Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Titel: Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
hinaus. Das Gewitter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Eigentlich hätte es noch mindestens für eine Stunde hell sein müssen; eine Stunde, in der wir uns hätten orientieren können. Nun war die Galgenfrist dahin; es wurde von Sekunde zu Sekunde dunkler.
    Und der Golem konnte jeden Moment sein Versteck verlassen. Auch ich saß wie auf glühenden Kohlen.
    Als wir in die Straße einbogen, in der das verfallene Haus mit dem Labor lag, fielen die ersten schweren Tropfen. Es war der erste Regen seit über zwei Wochen und der Staub auf der Straße verband sich mit ihm zu einer schmierigen, glitschigen Schicht. Ein fauliger Geruch kam auf und stach unangenehm in meine Nase.
    Ich schlug den Kragen meines leichten Mantels hoch, als ich mit Howard aus der Kutsche stieg. Es war merklich kühler geworden und der Donner schien einen leichten Wind von Westen heranzutragen. Ich fröstelte.
    Rowlf lenkte die Kutsche unter einem Torbogen hindurch in einen überdachten Innenhof. Dort ließ er Pferd und Kutsche stehen und kam mit schnellem Schritt zu uns zurück.
    Howard öffnete den Leinensack und zog drei der kurzstieligen Fackeln hervor. »Also, wie abgesprochen. Wir trennen uns und sehen uns erst einmal in den Kellerräumen der umliegenden Häuser um«, sagte er und gab die Fackeln an Rowlf weiter. »Sobald einer von uns auch nur auf die Spur des Golems stößt, ruft er die anderen. Und beim geringsten Anzeichen von Gefahr entzündet er die Fackel. Das Licht wird den Kerl abschrecken. Noch Fragen?«
    Rowlf schüttelte stumm den Kopf. Seine Finger krampften sich so fest um die Metallgriffe der Fackeln, dass die Knöchel weiß hervortraten. Selbst er, der sonst weder Tod noch Teufel fürchtete, wirkte nervös, fast ängstlich.
    Ich nahm meine drei Fackeln von Howard entgegen und steckte sie unter meinem Mantel in den Gürtel. Die Regentropfen fielen nun dichter und regelmäßig und ich wollte das Risiko nicht eingehen, dass das Magnesium feucht wurde.
    Howard legte mir die Hand auf die Schulter. »Ich kann dir nicht wünschen, dass du als Erster auf den Golem triffst«, sagte er leise, »aber du allein kannst ihn vernichten. Viel Glück, Robert.«
    Ich versuchte zu lächeln, aber es misslang mir kläglich.
    Als wir uns trennten, kam es mir vor, als sehe ich die Freunde zum letzten Mal …
     
    Dunkelheit umgab ihn, als er aus dem Halbschlaf schreckte. Finsternis, die keines Menschen Blick durchdringen konnte, erfüllt von schäumenden, monotonen Geräuschen, die von den Wänden widerhallten.
    Und doch sah er, war zum Sehen verdammt, denn es war ihm nicht möglich, seine Augen zu schließen.
    Vor Ewigkeiten war er geflohen vor einem grellen, furchtbaren Ball, der langsam in der Ferne aufgestiegen war und ihn mit seinem Licht gequält hatte. Schließlich, mehr durch Zufall als durch planvolles Suchen, hatte er diesen Ort gefunden. Hier war es dunkel, hier konnte er sich verbergen, bis der Lichtball wieder verschwunden war.
    Unbändige, heiße Wut stieg in ihm hoch, wenn er nur an das Licht dachte. Mit einem dumpfen Grollen richtete er sich auf und schwang die unförmigen Füße in das trübe, stinkende Nass, das durch diesen Ort floss.
    Es zischte und dichte Dampfwolken stiegen hoch, als seine Haut mit Wasser in Berührung kam. Es begann in Sekundenschnelle zu kochen. Ölige Blasen zerplatzten an seiner Oberfläche.
    Minutenlang blieb der Golem stehen, ohne einen Muskel zu rühren. Sein zerstörtes Gehirn versuchte sich zu erinnern, wie er hierher gelangt war, doch bevor der Gedanke greifbar werden konnte, zog etwas anderes seine Aufmerksamkeit auf sich. Ein kleiner, huschender Schatten, der den Mauervorsprung entlangrannte.
    Er kannte diese Wesen; ein paar von ihnen hatten sich schon an ihn herangewagt. Und sein primitiver Instinkt verriet ihm, wie er sich verhalten musste.
    Langsam verlagerte er sein Gewicht auf den linken Fuß, hob in einer kaum wahrnehmbaren Bewegung den Arm. Seine Muskeln spannten sich.
    Die Ratte verharrte in ihrem Lauf. Ihre feinen Sinne warnten sie vor einer Gefahr. Sie hob die spitze Schnauze und schnupperte. Irgendetwas Fremdes war hier; kein Mensch und auch keine Katze. Etwas, das sie noch nie gewittert hatte … Aber es war gefährlich, entschied ihr Instinkt. Sie fuhr herum und huschte den Weg zurück, den sie gekommen war.
    Ihre Reaktion kam für den Bruchteil einer Sekunde zu spät. Etwas Massiges, Schweres traf ihren Rücken. Die Ratte schrie noch in wilder, animalischer Panik auf, dann

Weitere Kostenlose Bücher