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Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Titel: Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erreichten, hatten wir eine Chance, Shudde-Tuur abzuschütteln und unbemerkt durch einen anderen Ausgang zu entkommen. An diesen Gedanken klammerte ich mich. Selbst die Spinnenkreatur würde eine Weile brauchen, um das große Gebäude in Trümmer zu legen. Zeit, die wir zur Flucht nutzen konnten.
    Ich bemerkte die Falle erst, als wir den Platz bereits zur Hälfte überquert hatten. Ein leises Knistern warnte mich. In panischer Angst blickte ich zurück und als ich den Kopf ein wenig hob, meinte ich, den Himmel selbst auf uns herabstürzen zu sehen. Aber es war nicht der Himmel, sondern nur ein engmaschiges Gespinst aus fingerdicken Silberfäden, das Shudde-Tuur aus einer Verankerung gelöst hatte.
    Ich kam nicht einmal dazu, einen Schrei auszustoßen, bevor etwas Klebriges mir den Mund verschloss und sich wie eine zweite Haut über mich legte.
    Bei der Festigkeit des Netzes hätte ich erwartet, dass es mich mit Zentnergewichten niederschlagen würde, stattdessen wog es kaum mehr als ein ganz normales Spinnennetz. Ich wollte nach meinem Stockdegen greifen, kam aber nicht mehr dazu. Von einer Sekunde zur anderen war ich vollkommen gelähmt; vermochte nicht einmal einen Finger zu bewegen, so fest umhüllte mich das Netz.
    Und Shudde-Tuur kam unerbittlich näher, wenn auch jetzt langsamer als zuvor. Es wusste seine Opfer in der Falle, und es schien fast so, als wolle die Kreatur ihren Triumph auskosten.
    Panik drehte mich zu überwältigen. Ich kämpfte dagegen an, aber so, als schöbe Shudde-Tuur eine unsichtbare Mauer von Grauen und Schrecken vor sich her, steigerte mein Entsetzen sich mit jedem Yard, den es sich näherte.
    Die Furcht gebar den Willen, zu überleben. Und der Wille weckte die Kraft.
    Zaghaft berührte ich die Fäden mit geistigen Fühlern, verschmolz mit ihnen und nahm ihre pulsierenden Schwingungen wahr. Ich schloss die Augen, um mich noch besser darauf konzentrieren zu können. Kalter Schweiß bildete sich auf meiner Stirn. Etwas in mir wirkte wie ein gigantisches Prisma, das die Schwingungen zerlegte, sie gleichzeitig veränderte und sie um ein Vielfaches verstärkt wieder zurückwarf.
    Dann erlosch das Gefühl ebenso plötzlich, wie es entstanden war. Ich riss die Augen auf.
    Winzige Flammen tanzten auf den Fäden, fraßen sich gierig wie an einer Zündschnur weiter und wo sie über das Netz glitten, zerfiel es zu Staub. Obwohl die Flämmchen auch meine Haut berührten, spürte ich sie nicht einmal. Dafür konnte ich mich plötzlich wieder frei bewegen.
    Auch Jeff Conroy verlor seine Fesseln. Er stieß einen gellenden Schrei aus, in den sich ein weiterer, unmenschlicher Schrei mischte, der direkt in meinen Gedanken aufklang. Die Flammen hatten Shudde-Tuur erreicht und hüllten die Kreatur ein.
    Für die Dauer eines Herzschlags erfüllte mich die Hoffnung, sie würden das Monstrum töten, aber ich wusste selbst, dass ihre Kraft dazu nicht ausreichte. Sie verloschen, aber immerhin waren wir wieder frei.
    Mit einem raschen Blick stellte ich fest, dass die Flammen das Netz lediglich um uns herum zerstört hatten. An den äußeren Stellen des Marktplatzes lag es immer noch wie ein Geflecht auf dem Boden und machte eine Flucht unmöglich. Natürlich hätten wir vorsichtig auf die freien Stellen zwischen den Maschen treten können, aber ich bezweifelte, dass Shudde-Tuur sich mit Rücksicht darauf langsamer bewegen würde. Eine Flucht war unmöglich.
    »Ich bringe dich um, du verdammtes Ding!«, brüllte Jeff Conroy plötzlich neben mir. Er bückte sich schluchzend nach einem abgebrochenen, beinstarken Ast. Eine eisige Hand schien nach meinem Herzen zu greifen, als er mit dem Knüppel in der Hand auf Shudde-Tuur zurannte.
    »Bleib stehen!«, schrie ich und stürmte hinter ihm her. Dabei riss ich den Stockdegen aus der Scheide. Shudde-Tuur war durch die Flammen angeschlagen worden, aber es war immer noch ein schier unbesiegbarer Gegner und ein lächerliches Stück Holz war sicherlich nicht die richtige Waffe gegen die Kreatur.
    Der beginnende Wahnsinn steigerte Jeffs Tempo und ich wusste, dass ich den Jungen nicht mehr einholen konnte, aber ich versuchte es trotzdem.
    Er erreichte Shudde-Tuur mit mehr als drei Längen Vorsprung. Mit einem irren Brüllen auf den Lippen riss er den Ast hoch, um ihn gegen das vorderste Beine des Ungeheuers zu schmettern.
    Er führte die Bewegung nie zu Ende.
    Eine der überdimensionalen Scheren stieß herab – und fuhr in Jeffs Brust. Der Junge erstarrte mitten im Lauf,

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