Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons
gegen Sie in die Wege leiten.« Er atmete erleichtert auf. »Unter einer Bedingung allerdings«, fuhr ich mit scharfer Stimme fort. »Sie werden Ihre Anteile an der ATC verkaufen. Ich werde einen Verwalter meines Vertrauens telegraphisch herbestellen.«
Meine Worte dämpften seine Freude sichtlich. »Die Aktien gehören mir«, protestierte er. Seine Schweinsäuglein funkelten empört. »Es wäre Diebstahl, wenn Sie …«
»Sie haben die Einwohner zu einem Mordversuch aufgestachelt«, erinnerte ich ihn sanft, während ich innerlich kochte. »Wenn Sie es vorziehen, können Sie den Besitz ihrer Aktien auch im Gefängnis genießen. Die Zellen dieses gastlichen Landes sollen nicht sehr bequem sein, habe ich mir sagen lassen.«
Betreten senkte er den feisten Kopf.
»Sie werden eine angemessene Entschädigung erhalten, keine Angst. Wie wäre es mit hundert Dollar?«
»Hundert …?« Mein großzügiges Angebot verschlug ihm die Sprache.
»Zehn Jahre Gefängnis kämen sicherlich zusammen«, überlegte ich laut. Eine diebische Genugtuung erfüllte mich. »Das Geld, das Sie in den vergangenen Jahren aus der Gesellschaft herausgepresst haben, bleibt Ihnen erhalten. Im Übrigen steht es Ihnen selbstverständlich frei, weiterhin für die ATC zu arbeiten. Beispielsweise in der Färberei. Die Arbeitsbedingungen dort werden sich ja nun um einiges verbessern.«
Ohne ein weiteres Wort ließ ich ihn stehen und ging davon. Nach wenigen Schritten hatte ich Ephraim Carrington bereits vergessen. Meine Gedanken kreisten um Necron und um die SIEGEL. Von Arcenborough aus würde ich meinen Kampf gegen ihn fortsetzen. Aber um welchen Preis!
Ich dachte an Jeff Conroy. Die sterblichen Überreste des Jungen waren inzwischen fortgeschafft worden. Ich würde noch bis zu seiner Beerdigung in Arcenborough bleiben.
Es war das Mindeste, was ich ihm schuldig war. Und das Einzige, was ich noch für ihn tun konnte.
Irgendjemand verfolgte mich.
Ich hatte keinen Beweis dafür, nicht einmal ein Indiz, nicht den allergeringsten Hinweis.
Aber ich wusste es.
Seit dem frühen Morgen, seit ich mein Hotelzimmer verlassen hatte und in die Stadt gegangen war, war jemand hinter mir her; und wer immer es war, er stellte es sehr geschickt an, denn bisher hatte ich nicht einmal einen Schatten gesehen, geschweige denn meinen Verfolger selbst.
Dabei hatte ich alle Tricks zur Anwendung gebracht, die ich nur kannte, um einen Verfolger abzuschütteln; und deren waren es nicht gerade wenige.
Während meiner Jugend in den Slums von New York hatte ich gelernt, wie man Profi-Verfolger abschüttelt, und ich vermute, dass meinetwegen so mancher Angehörige der New Yorker Polizei am Rande eines Nervenzusammenbruches angelangt war, wenn ich ihm nach stundenlanger Verfolgungsjagd doch noch eine lange Nase gedreht hatte und entkommen war.
Diesmal schienen all meine Tricks nicht zu funktionieren.
Es war später Nachmittag und seit nun fast acht Stunden vergnügte ich mich damit, vor jemandem davonzulaufen, den ich bisher nicht einmal zu Gesicht bekommen hatte. Bloß abgeschüttelt hatte ich ihn nicht.
Es war zum wahnsinnig werden! Ich sah niemanden, ich hörte niemanden, aber ich spürte seine Nähe, so deutlich, als stünde der Kerl neben mir und stänke nach Knoblauch wie ein ganzes Regiment besoffener Husaren!
Ich ging ein wenig schneller, tauchte – wohl zum hundertsten Male an diesem Tag – in den quirlenden Strom von Passanten ein, der die Main Street von San Francisco füllte, und wusste im gleichen Moment, dass mir auch dieses Manöver nichts anderes eintragen würde als einige weitere Knüffe in die Rippen und ein paar weitere Tritte auf die Zehen.
Ich erreichte eine Straßenkreuzung, blieb stehen und sah mich unschlüssig um. Auf geradem Wege setzte sich die Main Street fort, so weit ich blicken konnte, ehe sie sich im Dunst der Großstadt verlor. Zur Linken wurden die Häuser merklich schäbiger und auch der Strom von Passanten nahm ab; zur Rechten erhoben sich einige Häuser, deren Äußeres zwar alles andere als Vertrauen erweckend war, die meinen Bedürfnissen aber schon näher kamen – es gab einen chinesischen Waschsalon, ein paar Bordelle, zwei oder drei Restaurants und, gleich schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite, einen Spielsalon, über dessen weit geöffnetem Eingang ein Schild die Millionen-Dollar-Chance versprach, was wohl höchstens für den Besitzer dieses Etablissements zutraf.
Ganz offensichtlich war ich an der
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