Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!
dunklen Augen Roderick Andaras – oder war er es gar nicht? – stand jetzt Schmerz geschrieben. Und noch etwas anderes …
»Nein!« Viktor schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, dass Tassen und Gläser klirrten, um seine Worte zu bekräftigen. »Nein, nein und nochmals nein, Howard«, sagte er. Sein Augen blitzten. »Ich habe geschworen, es niemals wieder zu tun und auch Sie werden mich nicht dazu bringen, diesen Schwur zu brechen, Howard. Das letzte Mal war eine Katastrophe, bei der nur durch ein schieres Wunder nicht mehr Menschen zu Schaden gekommen sind, und -«
»Das letzte Mal«, unterbrach ihn Howard zornig, »war etwas ganz anderes und das wissen Sie, Viktor! Sie haben Fehler gemacht, die Sie jetzt nicht mehr begehen würden. Sie haben genommen, was sie bekamen, zum Großteil untaugliches Material. Das Gehirn eines Verbrechers, der wahrscheinlich schon zu Lebzeiten geisteskrank gewesen ist! Glieder von Menschen, die seit Tagen, wenn nicht Wochen tot waren! Sie hatten eine unzureichende Ausrüstung, Sie -«
»Ich tue es nicht«, sagte Viktor hart. »Es tut mir Leid, Howard. Ich vermute, dass Ihnen dieser Robert Craven sehr viel bedeutet hat, aber ganz gleich, es bleibt bei meinem ›Nein‹. Sie müssen das verstehen.« Er seufzte, nippte an seinem Kaffee und wich Howards Blick aus.
»Gut«, sagte Howard. »Wie Sie wollen, Viktor. Dann bitte ich Sie nicht mehr – ich verlange es. Sie sind es mir schuldig.«
Der vielleicht vierzigjährige, hellblonde Mann mit den gepflegten Händen eines Arztes und dem sanften Blick eines Poeten wurde bleich. Einen Moment lang suchte er sichtlich nach Worten, dann seufzte er abermals tief, schüttelte noch einmal den Kopf und stellte die Kaffeetasse ab, dass es klirrte. »Verstehen Sie mich doch, Howard«, sagte er. »Denken Sie denn, ich hätte mir meine Entscheidung nicht tausend Mal überlegt? Glauben Sie denn wirklich, ich hätte mich aus purer Willkür entschlossen, meine Erfindung mit ins Grab zu nehmen? Die möglicherweise größte Entdeckung, die jemals ein Mensch gemacht hat? Das Wunder des Lebens?«
»Sie sind nicht der Einzige«, sagte Howard grob. »Erst vor wenigen Wochen -«
»Ich habe von der Geschichte mit dem Golem gehört«, unterbrach ihn Viktor. »Ein Grund mehr, bei meiner Haltung zu bleiben.«
»Woher?«, fragte Howard alarmiert. »Niemand wusste …«
Ein dünnes, nicht sehr humorvolles Lächeln erschien auf den Lippen Viktors. »Ich habe meine Verbindungen«, sagte er. »Vor allem, was solcherlei Dinge angeht. Aber keine Sorge – ich werde mit niemandem darüber reden. Und wir kommen vom Thema ab. Ich wollte Ihnen erklären -«
»Es gibt nichts zu erklären«, unterbrach ihn Howard. »Ich will nicht mehr mit Ihnen diskutieren, Viktor. Sie werden tun, was ich von Ihnen verlange. Noch heute Nacht. Sie sind es mir schuldig.«
Viktor seufzte. Für einen Moment flammte Wut in seinem Blick auf, aber nur, um sofort einem Ausdruck unbestimmter Trauer Platz zu machen. »Wer war er?«, fragte er plötzlich.
»Robert?«
Viktor nickte. »Sie scheinen ihn geliebt zu haben wie einen Bruder.«
»Mehr«, antwortete Howard nach einem hörbaren Zögern. Plötzlich war aller Zorn und alle Entschlossenheit aus seiner Stimme gewichen. Wie er so vor Viktor saß, war er nichts weiter mehr als ein zerbrochener, leidender Mann, der am Ende seiner Kraft angelangt war.
»Er war … der Sohn meines besten Freundes«, erklärte er mit stockender Stimme. »Der Sohn meines einzigen Freundes. Aber er war … er war mehr. Ich kann es nicht erklären, Viktor, aber er … Sehen Sie, als sein Vater damals starb, da war es, als stürbe auch ein Teil von mir. Als Robert mit der Nachricht von Andaras Tod zu mir kam, da war ich der Verzweiflung nahe. Ich glaube, ich hätte es nicht verwunden, wäre Robert nicht dagewesen. Wenn er jetzt auch noch sterben sollte …« Er schüttelte den Kopf, ballte kurz und heftig die Fäuste und starrte an Viktor vorbei ins Leere. »Ich würde es nicht ertragen. Nicht er auch noch.«
»Aber er ist tot, Howard«, sagte Viktor ganz leise. »Begreifen Sie es doch. Er ist vor mehr als zwölf Stunden gestorben. Keine Macht der Welt kann ihn wieder lebendig machen.«
»Sie können es!«, behauptete Howard.
»Ich kann es nicht«, sagte Viktor ruhig. »Ich habe es einmal versucht und statt Leben zu erschaffen, habe ich viele unschuldige Leben genommen. Und selbst wenn – ich glaube nicht, dass ich es dürfte.« Er beugte sich vor, legte
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