Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen
zu Ende, sondern sah mich über die Schulter hinweg an und lächelte dünn, »Sie gestatten, dass ich Ihr Bettzeug ein wenig ordne?«, fragte er.
Mit einem einzigen Ruck riss er die Decke herunter.
Das Bett war leer.
Während sich der Raum ganz allmählich um mich herum zu drehen begann, sah Necron einen Moment lang mit zornig zusammengepressten Lippen auf das weiße Laken herab, fuhr plötzlich herum und starrte den Vorhang an, das einzige Versteck im Zimmer, das groß genug war, mehr als einen kleinen Hund zu verbergen. Wieder sah er mich an, und wieder erschien dieses kleine, böse Lächeln auf seinen Lippen. Er drehte sich herum, ging auf den Vorhang zu und hob die Hand.
»Necron!«
Necron blieb stehen. Ich sah, wie sich seine linke Hand fast unmerklich bewegte. Hinter mir waren plötzlich ganz leise Schritte.
»Ja, Mister Craven?«, fragte er lauernd. »Wollten Sie mir etwas sagen?«
Meine Kehle war wie zugeschnürt. Nervös fuhr ich mir mit der Zungenspitze über die Lippen. Ich war mir durchaus der Tatsache bewusst, dass ich mich so auffällig benahm, wie es überhaupt nur ging. Aber wenn er diesen Vorhang herunterriss, dann würde er Priscylla entdecken!
»Was wollen Sie hier?«, fragte ich. »Warum kommen Sie mitten in der Nacht hierher und wecken mich auf?«
»Reine Gastfreundschaft, Mister Craven, reine Gastfreundschaft«, sagte Necron lächelnd. »Ich möchte mich nur persönlich davon überzeugen, dass Sie auch gut untergebracht sind. Sehen Sie, dieser Vorhang hier zum Beispiel – wie leicht könnte sich irgendwelches Ungeziefer dahinter verbergen? Eine Spinne oder eine Ratte – oder gar ein Einbrecher?« Und damit zerrte er den Vorhang samt einem Teil der Messingstange, die ihn hielt, herunter.
Aber dahinter war nur die Wand. Priscylla war fort.
Es war beinahe zu leicht.
Bruder Hayworthy war der Erste gewesen, der die Mauer erklommen hatte, den Dolch zwischen den Zähnen und jeden Nerv bis zum Zerreißen angespannt. Aber seine Vorsicht hatte sich als überflüssig erwiesen. Der Leichnam des Drachenkriegers war das einzige Zeichen menschlichen Lebens weit und breit und trotz des flackernden rötlichen Fackellichtes, das aus den schmalen Fenstern des Kastells drang, lag die Festungsanlage wie ausgestorben unter ihnen. Einer nach dem anderen waren auch die übrigen Krieger über die abgerundeten Zinnen der Mauer gestiegen, Bruder von Schmid als Letzter. Zwei der Männer waren davongehuscht, um sich des zweiten Postens anzunehmen, der auf der anderen Seite der Festung patrouillierte. Sie waren bisher nicht zurückgekommen, aber das besagte nichts. Rupert Hayworthy war sehr sicher, dass sie ihre Aufgabe zuverlässig erfüllen würden. Seine ganze Aufmerksamkeit galt jetzt der Festung.
Der rechteckige Innenhof des kleinen Kastells lag wie ausgestorben unter ihnen, ein schwarzes Loch, dessen Boden nicht zu erkennen war. Aus einem der schmalen Fenster sickerte rotes Licht, aber es wirkte seltsam irreal, als gehöre es nicht in diesen Teil der Welt und hätte sich nur hierher verirrt. Kein Laut war zu hören. In Gedanken korrigierte Hayworthy seine Schätzung über die Größe der Kastellbesatzung um ungefähr die Hälfte nach unten.
Botho von Schmid deutete mit einer fragenden Geste auf den Turm, aus dem der Wächter gekommen war. Hayworthy nickte. Wahrscheinlich würden sie dort eine Treppe finden, die nach unten führte. Und wenn nicht, waren sie dort drinnen zumindest vor einer zufälligen Entdeckung sicher.
Er schob den Dolch in den Gürtel zurück, zog stattdessen sein Schwert und trat als Erster durch die niedrige Tür. Dahinter lag ein kleiner, bis auf einen lehnenlosen Stuhl vollkommen leerer Raum. Ein Teller mit kaltem Fleisch und ein großer Krug mit Wasser standen auf dem Boden und in der gegenüberliegenden Wand war ein zweiter Durchgang, hinter dem die ersten Stufen einer steil in die Tiefe führenden Treppe sichtbar waren. Rötliches Licht drang aus der Tiefe des Treppenschachtes empor und als Hayworthy einen Moment lauschte, hörte er leise murmelnde Stimmen, dann ein kehliges Lachen.
»Sie scheinen wirklich nicht zu wissen, dass wir hier sind«, flüsterte von Schmid neben ihm. Er runzelte verwirrt die Stirn. »Aber wieso? Der Kundschafter muss uns doch gemeldet haben.«
Hayworthy überlegte einen Moment, dann zuckte er mit den Achseln. »Ich verstehe es auch nicht«, murmelte er. »Wenn es eine Falle ist, dann die raffinierteste, die ich je gesehen habe.« Aber das
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