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Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Titel: Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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näherte sich der Lok mehr, als unbedingt nötig. Postlethwaite hatte darauf bestanden, sein Zelt abzubauen und seine Unterlagen zu holen – was immer das sein mochte –, außerdem den Vorrat an Lebensmitteln und Wasser, den er mitgebracht hatte. Wogegen niemand Einwände hatte, denn keiner von uns wusste, was vor uns lag und wie lange es dauern mochte, bis wir eine Quelle oder gar andere Menschen fanden.
    Ich sah, dass Annies Blick immer wieder wie gebannt zum zermalmten Wrack der Lok hinüberirrte. Ihr Gesicht war ausdruckslos wie eine Maske, aber es war nicht sehr schwer, ihre Gedanken zu erraten.
    Ich lenkte mein Pferd neben das ihre, legte die Hand auf ihren Unterarm und versuchte, ihr aufmunternd zuzulächeln. »Es … es tut mir Leid«, sagte ich.
    Annie sah auf. Ihr Gesicht blieb weiterhin ausdruckslos aber in ihren Augen schimmerten Tränen. »Er hatte wohl keine andere Wahl«, murmelte sie. »Und wie ich diesen romantischen Narren kenne, hat er es sogar gerne getan.«
    »Wir alle wären tot ohne Bodine«, bestätigte ich.
    »Ja«, fügte Annie düster hinzu. »Und er ist es.«
    »Er hat uns allen das Leben gerettet«, sagte ich noch einmal. »Und gut hundert anderen Menschen dazu.«
    Annie antwortete nicht und ich war närrisch genug, es nicht dabei bewenden zu lassen, sondern weiter in der offenen Wunde herumzubohren.
    »Sie haben ihn geliebt, nicht?«, fragte ich. Für einen Moment glaubte ich das Gesicht des jungen Kunstschützen noch einmal vor mir zu sehen. Sein Lachen, das ihn mir vom ersten Augenblick an sympathisch gemacht hatte. Dann verzerrte sich das Bild und ich sah noch einmal das Entsetzen in seinen Augen, als er begriffen haben musste, dass er sterben würde; eine Sekunde, bevor er zusammen mit der Lok in den Abgrund stürzte.
    Ich hatte nicht übertrieben: Hätte Bodine die Lok nicht abgekoppelt, wären wir jetzt alle tot. Aber irgendwie vermochte mich der Gedanke nicht zu trösten. Es gab nichts, was den Tod eines Menschen rechtfertigte.
    »Geliebt?«, wiederholte Annie leise. Sie lächelte schmerzlich. »Nein, Robert. Ich habe ihn gemocht. Das ist ein Unterschied. Manchmal ist es mehr.«
    Ich war nicht ganz sicher, ob ich verstand, was sie meinte, aber in diesem Moment kam Postlethwaite zurück, schwer beladen mit Lebensmitteln und Wasserschläuchen, und ich konnte mich aus der Affäre ziehen und ihm zur Hand gehen. Postlethwaites Vorräte waren erstaunlich für einen einzelnen Mann; er musste sich auf einen ziemlich langen Aufenthalt vorbereitet haben. Für uns fünf waren sie wenig mehr als der Tropfen auf den heißen Stein.
    »Sind Sie Goldsucher oder so etwas?«, erkundigte sich Cody, während wir die Vorräte auf unsere Pferde und den Packesel verteilten.
    »Goldsucher?« Postlethwaites Brauen rutschten ein Stück nach oben. »Sie beleidigen mich, Sir«, sagte er düpiert. »Ich bin Wissenschaftler.«
    »Und welches Wissen scheffeln Sie?«, fragte Cody trocken.
    Es war nicht zu beurteilen, ob Postlethwaites Grimasse ein Lächeln oder ein Ausdruck von Verärgerung sein sollte. »Ich bin Archäologe, Sir«, sagte er steif.
    »Archäologe? Was gibt es hier zu finden?« Ich machte eine Bewegung, die die Felswand, die steinige Ebene und die gegenüberliegenden Berge einschloss.
    »Mehr, als Sie glauben, mein lieber Craven«, antwortete Postlethwaite. Ich hatte plötzlich das ungute Gefühl, ein Thema angeschnitten zu haben, von dem ich besser die Finger gelassen hätte. Postlethwaite schien ganz zu dem Menschenschlag zu gehören, die kein Ende mehr finden, wenn man einmal den Fehler beging, ihnen ein Stichwort zu geben. Und ich sollte Recht behalten.
    »Wussten Sie zum Beispiel, dass dies einer der wenigen Flecken Nordamerikas ist, der noch unerforscht ist?«, fragte er, während er sich ächzend auf sein Pferd hinaufzog und dabei vergeblich versuchte, sich nicht in den Steigbügeln zu verheddern.
    Das wusste ich nicht, aber mir fielen plötzlich wieder Sitting Bulls Worte ein. Was hatte er gesagt? Dieses Land frisst Menschen.
    »Was gibt es hier auch groß zu erforschen?«, sagte Cody. »Ich sehe nichts außer ein paar Quadratmeilen unfruchtbaren Landes und haufenweise kahle Felsen.«
    Postlethwaite nickte erregt. »Eben. Mehr sahen auch die Leute nicht, die vor uns hier waren.« Wir ritten los und nach einigen Schwierigkeiten gelang es auch Postlethwaite, sein Pferd in Bewegung zu setzen und wieder zu uns aufzuschließen – was ihn aber nicht daran hinderte, in aufgeregtem Ton

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