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Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen

Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen

Titel: Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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teilte sich unter ihm, brodelte und kochte einen Moment – und verschlang ihn.
    Unbeeindruckt marschierten die hinter ihm Gehenden weiter. Ein zweiter Mann begann zu versinken, dann ein dritter, vierter. Aber sie marschierten weiter, unbeeindruckt, wie seelenlose Maschinen, stiegen über die versinkenden Körper der anderen hinweg und marschierten weiter. Und die, die bereits eingesunken waren, versuchten sich wieder auszugraben, wühlten mit rissigen Händen wie große bizarre Tiere im Sand, plumpe Schwimmbewegungen vollführend, tot, nicht mehr in der Lage, noch einmal zu sterben, immun gegen den erstickenden Sand.
    Der Vormarsch der Albtraumarmee kam ein wenig ins Stocken, aber bald war die Grube mit Treibsand, die sich so jäh gebildet hatte, gefüllt und der höllische Marsch ging weiter. Die Kette aus Leibern war jetzt zerbrochen, aber das änderte nichts.
    Die beiden Master sahen den Ungeheuern ruhig entgegen. Keiner von ihnen war überrascht von dem, was geschehen war. Sie hatten gewusst, dass es schwer werden würde; die Wesen, gegen die sie kämpften, waren keine sterblichen Gegner. Aber die Kraft der beiden Tempelherren war noch lange nicht erschöpft.
    Wieder war es beinahe unmerklich; zuerst.
    Eine große, auf sonderbare Weise schwerfällige Bewegung lief durch die Wüste, ein mühsames Zucken wie von einem ungeheuerlichen Körper, der sich in Krämpfen wand. Sehr weit von dem Berg und der Totenarmee entfernt rutschte eine Düne zusammen, eine andere explodierte, wie von einer lautlosen Gewalt auseinander gerissen, dann ging ein sanftes, aber lang anhaltendes Beben durch die Wüste. Sand begann zu rascheln und zwischen den Dünen bildete sich ein Spalt, wie ein gefrorener gezackter Blitz. Zuerst war es nur eine dünne, kaum wahrnehmbare Linie, die von nachstürzendem Sand fast rascher wieder gefüllt wurde, als sie entstehen konnte.
    Aber eben nur fast.
    Ganz allmählich wurde die Linie breiter, wuchs zu einem fingerbreiten Spalt, schließlich einem klaffenden, bodenlosen Riss, der die Wüste spaltete, unendlich tief bis hinein in ihr steinernes Herz. Und der Riss wuchs auch in der Länge. Sein Ende raste in einem irrsinnigen Zickzack auf den düsteren Berg am Horizont zu, zerfetzte Dünen, verschlang Sand und Staub und Erde und wurde immer schneller und schneller.
    Gleichzeitig begann der Sturm.
    Binnen Sekunden wuchs der Wind zu einem heulenden Höllenchor heran, der Tonnen von Sand in die Höhe riss und die Luft über der Wüste erst braun, dann schwarz färbte. Wie ein Heer unsichtbarer apokalyptischer Reiter schloss sich der Sturmwind dem dahinrasenden Riss an, Sand und Felsbrocken wie tödliche Geschosse mit sich reißend. Es sah aus, als näherte sich eine schwarze, kochende Mauer dem Berg.
    Und als sie auf ihn prallte, war es wie ein Weltuntergang.
    Selbst oben, in der schwarzen Festung auf dem Gipfel des Berges, konnte man die dumpfe Erschütterung spüren, mit der der Sturm den Fuß des Lavakolosses traf.
    Unten war es die Hölle.
    Das heranmarschierende Heer verschwand von einer Sekunde auf die andere in einer schwarzen, kochenden Masse, die barmherzig verbarg, was in ihrem Inneren vor sich ging. Die Männer wurden in die Höhe gerissen, wie Spielzeuge, die plötzlich kein Gewicht mehr hatten. Der Sturm packte sie, schleuderte sie durch- und übereinander, riss sie hoch und schmetterte sie gegen den schwarzen Fels. Der Sand, mit der Geschwindigkeit und Wucht dieses Höllensturmes herangetragen, zerfetzte ihre Gewänder und ließ Funken aus den metallenen Teilen ihrer Waffen und Rüstungen stieben. Dann, eine Sekunde später, war der Riss heran. Der Boden erbebte ein zweites Mal und plötzlich klaffte die Wüste auseinander. Eine gigantische, von düsterer roter Glut erfüllte Wunde tat sich im Boden auf, verschluckte Sand und Felsen und hilflos rudernde Körper. Wie von einer unsichtbaren Macht angezogen, torkelten die Untoten in diesen Riss hinein und stürzten in die Tiefe, einer nach dem anderen, bis auf den letzten Mann. Dann schloss sich das riesige steinerne Maul wieder.
    Von Necrons Armee lebender Toter war nichts mehr geblieben, nichts bis auf ein paar Kleiderfetzen hier und da, Stücke von zerbrochenen Waffen und gebleichte Knochen …
    Van Velden nahm langsam die Arme herunter, öffnete die Augen und atmete hörbar ein. Er und de la Croix waren unversehrt geblieben, sicher auf zwei winzigen, ruhigen Inseln inmitten des tobenden Weltuntergangs; nicht einmal sein Haar war zerzaust.

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