Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Titel: Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
eingefallen und um Jahre gealtert. »Ist … ist …«, stammelte er und verstummte wieder, als Mathilde den Kopf schüttelte.
    »Das Kind ist gesund und die Mutter lebt«, sagte sie müde und mit sonderbarem Ernst in der Stimme, fast, als … bedauerte sie es!
    Custer runzelte die Stirn. »Warum dann dieses Gesicht?«, fragte er halb verärgert, halb erleichtert. »Das ist doch ein Grund zur Freude, oder nicht?«
    Mathildes Blick traf den seinen und Custer erschauderte. Es schien sie alle Kraft zu kosten, auf seine Worte zu antworten.
    »Das Kind hat nicht geschrien«, sagte sie nur. »Ein böses Omen.«
    Für Sekunden wusste Custer nicht, was er darauf entgegnen sollte, dann schüttelte er den Kopf, schob die Amme mit einer energischen Bewegung zur Seite und betrat die kleine Kammer.
    Monahseetah lag bleich in den Kissen und lächelte ihm erschöpft zu. In ihren Armen, unter unzähligen Decken verborgen, hielt sie das Kind.
    »Es ist ein Junge, George«, flüsterte sie, als Custer an das Bett herantrat und den Zipfel eines der Tücher anhob. Ein runder, nackter, verschrumpelter Kopf kam zum Vorschein. Custer wusste nicht recht, was er erwartet hatte, aber dieses Kind war ausgesprochen hässlich.
    Monahseetah lächelte erneut, als sie seinen enttäuschten Gesichtsausdruck bemerkte. »Ein Neugeborenes ist wie eine Blume, die sich erst entfalten muss«, sagte sie milde. »Er wird ein stolzer, schöner Krieger, ich weiß es.«
    Custer deckte den kleinen Kopf wieder zu und ließ sich auf die Kante des Bettes niedersinken. »Ich kann nicht bleiben, Monahseetah«, sagte er und strich dem Mädchen sanft übers Haar. »Meine Männer brauchen mich. In einer halben Stunde breche ich auf.«
    Er spürte, dass sich Monahseetahs Hand unter der Decke bewegte, schlug das Laken zurück und ergriff sie. In den Augen der Squaw glitzerten erste Tränen.
    »Ich liebe dich, George«, hauchte sie und ihre Stimme klang wie erstickt. »Bitte bleib.«
    »Es geht nicht.« Custer erhob sich wieder, zog den Rock glatt und griff nach seinem Hut, der auf der Kommode lag. »Bitte versteh mich. Ich habe eine Aufgabe, die keinen Aufschub duldet. Wir sehen uns wieder, irgendwann.« Aber noch während er diese Worte sprach, wusste er, dass es nicht stimmte. Er würde Monahseetah niemals wieder sehen. »Was hast du nun vor?«, fragte er und drehte den Hut unruhig in seinen Händen.
    Lange Zeit schwieg Monahseetah und es schien, als würde sie nachdenken. Dann richtete sie sich ein wenig auf und sah Custer in die Augen. »Ich gehe zurück zu meinem Volk.« Sie sagte es mit fester Stimme, doch gelang es ihr nur schlecht, ihre wahren Gefühle zu verbergen. »Ich werde meinen Sohn nach unseren Gesetzen erziehen. Mein Onkel wird mich wieder aufnehmen; ich weiß es. Aber ich werde auf dich warten, George, solange ich lebe.«
    Lieutenant Colonel Custer straffte sich. Wenn ihn Monahseetahs Worte berührt hatten, so beherrschte er sich meisterlich. Selbst sein Abschied war militärisch, wie alles, für das er lebte. »Dir und unserem Sohn alles Glück dieser Welt, Monahseetah«, sagte er. »Es ist wirklich das Beste für uns beide, wenn du zu Sitting Bull zurückkehrst.«
     
    Ich sah zum nachtschwarzen Himmel auf. Mit den Felsen waren auch die Wolken hinter uns zurückgeblieben; ein voller, bleicher Mond schien auf uns herab und tauchte die unwirkliche Landschaft in silbernes Licht. Irgendwo am Horizont verschmolz das Firmament mit der Wüste zu einer endlosen Weite. Wenn man zu lange in diese Unendlichkeit starrte, begann die Wüste zu leben, formte der Sand einen alles verschlingenden Mahlstrom, in dessen Zentrum man sich drehte, tiefer einsank, in einem trockenen Meer ertrank …
    Ich wandte den Blick ab, noch bevor der Sinn verwirrende Anblick mich vollends in seinen hypnotischen Bann zu ziehen vermochte, und sah zu den Felsen des Wasserlochs hinüber – eine verlorene Insel im sandigen Ozean.
    Aus der Ferne klang die Totenklage der Indianer an mein Ohr. Es waren Laute, die ich schon einmal gehört hatte, vor nicht ganz vierundzwanzig Stunden erst, und die Erinnerung daran ließ mich schaudern. Aber diesmal war es kein blutiger Albtraum. Dies hier war die Realität und ich hatte nicht gedacht, dass sie noch schrecklicher sein würde als meine Vision.
    Hier wurden Menschen begraben, die vor Stunden noch gelebt hatten. Menschen, die durch meine Schuld …
    Ich zwang mich, die selbstzerstörerischen Gedanken beiseite zu schieben. Es nutzte nichts, über wenn

Weitere Kostenlose Bücher