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Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Titel: Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nichtsdestotrotz höchst Tödlichem zu befinden, nahm in Frankenstein noch zu. Das Haus bot nicht den Schutz, den es versprach. Ganz im Gegenteil. Frankenstein begann sich allmählich wie eine Fliege zu fühlen, die dem Netz der Spinne zu entkommen trachtete und sich in Wahrheit nur immer weiter darauf zu bewegte.
    Das Haus war sehr still. In der großen Halle im Erdgeschoss, die sie erreichten, nachdem sie ein wahres Labyrinth von Kammern und Räumen und Treppenfluchten durchquert hatten, brannte Licht, aber nicht der mindeste Laut war zu hören. Frankenstein hatte niemals ein Haus betreten, das so still war.
    »Wo ist das Personal?«, fragte er.
    Rowlf gebot ihm mit einer unwilligen Geste zu schweigen, schob die Tür hinter sich ins Schloss und sah sich um. Seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen, schien er ebenso ratlos wie Frankenstein zu sein.
    »Gehma nach oben«, sagte er schließlich. »Da wird sich scho -«
    Hinter ihnen erklang ein dumpfes Poltern. Rowlf verstummte mitten im Wort, sah sich erschrocken um – und sprang mit einem Satz in die Tür zurück, Frankenstein so rüde mit sich zerrend, dass der nicht einmal dazu kam, ein erschrockenes Schnauben auszustoßen.
    Das Poltern wiederholte sich, dann wurde eine Tür unter der Treppe aufgestoßen, die Frankenstein bisher nicht einmal bemerkt hatte, und ein Mann trat in die Halle hinaus.
    Hatte er bisher vielleicht noch insgeheim an alledem gezweifelt, was Howard und Rowlf ihm erzählt hatten, jetzt tat er es nicht mehr. Der Anblick, der sich ihm bot, hätte ihn wahrscheinlich auch wieder an den Weihnachtsmann glauben lassen, hätte Rowlf hinterher behauptet, es gäbe ihn.
    Aus der Tür, die offensichtlich aus den Kellergeschossen des Hauses heraufführte, trat ein zweiter Mann, dann ein dritter. Er und der erste, der Frankenstein und Rowlf um ein Haar überrascht hätte, boten einen höchst sonderbaren Anblick – sie trugen dunkle, bis auf die Knöchel fallende Wettermäntel, darunter allerdings keine dazu passende Kleidung, sondern weiße, mit einem gleichschenkeligen roten Balkenkreuz bestickte Hemden und Hosen aus Kettengeflecht, als wären sie geradewegs aus einem romantischen Ritterroman entsprungen.
    Aber ihr Anblick war nichts gegen den dritten Mann, der zwischen ihnen ging.
    Genauer gesagt, das Ding, das Frankenstein im ersten Moment für einen Mann gehalten hatte …
    Soweit Frankenstein dies erkennen konnte, bestand es ganz und gar aus Eisen und sah ein bisschen aus wie ein wandelndes Skelett, denn es hatte keinen wirklichen Leib, sondern eine Art grobmaschigen Gitterkorb, aus dem die Glieder und der Hals herausragten und in dem sich allerlei mechanische Dinge drehten und bewegten. Mit sonderbar abgehackten, mechanischen Bewegungen stolzierte es zwischen den beiden Männern einher. Sein Kopf drehte sich unentwegt von rechts nach links und wieder zurück mit kleinen, vogelartigen Rucken. In den Augenhöhlen seines metallenen Totenschädels blinkten zwei winzige, rote Lämpchen.
    Atemlos vor Schrecken sah Frankenstein zu, wie die beiden Männer und ihr bizarrer Begleiter wenige Schritte an ihrem Versteck vorüber und die Treppe hinauf gingen, um in einem Zimmer im oberen Stockwerk zu verschwinden. Aber selbst als alles wieder still geworden war, verharrte er noch lange reglos auf der Stelle und starrte die Treppe an.
    »Was … was war das?«, stammelte er schließlich.
    »Eine von dem Lausdreck sein’ Puppen«, antwortete Rowlf düster. Seine gewaltigen Pranken öffneten und schlossen sich unentwegt, als hielte er sich nur noch mit Mühe davon zurück, den beiden Männern und der bizarren Kreatur nachzustürmen und über sie herzufallen. »War bloß noch nich’ ganz fertig.«
    »Dann … dann sind sie … hier?«, stammelte Frankenstein. Das letzte Wort klang beinahe hysterisch.
    Rowlf grinste. »Sieht so aus, Doktorchen. Wo diese Hampelmänner in ihren Affenkostümen auftauchen, da ist auch der Lausdreck nich’ weit, darauf könnse Gift nehm’. Und jetz’…« Sein Grinsen wurde noch breiter, verlor dabei aber merklich an Humor, »… kauf ich mir die Halunken.«
    Es dauerte einen Moment, bis Frankenstein begriff. »Sie … Sie wollen doch nicht etwa dort hinunter?«, stammelte er mit einer Geste auf die nur halb geschlossene Kellertür.
    »Aba sicher doch«, grinste Rowlf. »Sie könn’ ja hierbleim, wennse woll’n.« Sprach’s, stieß die Tür auf und stürmte mit kampflustig gesenktem Kopf durch die Halle.
    »Hier … bleiben?«,

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