mit dem einzigen Ergebnis, dass der Schmerz in meiner Hand anwuchs.
Meine Kräfte versagten. Ich brach in die Knie, hob die Linke vor das Gesicht und versuchte der Klaue des Ungeheuers auszuweichen, die sich meiner Kehle näherte. Für einen kurzen Moment schwebte ihre Hand direkt vor meinen Augen und abermals bot sich mir ein Anblick, der mich an meinem Verstand zweifeln ließ.
Der Mann war verletzt. In seiner Handfläche klaffte ein tiefer Schnitt. Aber kein Tropfen Blut quoll aus der Wunde.
Der Mann war … tot!
Was ihn scheinbar am Leben hielt und ihn sich weiter bewegen ließ, war nichts als das dünne schwarze Geflecht, das seine Haut wie ein glitzerndes Netz überzog! Der Anblick erinnerte mich an irgendetwas, aber ich wusste nicht, was; und in meinem Schädel schwoll ein Dröhnen und Rauschen an, das mit jedem Atemzug lauter wurde und mich am Denken hinderte. Meine rechte Hand war gefühllos, aber der Schmerz tobte jetzt bis in meine Schulter hinauf und dann schloss sich die Kralle des Angreifers um meine Kehle.
Plötzlich ertönte hinter mir ein dumpfes, unglaublich lautes Krachen und mit einem Male waren die Hände fort. Wie durch einen Nebel sah ich den Schaffner vor mir. Er war zurück und gegen die Wand geprallt. In seiner Brust war ein großes, rauchendes Loch. Einen Moment lang stand er schwankend da, dann sackte er ganz langsam an der Wand entlang zu Boden.
Ich richtete mich auf und spürte eine Hand, die unter meine Achselhöhlen griff und mich in die Höhe hievte. Codys Gesicht tauchte vor mir auf, ein heller Fleck mit seltsam zerfaserten Rändern; und ich hörte seine Stimme wohl, verstand die Worte aber nicht.
»Der … der Schaffner …« stammelte ich.
Cody schüttelte den Kopf. »Schon gut, Robert«, sagte er. »Der Kerl ist tot.«
»Nein«, stöhnte ich. »Sie müssen -«
Der Rest meiner Worte ging in einem entsetzten Schrei unter. Aber diesmal war es nicht Annie, die aufgeschrien hatte, sondern One-Shot Bodine. Und als Cody und ich im gleichen Moment herumfuhren, sahen wir auch, warum.
Der Leichnam des Schaffners bewegte sich erneut. Seine Arme und Beine zuckten und dann stemmte er sich abermals in die Höhe und kam mit weit geöffneten Händen auf Cody und mich zu!
Buffalo Bill Cody reagierte mit einer Kaltblütigkeit, die ich ihm nicht zugetraut hätte. Beinahe ruhig hob er das Gewehr an die Wange, zielte und schoss, bis der schmale Gang erfüllt war von Pulverdampf. Jeder Treffer schleuderte das Ungeheuer ein weiteres Stück zurück.
Und jedesmal richtete es sich wieder auf und kam mit tapsigen Schritten auf uns zu!
Schließlich war Codys Büchse leer geschossen. Aber der Westmann gab nicht einmal jetzt auf, sondern dreht das Gewehr herum und ließ den Kolben auf den Schädel des Angreifers niederkrachen.
Das Ungeheuer wankte, aber im gleichen Moment zuckte eine seine Klauen hoch, entriss Cody die Waffe und schleuderte sie davon. Dann sprang es vor, eine Hand nach mir, die andere nach Cody ausgestreckt.
Es erreichte uns nicht. Die Tür neben ihm flog mit einem Ruck auf, warf es zu Boden und krachte gegen die Wand. Eine gebückte Gestalt sprang auf den Gang hinaus, einen gellenden Kriegsruf auf den Lippen und eine kurzstielige Axt schwingend.
Während Cody mich mit einer hastigen Bewegung aus der Reichweite des Ungeheuers zerrte, ließ Sitting Bull seinen Tomahawk zwischen die Schulterblätter des Unheimlichen krachen.
Aber natürlich erreichte er damit so wenig wie wir. Der Angreifer war längst tot, war es vermutlich schon gewesen, als er vor Annie und mir auftauchte; und was tot war, konnte schwerlich noch einmal sterben oder Schmerzen empfinden.
Im gleichen Moment, in dem Sitting Bulls Kriegsbeil herunterfuhr, zuckte die Kralle des Ungeheuers vor, umklammerte sein Bein und riss ihn zu Boden.
Der alte Indianer schrie erschrocken auf und versuchte sich aus der Reichweite der Bestie zu rollen, aber die Hand hielt sein Bein fest.
Ein Stoß traf meinen Rücken. Ich strauchelte, fiel zum wiederholten Male und sah, wie Bodine auch Cody beiseite stieß, um freies Schussfeld
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