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Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Titel: Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ich ihm nicht einmal verdenken konnte.
    »Das, was aus ES geworden ist«, antwortete ich leise. Ich konzentrierte mich so sehr, dass sich ein dumpfer Schmerz in meinem Kopf ausbreitete, aber ich ignorierte ihn und verstärkte meine Anstrengungen noch, bis ich endlich wieder sehen konnte.
    Shudde-Tuur hatte die Stelle erreicht, an der das Hemd hing, und tastete in einer Art ungläubigen Staunens mit einem Bein nach dem Stoff, als könne es nicht glauben, dass ihm sein Opfer entronnen war.
    Alles an der Kreatur hatte sich ins Gigantische vergrößert. Ich biss die Zähne so fest zusammen, dass mein Kiefer zu schmerzen begann, als ich daran dachte, wieviele Menschen Shudde-Tuur in sich aufgesogen haben mochte, um diese Größe zu erreichen.
    Mein Blick war immer noch stark getrübt, aber ich musste mein Urteil widerrufen. Nicht alles hatte sich vergrößert; es gab ein Organ, das immer noch die gleiche Größe wie am Vormittag besaß und auch die Größe, die es schon besessen hatte, als es noch Bestandteil von ES gewesen war.
    Das Auge.
    Die irisierende rote Spirale, die sich in die Ewigkeit erstreckte. Das SIEGEL!
    Wenn es noch eines letzten Beweises bedurft hatte, dass es sich bei dem Auge wirklich um das gesuchte Objekt handelte, dann hatte ich ihn jetzt vor mir.
    Es musste mir gelingen, es in die Hände zu bekommen und möglichst zu zerstören. Selbst wenn Necron tot sein sollte, so würden andere kommen, um nach den SIEBEN SIEGELN DER MACHT zu suchen, mit deren Hilfe man die GROSSEN ALTEN von den Fesseln befreien konnte, die sie jetzt noch daran hinderten, sich diese Welt Untertan zu machen. Aber dazu mussten alle sieben SIEGEL aktiviert werden. Solange nur ein einziges ausfiel, waren die anderen nutzlos. Aber ich fürchtete, dass Shudde-Tuur der Sinn für derartige Überlegungen abging und es sich nicht freiwillig von seinem Auge trennen würde.
    Wie aber konnte man einen Koloss von mehr als acht Yards Größe, der nur dazu geschaffen worden war, Grauen und Schrecken zu verbreiten, von dieser Wichtigkeit überzeugen?
    Unruhig peitschte Shudde-Tuur mit seinen gewaltigen Beinen umher und riss kleine Krater in den Boden. Das Pflaster zerbarst unter der Wucht seiner Schläge. Die überdimensionalen Scheren öffneten und schlossen sich mit einem widerwärtigen Knacken. In der Art eines Spürhundes drehte es den Kopf hin und her, bis sich das Auge auf die Stelle richtete, an der wir uns verborgen hielten. Dann bewegte es sich auf uns zu.
    Auf eine unerklärliche Weise hatte Shudde-Tuur unsere Witterung aufgenommen.
     
    »Dieser Hund!«, schnappte Ephraim Carringham und knirschte mit den Zähnen. Er blickte auf die kleine Schar seiner Anhänger, starrte jedem Einzelnen ins Gesicht und ließ seinen Blick erst weiterwandern, wenn der Betreffende den Kopf gesenkt hatte. »Ich weiß nicht, was Craven gemacht hat, aber er hat Kräfte angewandt, die kein normaler Mensch hat. Unsere Befürchtung war also richtig. Er ist ein Dämon.«
    Beifälliges Murmeln schlug ihm entgegen. Er genoss es, die Menschen kraft seiner Worte im Griff zu halten. Er war immer gefürchtet worden, aber diese Macht entsprang seiner Stellung als Verwalter der ATC. In der augenblicklichen Situation galt sie nichts. Er hatte sich eine neue Machtposition aufgebaut, einfach dadurch, dass er die Initiative ergriff und den verängstigten, unsicheren Menschen einen greifbaren Feind bot, eine Erklärung für das, was sie nicht verstanden. Er nutzte ihre Angst für sich aus und brachte sie gegen Robert Craven auf.
    »Wir müssen den Dämon töten!«, rief eine verhärmte, frühzeitig gealterte Frau mit einfältigem Gesicht. In ihren Augen loderte ein fanatisches Feuer.
    »Richtig«, pflichtete Carringham ihr bei. »Wir müssen ihn töten, bevor er uns alle umbringen kann. Er ist ein Hexer und es gibt nur ein Mittel, wie man Wesen wie ihn vernichten kann.« Er setzte das Wort vernichten bewusst ein. Es hob den Vorgang des Tötens auf eine andere, unpersönliche Ebene. Menschen wurden ermordet, aber seine Begleiter verspürten immer noch einen zu großen Respekt vor dem Leben. Vernichtet hingegen wurden Dinge und nicht menschliche Kreaturen der Hölle; und als eine solche musste er Craven hinstellen.
    In Wirklichkeit war er sich dessen bewusst, dass er Craven nicht für diese Riesenspinne verantwortlich machen konnte; er wusste auch, dass der Mann kein Dämon war, aber er verfügte über gefährliche Kräfte und das machte ihn zu einem unsicheren Faktor.

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