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Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Titel: Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Punkt hinaus, an dem ihn etwas, das mit mir zu tun hatte, noch wirklich entsetzen konnte. Er musste die ganze Zeit über geahnt haben, dass ich mehr war als jemand, der nur zufällig mit dem zu tun hatte, was in sein Leben eingebrochen war. Aber er schwieg und ich war ihm dankbar dafür.
    Doch auch die allumfassende Stille, die uns umgab, hatte etwas Gespenstisches an sich. Das einzige Geräusch, das ich hörte, waren unsere Atemzüge und das Hallen unserer Schritte auf dem Kopfsteinpflaster.
    Was war mit den Einwohnern geschehen? Sie konnten nicht alle tot sein, bis auf das Dutzend Gestalten, das Carringham begleitet hatte. Wahrscheinlich waren sie geflohen, aber über kurz oder lang würden sie zurückkehren müssen. Arcenborough lag fast vierzig Meilen von der nächsten Ortschaft entfernt, und das einzige Verkehrsmittel, das es gab, war der einmal am Tag verkehrende Zug. Und wenn Shudde-Tuur auch die Bahnstation eingewoben hatte …
    Ich sah die Silberfäden deutlich vor mir. Nur auf Jeff angewiesen, hätte ich niemals allen ausweichen können. Mehr als einmal war ich versucht gewesen, sie zu berühren, nur aus Neugier, was geschehen würde, aber es gelang mir stets, mich der gefährlichen Faszination zu entziehen.
    Es gab einen Hoffnungsschimmer für mich. Immer häufiger sah ich sekundenlang graue Ausschnitte unserer Umwelt. Es gelang mir nicht, das Bild zu halten, immer wieder verblasste es in Dunkelheit, aber es war ein gutes Zeichen. Lange würde es nicht mehr dauern, bis ich wieder einigermaßen würde sehen können. Diese Zeit mussten wir gewinnen; und wenn wir uns irgendwo in einem Keller verkrochen.
    Meine Gedanken irrten zu Necron. Je länger ich darüber nachdachte, desto unwahrscheinlicher erschien es mir, dass Bredshaw ihn getötet hatte. Ich hatte den Herrn der Drachenburg als verbrannte Mumie gesehen, durchsiebt von Schüssen, zerfetzt von einer Schimäre – und es hatte ihn kaum mehr als eine müde Handbewegung gekostet, sich zu regenerieren.
    »Woraus mögen diese Fäden bestehen?«, drang Jeff Conroys Stimme in meine Gedanken und lenkte sie wieder auf unsere Umgebung. Erneut gewann ich meine Sehkraft für ein paar Sekunden – Augenblicke wäre vielleicht das passendere Wort gewesen – zurück. Ich sah, wie er sich zu einem Faden herabbeugte und wollte einen Warnruf ausstoßen, als ich erkannte, dass er nicht nach dem Faden, sondern nach einem Kleidungsstück griff, das daran hing. Er zerrte mit aller Kraft daran, konnte es jedoch nicht lösen. Dann verschwamm das Bild wieder vor meinen Augen. Ich ärgerte mich, dass ich noch nicht selbst auf diese Art die Festigkeit des Netzes untersucht hatte – bis mir plötzlich die Gefahr bewusst wurde, die mit diesem Vorgehen verbunden war. Shudde-Tuur reagierte auf jede Erschütterung des Netzes!
    »Loslassen«, brüllte ich. Erschrocken drehte Jeff sich um, aber er ließ den Stofffetzen aus den Fingern gleiten.
    »Was ist denn los?«, fragte er verblüfft.
    »Wir müssen weg!«, rief ich. »Oder möchtest du das Wesen, das dieses Netz gesponnen hat, unbedingt aus der Nähe kennen lernen?«
    Erst jetzt schien ihm richtig bewusst zu werden, dass das Gebilde nicht einfach so durch das Wirken magischer Kräfte entstanden war, sondern dass es jemanden gab, der es gesponnen hatte. Und er begriff, dass er dieses Wesen durch sein Zerren herbeilocken konnte. Wir liefen die Straße entlang, bis mich meine magischen Sinne warnten. Wir kauerten uns in eine Türnische.
    Erneut flackerte die Dunkelheit in mich herum, wurde heller und nahm eine verwaschene Optik an, als blickte ich durch eine völlig verschmutzte Scheibe.
    Es reichte, um mich die gigantische Gestalt manifestierten Schreckens erkennen zu lassen, zu der Shudde-Tuur geworden war. Die Kreatur war bereits am Vormittag groß gewesen, aber jetzt hatte sie ihren Umfang noch mindestens verdreifacht. Sie überragte die meisten der niedrigen Häuser, dennoch glitt sie mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit auf den Fäden dahin.
    Jeff Conroy gab ein ersticktes Gurgeln von sich. Ich sah, wie er den Mund zu einem Schrei öffnete, und es gelang mir gerade noch, ihm meine Hand auf die Lippen zu pressen. Einen Augenblick lang stemmte er sich gegen meinen Griff, aber ich presste ihm den Mund nur noch fester zu. Dann erschlaffte seine Gegenwehr. Im gleichen Moment hüllte mich wieder Dunkelheit ein.
    Ich ließ ihn los; bereit, jederzeit neu zuzugreifen. »Was … was ist das?«, keuchte er, einer Hysterie nahe, die

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