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Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Titel: Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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aus.
    »Eine Katze! Nur eine Katze!«, ächzte er und ging erleichtert weiter. »Ist ja kein Wunder, dass Hund -«
    Er verstummte wieder. Die Lichter kamen auf ihn zu, in der Höhe seines Kopfes. Im ersten Moment hatte er gedacht, die Katze hocke auf einem Felsvorsprung, aber nun …
    Er hob die Kerze höher.
    Ein Schrei brach sich über seine Lippen. Er taumelte zurück, stolperte über Geröll und stürzte schwer zu Boden. Heißes Wachs spritzte in sein Gesicht, doch er spürte den Schmerz nicht einmal. Die Flamme loderte heller auf und riss die furchtbare Albtraumgestalt, die auf den Alten zuwankte, aus dem Dunkel.
    Blanke Knochen, an denen noch die Fetzen eines Totenhemdes klebten. Dürre, vom Moder überzogene Finger, die sich ihm entgegenstreckten. Tote Augenhöhlen, in denen ein verzehrendes, unheiliges Feuer loderte.
    Und hinter der Gestalt tauchten weitere aus der Finsternis auf, humpelten auf verkrüppelten, zerborstenen Knochen auf den Alten zu, ihre Klauen vorgestreckt.
    Fleischlose Münder krümmten sich zu einem schrecklichen, bösen Grinsen, gebrochene Augen starrten ihm gierig entgegen …
    »Nein! NEIN!« Der alte Mann kroch zurück, so schnell er auf dem unebenen Boden vorankam, und wusste doch, dass er dem Grauen nicht entrinnen konnte. Dann loderte plötzlich ein stechender Schmerz in seiner Brust auf, lähmte seine Bewegungen und machte das Atmen zur Qual.
    Sein Herz war der Belastung nicht länger gewachsen. Ein gnädiges Schicksal riss ihn in den Tod, noch bevor die Boten des Schreckens ihn erreichen konnten.
    Und draußen bellte Hund seine hilflose Wut in das Dunkel der Höhle hinein …
     
    »Haben wir alles?«, fragte ich und schob den Stockdegen in meinen Gürtel.
    »Das Wichtigste ist, dass du okay bist, mein Junge«, entgegnete Howard besorgt. »Hast du dich erholt?«
    »Alles in Ordnung.«
    Wenn ich ehrlich sein sollte, so ahnte ich doch, dass gar nichts in Ordnung war. Seit ich erwacht war, hatte ich in mich gehorcht und nach der Stimme eines kleinen, runzligen Kobolds namens Gurk gesucht. Aber er schien verschwunden zu sein. Ich war noch kein einziges Mal gestolpert und sogar die Treppe heil heruntergekommen.
    Aber es war zu früh, um sich zu freuen. Er war noch da, das spürte ich. Vielleicht schlief er oder er dachte sich neue bösartige Späße für mich aus.
    »Wie viele Fackeln hast du auftreiben können?«, wandte ich mich an Rowlf. Ich war ganz froh darüber, dass er uns begleitete. Gegen den Golem konnte auch er nichts ausrichten, das war mir klar, doch allein die Gegenwart eines Zwei-Meter-Hünen wie Rowlf konnte schon beruhigend wirken.
    Er kramte in dem groben Leinenbeutel, den er um die Schulter trug, herum und zog eine der Magnesiumfackeln hervor. »Neun Stück«, brummte er. »Die Dinger sind unheimlich schwer zu kriegen.«
    Howard nahm die Fackel und wog sie in der Hand. »Das wird reichen, um ihn in die Enge zu treiben«, sagte er. Wie so oft verschwand sein Gesicht hinter einer stinkenden Rauchwolke, während er sprach. »Die Schwierigkeit ist, ihn zu finden.«
    Wir hatten uns geeinigt, in dem Abbruchviertel mit der Suche zu beginnen. Er war in das Labor geflohen, als ich auf ihn geschossen hatte, an den Ort seiner Geburt. Also nahmen wir an, dass er sich nicht allzu weit davon entfernt aufhielt. Am Tage konnte er sich nicht ins Freie wagen; folglich war er noch dort.
    Als wir durch die Halle gingen und uns der Eingangstür näherten, hörte ich ein Poltern und Platschen hinter uns. Ich fuhr herum, von bösen Ahnungen erfüllt.
    »Was ist los?«, fragte Howard und wandte sich ebenfalls um. Spätestens jetzt war ich davon überzeugt, dass er Gurk tatsächlich nicht sehen konnte. Der kleine Kobold kugelte lachend die Treppe herab und hüpfte mit grotesken Sprüngen auf uns zu. »Wirst du wohl auf mich warten?«, rief er mit lauter Stimme.
    Mein letzter Funken Hoffnung schwand dahin. Die anderen konnten ihn auch nicht hören.
    »Nichts. Ich habe mich … geirrt«, beantwortete ich Howards Frage. Was hätte ich auch sonst machen sollen? Ich konnte niemanden auf den anhänglichen Gnom aufmerksam machen.
    »He – du lernst schnell«, spottete Gurk. »Ich sehe schon – wir kommen prächtig miteinander aus.« Er wieselte heran und an uns vorbei. Als ich aus der Tür trat, passierte es. Der Fußabstreifer warf Wellen. Mein Fuß stieß dagegen und ich landete in Rowlfs Armen, der mich gedankenschnell aufgefangen hatte.
    »Wohl noch nicht richtig aufm Damm?«, fragte er.

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