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Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Titel: Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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durchzuckte.
    Howard kam mit raschen Schritten heran. »Endlich«, sagte er. Seine Stimme klang besorgt. »Wie geht es dir, mein Junge?«
    Langsam und mit schmerzverzerrtem Gesicht ließ ich mich zurücksinken. Ich lag in meinem frisch bezogenen Bett im Andara-House am Ashton Place. Weiße Mullbinden bedeckten meinen rechten Arm und auch auf meiner Stirn konnte ich den leichten Stoff eines Verbandes spüren.
    »In Ordnung. Es geht mir gut«, sagte ich vorschnell und wurde sofort Lügen gestraft, als ich meine Beine leicht an den Körper ziehen wollte. Ein glühender Dolch stocherte plötzlich in meinem Rücken herum und ließ mich aufschreien.
    »Ganz ruhig, Robert«, sagte Howard schnell und drückte meine Knie wieder auf die Matratze zurück. »Mit dem Bäumeausreißen wird es wohl einige Zeit vorbei sein. Danke Gott, dass du noch lebst.«
    »Was … was ist passiert?«, fragte ich mit zusammengebissenen Zähnen. Mein ganzer Körper war ein einziger dumpfer Schmerz; ich fühlte mich wie durch einen Fleischwolf gedreht.
    Howard zog einen seiner schwarzen Lungentorpedos hervor, steckte ihn sich in den Mundwinkel und griff nach den Streichhölzern. Im letzten Moment hielt er inne, blickte fast schuldbewusst zu mir auf und ließ die Zigarre schnell wieder in seiner Jacke verschwinden. »Wir haben dich unter einem Trümmerhaufen hervorgezogen, Rowlf und ich«, sagte er leise. »Der Keller, in dem du warst, ist vollständig eingestürzt.« Er zögerte unmerklich, bevor er weitersprach. »Wenn du mich fragst – es ist ein Wunder, dass du noch am Leben bist. Du hattest unglaubliches Glück.«
    Ich schluckte den Kloß, der sich in meinem Hals gebildet hatte, herunter. »Bin ich … okay?«, fragte ich unsicher, und eine eiskalte Hand strich mir den Rücken herab, als ich an den Schmerz in meinen Beinen dachte. »Ich meine, habe ich …«
    Howards Lächeln nahm mir meine Angst. »Alles heil geblieben, Robert. Keine Brüche, keine inneren Verletzungen. Nur ein paar Abschürfungen, einige Prellungen und eine kleine Platzwunde auf der Stirn. Du bist okay.«
    Ich atmete tief durch. Für einen Moment hellte sich meine düstere Stimmung auf. Dann schlich sich ein anderer Gedanke in meine Gedanken und ließ mich zusammenfahren.
    »Der Golem, Howard! Ist er …«
    »Der Golem?« Howard runzelte die Stirn. »Er war … dort?«
    »Natürlich! Ich hatte ihn gestellt, dort unten in diesem Kellerloch. Er muss von den Trümmern verschüttet worden sein!«
    Howard schüttelte stumm den Kopf. Auf seiner Stirn waren tiefe Falten entstanden. Er sah mich vorwurfsvoll an.
    Ich erriet seine Gedanken. »Ich konnte euch nicht zu Hilfe rufen«, verteidigte ich mich. »Alles ging so unheimlich schnell. Aber ich hatte ihn fast soweit! Noch ein paar Sekunden und er wäre …« Ich stockte einen Moment, und vor meinem geistigen Auge erschien das Bild eines kleinen, runzligen Kobolds. »Und dann ist diese verfluchte Decke eingestürzt. Ich hatte … Pech.«
    Natürlich fiel Howard nicht auf, warum ich das letzte Wort so deutlich betont hatte. Er schlug den Blick nieder und setzte sich auf die Bettkante. »Entschuldige«, sagte er. »Ich wollte dir keine Vorwürfe machen. Er ist entkommen. Wir haben den ganzen Keller abgesucht, bevor wir dich fanden. Wenn er noch dort gewesen wäre, hätten wir ihn gesehen.«
    Ich schloss die Augen und sandte ein stummes Gebet zum Himmel. »Und die Armee der Toten?«, fragte ich dann. Ich konnte ein leises Zittern in meiner Stimme nicht verbergen.
    »Moment.« Howard kramte in der Innentasche seiner Weste herum und zog schließlich ein zusammengefaltetes Papier hervor. Wortlos schlug er es auf und hielt es mir vor die Augen.
    WEITERE MYSTERIÖSE LEICHENRAUBE schrie es mir in dicken Lettern entgegen. SCOTLAND YARD VOR EINEM RÄTSEL.
    Ich riss ihm das Extrablatt aus den Fingern und richtete mich wieder in eine halb sitzende Position auf. Den stechenden Schmerz, der durch meine Arme und Beine pulste, bemerkte ich in diesem Augenblick kaum noch. In fliegender Hast studierte ich den Artikel.
    Von sechs verschiedenen Friedhöfen der Stadt waren wieder Leichen verschwunden. Und erneut gab es keine Spuren, die auf die Täter hinweisen konnten. Am liebsten hätte die Polizei das Ganze auf einen geisteskranken Kleptomanen abgeschoben, aber ein einzelner Mann konnte wohl unmöglich in einer Nacht siebzig Leichen von bis zu sieben Meilen voneinander entfernt liegenden Orten ausgegraben und fortgeschafft haben. Und da keine

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