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Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Titel: Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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in Arcenborough. Er spürte das Unheil mit jeder Faser seines Körpers.
    Bowland ließ das alles kalt, so wie es überhaupt nichts zu geben schien, was ihn wirklich berührte. Er ging bereits auf die sechzig zu. Sein schütteres Haar war im Laufe der Jahre schlohweiß geworden, Sorge und Häme hatten tiefe Falten in sein Gesicht gegraben. Er arbeitete bereits seit seiner Kindheit für die ATC. Früher an den Webstühlen, jetzt, da seine alten Knochen die Belastung nicht mehr mitmachten, als Nachtwache. Jackson hatte ihn niemals aufgeregt oder gar wütend erlebt. In seinem hageren Körper steckte ein ausgeglichenes Naturell, um das Jackson ihn beneidete.
    Er selbst war aufbrausend und schnell reizbar, sobald etwas anders als erwartet lief. Die monotone Arbeit machte ihn kaputt, aber es gab keine Wahl für ihn. Er war nicht kräftig genug, um als Viehtreiber zu arbeiten. Ganz abgesehen davon, dass es in der Umgebung kaum noch Farmen gab, war sein Körper keiner Belastung gewachsen. Nachdem er sich jahrelang mehr schlecht als recht durchs Leben geschlagen hatte, war er schließlich nach Arcenborough gezogen und hatte bei der ATC eine Anstellung als Wächter gefunden. Ein verdammter Scheißjob, wie er bei jeder sich bietenden Gelegenheit hören ließ, aber immer noch besser als gar nichts.
    Von Anfang an war Bowland eine Art Vorbild für ihn gewesen, aber es war ihm nie gelungen, sich die Ruhe des zwanzig Jahre älteren Mannes zueigen zu machen. Vielleicht lag es daran, dass Bowlands Frau schon vor vielen Jahren gestorben war und er seither allein lebte. Bei einer Arbeit wie dieser konnte eine Ehe zum Fluch werden.
    Hank Jackson dachte an seine Annie, die tagsüber in der Spinnerei arbeitete. Sein Lohn allein reichte nicht aus, sie beide zu versorgen, und selbst so reichte das Geld vorne und hinten nicht. An Kinder war überhaupt nicht zu denken. Es gab niemanden, der sie hätte erziehen können. Hank hatte es nie zugegeben, nicht einmal sich selbst gegenüber, aber er hatte keine Familie; im Grunde genommen existierte seine Ehe gar nicht und diese verdammte Gesellschaft trug die Schuld daran.
    Bowland entging die Unruhe seines Freundes nicht. Seinen hellwachen grauen Augen schien überhaupt nichts verborgen zu bleiben, nicht einmal die geheimsten Gedanken, wie Bill Stone einmal gesagt hatte.
    »Was ist heute mit dir los?«, fragte er, wobei er mit scheinbarer Gleichgültigkeit die Karten mischte. Seine Finger bewegten sich dabei wie kleine, flinke Schlangen.
    »Ich mache mir nur Sorgen um Bill.«
    Langsam schüttelte Bowland den Kopf. »Der Junge ist doch noch gar nicht so lange weg. Dich bedrückt was ganz anderes. Spuck es schon aus, gemeinsam finden wir bestimmt eine Lösung. Was ist los? Irgendwas mit Annie?«
    Gedankenverloren nahm Hank Jackson die Karten auf und ordnete sie mechanisch, ohne sie wirklich zu sehen. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schüttelte dann aber nur den Kopf und presste die Lippen wieder zusammen. Was hätte er schon sagen sollen? Er wusste ja nicht einmal, woher seine Unruhe stammte.
    Bowland musterte ihn einige Sekunden lang ernst, dann senkte er den Blick wieder. »Wie du willst«, murmelte er und spielte seine erste Karte aus.
    Ohne jede Anteilnahme spielte Hank Jackson mit. Es war nur die Gewohnheit, die ihn die Karten legen ließ; seine Gedanken huschten mit der Emsigkeit von Ameisen durch seinen Geist, ohne dass er zu einem Ergebnis kam. Das Gefühl der Bedrohung war noch immer da, stärker sogar als zuvor, aber er bekam es nicht in den Griff, konnte seine Ursache nicht ergründen. Es war eben nicht mehr als nur ein Gefühl, eine vage Angst, deren Schatten ihn einhüllte, ohne ihre wahre Natur zu erkennen zu geben. Immer wieder irrte sein Blick zur Uhr.
    »Zum Teufel, das ist nicht normal«, sagte er, nachdem einige Minuten zähflüssig verronnen waren. Er warf die Karten auf den Tisch. »Es ist etwas passiert. In der Zeit kann er die Fabrik ja dreimal von vorne bis hinten durchlaufen.«
    Er sprang so heftig auf, dass der wackelige Holzstuhl nach hinten fiel. Das Krachen, mit dem er auf den steinernen Boden polterte, hallte wie ein Kanonenschuss von den Wänden des engen Raumes wider.
    »Du hast Recht«, pflichtete Bowland ihm zu seiner Überraschung bei. »Bill ist schon zu lange weg. Das gefällt mir nicht. Es ist wohl besser, wenn einer von uns nachsieht, wo er steckt.«
    Die Furcht sprang Hank Jackson mit der Wucht eines Raubtieres an. Der Gedanke, allein durch die

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