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Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Titel: Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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unsere Pferde nicht durch«, erinnerte ich ihn. »Willst du den Rest des Weges zu Fuß gehen?«
    Dieser Einwand brachte ihn zur Vernunft. Ohne Pferde hatten wir vielleicht noch einen Tag zu überleben können, höchstens zwei.
    Wir erreichten die Stelle nach einer guten halben Stunde. Und zum zweiten Mal an diesem Tag glaubte ich, dem Schrecken nicht mehr gewachsen zu sein.
    Die Indianer waren tot. Natürlich; insgeheim hatte ich nichts anderes erwartet. Aber sie waren auf fürchterliche Weise gestorben.
    Ixmal und seine verbliebenen Männer hatten die Toten aus dem seichten Wasserloch gezogen, in dem sie gelegen hatten, und nebeneinander in den heißen Sand gebettet. Das Wasser war rot gefärbt von ihrem Blut.
    Es waren die gleichen Wunden, an denen schon der Wachposten gestorben war: Bissmale und blutige Kratzer wie von fingerlangen Krallen. Und in ihren weit aufgerissenen Augen stand das Grauen.
    »Wir werden sie begraben«, sagte Ixmal, mehr zu sich selbst als an uns gewandt. »Nicht weit von hier. Beten zu Götter, dass sie heimkehren in ewige Jagdgründe.« Seine Stimme stockte und ich sah, dass Tränen in seinen Augenwinkeln glitzerten.
    »Es tut mir Leid, Ixmal«, sagte ich leise. »Wer immer verantwortlich ist für den Tod deiner Brüder, er wird es hundertfach bezahlen.«
    Es war ein schwacher Trost und ich wusste nicht einmal, ob ich mein Versprechen je würde einlösen können, aber ich fühlte mich mitschuldig am Schicksal der Indianer. Gewiss, ich hatte sie nicht gebeten, uns zu begleiten, aber hätte ich nicht ahnen müssen, was uns erwarten würde? Schließlich kannte ich Necron und seine tödlichen Fallen nur zu gut.
    Elf Indianer ermordet, Teagarden und seine Männer von einem Saurier niedergemacht, Shadow verschollen … wie viele Opfer würde diese unglückselige Reise noch fordern?
    Buffalo Bill trat von hinten an mich heran und legte mir seine Hand auf die Schulter. Irgendwie schien er zu ahnen, was mich bedrückte.
    »Es ist dieser Necron, nicht wahr?«, fragte er. »Er steckt hinter all dem.«
    Ich wandte mich, zu ihm um. »Ich weiß es nicht«, gab ich zurück. »Shadow hat die Wahrheit geahnt. Aber sie ist verschwunden und Gott allein weiß, ob sie noch lebt.«
    Irgendwie schaffte es Bill immer wieder, noch in den unmöglichsten Situationen ein Grinsen auf sein Gesicht zu zaubern. »Aber sicher lebt sie«, versicherte er mir, als stünde sie in diesem Moment hinter mir. »Kopf hoch, junger Mann. Wir werden die Nacht über hier lagern und morgen sehen wir weiter.«
    Selbst was das betraf, war ich mir nicht mehr sicher. Plötzlich glaubte ich zu wissen, dass wir viel Glück brauchen würden, um überhaupt noch den nächsten Morgen zu sehen.
    Sehr viel Glück …
     
    Das Kind kam unter Schmerzen. Immer wieder stöhnte die junge Squaw, bäumte sich in den weißen Laken auf und warf den schweißnassen Kopf mit den langen, schwarzen Haaren hin und her. Die Amme redete beruhigend auf das Mädchen ein und strich ihr mit erfahrenen Händen über den Unterleib.
    Es würde eine schwierige Geburt werden; natürlich, denn es war ein Kind, das niemals hätte geboren werden dürfen. Sie konnte nur zum Himmel flehen, dass der gütige Gott dem Kind vergeben möge; ihm und dem Vater, der nervös im Zimmer auf und ab lief wie ein hungriger Panther.
    »Bitte, Sir, warten Sie doch draußen«, bat Mathilde zum gewiss zwanzigsten Mal und wusste doch schon die Antwort, noch ehe der hochgewachsene Mann mit den langen, dunkelblonden Haaren stehen blieb und sich zu ihr umwandte.
    »Ich bleibe hier, Ma’am«, sagte George Armstrong Custer energisch; mit einer Stimme, die keinen Widerspruch mehr duldete. »Kümmern Sie sich nicht um mich – Monahseetah ist es, die Ihre Hilfe braucht.« Er klopfte nervös über die Taschen seines eleganten grauen Rockes und zog einen Tabaksbeutel hervor.
    »Sir, ich muss doch bitten!«, fuhr Mathilde auf. »Meinetwegen bleiben Sie hier, aber wenn Sie jetzt auch noch zu rauchen beginnen, werde ich gehen!«
    Lieutenant Colonel Custer starrte sie für einen Moment gedankenverloren an, ließ den Beutel wieder in seiner Tasche verschwinden und setzte seinen Weg durch das kärglich möblierte Zimmer fort. Heute trug er nicht seine maßgeschneiderte Generalsuniform aus dem Bürgerkrieg mit den goldblitzenden Knöpfen und silbernen Tressen. Er war nicht einmal anwesend hier in Fort Hays; offiziell jedenfalls nicht. Seine Anreise war auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin von der Kommandantur

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