Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen
dich für den größten Supermann aller Zeiten halte?«
»Wieso halte?«, entgegnete ich beleidigt. »Ich bin es, oder etwa nicht?«
Diesmal lachte Priscylla nicht und mit einem Male spürte ich, dass sie nicht nur hierher gekommen war, um mit mir zu schlafen. »Was hast du?«, fragte ich. Ich setzte mich auf, schlüpfte in meine Beinkleider und rutschte auf der Bettkante zu Priscylla hinüber. Sie zitterte, als ich die Hand um ihre Schulter legte.
»Du bist in Gefahr, Robert«, sagte sie, mit einem Male sehr leise und sehr, sehr ernst. »Und nicht nur du. Auch der Indianer, der dich begleitet, und diese … wie hast du sie genannt?«
»El-o-hym.«
»El-o-hym …« Priscylla wiederholte den Namen auf sonderbare Weise. »Weißt du eigentlich, was das bedeutet?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Dann schau in der Bibel nach«, sagte Priscylla.
»Warum sagst du es mir nicht?«
Priscylla schüttelte den Kopf und löste sich aus meiner Umarmung, wich aber nicht von mir fort, sondern schmiegte sich weiter an meine Seite. Es war ein unbeschreiblich wohltuendes Gefühl, eine Wärme und Geborgenheit, die sich mit Worten nicht beschreiben ließ. Für einen Moment schoss mir ein vollkommen verrückter Gedanke durch den Kopf: Ganz gleich, was jetzt geschah – selbst wenn ich in der nächsten Minute sterben sollte –, es hatte sich gelohnt.
»Du würdest es mir ja doch nicht glauben«, fuhr Priscylla fort, meine Frage mit einiger Verspätung beantwortend. »Und ich bin auch nicht hier, um über Shadow zu sprechen. Ich glaube, du kannst ihr vertrauen. Es geht um Necron. Du … du darfst ihm nicht glauben, Robert. Ganz gleich, was er dir bietet, glaube ihm nicht.«
Ich antwortete nicht. Alles in mir schrie danach, Priscyllas Warnung zuzustimmen, und doch … Er hatte uns Gastfreundschaft und Sicherheit versprochen, wenn auch nur für eine Nacht, und wir hatten sie bekommen. Er hatte mir Priscylla versprochen und ich hielt sie in den Armen …
»Und wenn er Recht hat?« fragte ich, einer direkten Antwort ausweichend. »Du hast gehört, was er über Hastur gesagt hat. Und ich habe mit eigenen Augen gesehen, was geschehen ist.«
»Du kennst Necron nicht!«, widersprach Priscylla heftig.
»Kennst du ihn denn?«
Priscylla zögerte einen ganz kurzen Moment, dann nickte sie. »Besser als du«, behauptetet sie. »Vergiss nicht, dass ich länger als ein Jahr seine Gefangene war.« Ihre Stimme zitterte bei diesen Worten so heftig, dass ich sie instinktiv fester an mich presste. Was mochte sie erlitten haben, in diesem einen Jahr? Welche unvorstellbaren Qualen musste sie ausgestanden haben, eingekerkert in ihren eigenen Körper, nichts als ein Geist, abgeschnitten von allen äußeren Eindrücken?
Ich versuchte mir vorzustellen, wie es sein musste: blind, taub, gelähmt und unfähig, irgendetwas zu empfinden oder zu fühlen, eine Ewigkeit lang. Der Gedanke war so entsetzlich, dass sich etwas in mir dagegen sträubte, ihn auch nur zu denken.
Aber ich fragte Priscylla nicht danach und nach einer Weile redete sie von sich aus weiter.
»Er hat mich in diesen magischen Schlaf versetzt«, begann sie. »Aber ich habe nicht immer geschlafen. Necron hat … ich weiß nicht genau, was, aber er hat wohl versucht, so etwas wie einen geistigen Kontakt mit mir herzustellen. Vielleicht, um mehr über dich zu erfahren. Aber dabei habe ich auch eine Menge über ihn in Erfahrung gebracht, Robert. Ich … ich weiß, wer er wirklich ist.«
»Wer er wirklich ist?«, wiederholte ich verwirrt. »Willst du damit sagen, dass Necron nicht Necron ist?«
»Natürlich«, antwortete Priscylla. »Er ist ein Magier, ein uralter, unglaublich mächtiger Magier und die Gestalt, in der du ihn kennst, ist nicht seine einzige. Er … er wechselt seinen Körper wie du dein Hemd. Er ist alt, Robert, uralt.«
»Ich weiß«, antwortete ich. Ich begriff noch immer nicht wirklich, worauf Priscylla hinauswollte. Vielleicht wollte ich es auch nicht begreifen. »Er muss an die hundert Jahre alt sein.«
»Hundert?« Priscylla lachte, aber es klang nicht sehr amüsiert. »Hundert tausend kommt der Sache wohl näher, Robert.«
Eine Sekunde lang starrte ich sie an, unfähig, zu begreifen, was sie gerade gesagt hatte. Ich ließ ihre Schulter los, rückte ein Stück von ihr weg und sah ihr fassungslos in die Augen. »Willst du damit sagen, Necron ist … ist unsterblich?«, keuchte ich.
»In gewissem Sinne, ja«, bestätigte Priscylla. »Sein Körper ist verwundbar und
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