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Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Titel: Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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unverwandt entgegenstarren musste. Vielleicht hatte er seine Augen auch längst geschlossen, um dem Anblick zu entgehen.
    Noch einmal schlug Jackson zu. Die Wucht des Hiebes hätte gereicht, einen Ochsen zu fällen. Aber nicht ein einziger Faden riss.
    Stattdessen wurde ihm das Schwert nun endgültig aus der Hand gerissen. Es wirbelte durch die Luft, durch das Netz hindurch, das mit einem Mal kein festes Hindernis mehr zu bilden schien, und prallte unerreichbar weit entfernt auf den Boden.
    Es gab keinen zweiten Ausgang aus dem Raum, nur ein Fenster, das zu klein war, als dass auch nur ein Kind hätte hindurchklettern können.
    Als Jackson die Kreatur im milchigen Schein der Laterne vollständig erkennen konnte, mischte sich sein Schreien in das Brüllen seines älteren Freundes.
    Irgendwann verstummten sie beide.
     
    Die Luft in dem feudal eingerichteten Raum stank so nach süßlichem Herrenparfüm, das ich es als eine Beleidigung für meine Nase empfand. Vor die Wahl gestellt, hätte ich sogar Howards stinkende Zigarren diesem aufdringlichen Geruch vorgezogen. Sehnsüchtig blickte ich zu dem nur einen Spalt breit geöffneten Fenster.
    Wir befanden uns im Büro Ephraim Carringhams, des Verwalters der Arcenborough-Textile-Corporation. Außer mir waren noch vier andere Männer anwesend. Ich ließ meinen Blick über die Gesichter schweifen.
    Auch wenn ich durch das Erbe meines Vaters der Hauptaktionär der ATC geworden war, so gehörte die Gesellschaft mir doch nicht vollständig. Es waren auch nicht alle Aktionäre gekommen. Viele wohnten weit entfernt, strichen lediglich die Gewinne aus den Firmen ein und kümmerten sich sonst nicht weiter darum. Ihre Aktienanteile waren auch nicht besonders hoch. Letztlich gab es nur zwei Leute, die bei der ATC etwas zu sagen hatten. Das waren Carringham mit zwanzig Prozent Aktienanteil und ich mit einer Mehrheit von fast sechzig Prozent. Doch reichte das nicht aus, um meine Forderungen durchzusetzen. Ich brauchte eine Mehrheit von zwei Dritteln, und die würde ich mir heute beschaffen.
    Mir blieb keine Zeit für langwierige Verhandlungen. Wäre ich meinem ursprünglichen Plan gefolgt, müsste ich jetzt schon auf halbem Wege in die Mojave Wüste sein. Oder wenigstens zurück in San Francisco. Stattdessen hockte ich hier und ärgerte mich über Carringham.
    Mein Blick fiel zuerst auf ihn. Er hatte es sich in einem der monströsen Ledersessel bequem gemacht, doch konnte er auch so nicht sein körperliches Übergewicht verbergen. Beim Gehen erinnerten mich seine zu kurz geratenen Beine stets an das Watscheln eines Pinguins – was allerdings auch schon die einzige Ähnlichkeit zu den ansonsten recht possierlichen Tierchen war. Carringham war eine verschlagene und korrupte Ratte, wie ich bereits am eigenen Leib erfahren hatte.
    Er erwiderte meinen Blick aus seinen wässrigen Augen. Sein Gesicht war aufgedunsen und die Nervosität trieb hektische rote Flecken auf seine Wangen. Aber ich beging längst nicht mehr den Fehler, ihn zu unterschätzen.
    Mr. Coleman und Mr. Whiteless hätten Geschwister sein können. Ihre farb- und ausdruckslosen Gesichter ähnelten sich auf frappierende Weise. Whiteless machte noch den harmloseren Eindruck. Seine Augen zeigten einen entrückten, fast verträumten Ausdruck, während Coleman mich mit einem stechenden Blick musterte. Sie mochten um die Vierzig sein, waren beide hager und auch ihre Gesichter zeigten den gleichen asketischen Ausdruck. Sie erinnerten mich unangenehm an die phlegmatischen Beamten, mit denen ich in London oft genug zu tun gehabt hatte. Buchhalter oder Sekretär waren Berufe, die mir für sie angemessen erschienen.
    Der Vierte im Bund schließlich war Mr. Anthony Cromber. Auch er war übergewichtig, aber er überragte Carringham um fast zwei Köpfe und dadurch wirkte er längst nicht mehr so lächerlich wie der Verwalter. Er war ein menschlicher Koloss, dem ich nur ungern allein nachts auf der Straße begegnet wäre. Eine Narbe zog sich von seinem rechten Auge dicht an der flachen Nase vorbei bis zum Kinn und hatte auch die fleischigen Lippen gespalten. Eine Aura von Düsternis und Gefahr umgab ihn wie ein unsichtbarer Schleier. Cromber war der personifizierte Kinderschreck.
    Trotz des Ernstes der Situation huschte ein flüchtiges Lächeln über mein Gesicht. In was für eine Gesellschaft war ich da nur hineingeraten?
    Aber ich wurde rasch wieder ernst, als ich daran dachte, dass diese vier Männer bislang die unumschränkten Herrscher

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