Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!
ausgeschlagenen Backenzahn aus.
»Zum Teufel, ich habe gefragt, wer ihr seid?!«, brüllte der Templer, versetzte Rowlf eine schallende Ohrfeige und holte gleichzeitig mit dem Fuß aus, um ihn zu treten.
Rowlf rollte sich blitzschnell zur Seite. Es war sein Glück. So bekam er nur einen Wischer über dem linken Ohr ab. Trotzdem reichte es, um ihn Sterne sehen zu lassen. Der Templer nützte seinen Vorteil eiskalt aus und deckte Rowlf mit einer Serie von Haken ein, die diesen abermals bunte Sterne sehen ließen.
Verzweifelt versuchte Rowlf dem anderen Paroli zu bieten. Doch der Templer war um mindestens fünfzig Pfund schwerer als er – und dabei war kein Gramm Fett. Außerdem kaute Rowlf immer noch am ersten Haken herum. Trotzdem landete er einige Treffer auf dem breitflächigen Gesicht des anderen, die für den Templer wohl nicht mehr als Mückenstiche waren, die ihn höchstens noch wütender machten. Rowlfs Bewegungen wurden immer unkontrollierter und fahriger.
»Äh, Verzeihung, Sir«, sagte Frankenstein. »Wenn ich vielleicht auch -«
Der Templer erstarrte, fuhr mit einer schnellen Bewegung herum und grabschte mit seinen gewaltigen Pranken nach Frankenstein. »Was willst du, Zwerg?«, brüllte er.
Seine Bewegung war vielleicht etwas zu schnell. Frankenstein versuchte nicht etwa ihr auszuweichen, sondern trat dem Giganten im Gegenteil einen Schritt entgegen, duckte sich fast beiläufig unter seinen zupackenden Händen hindurch – und traf ihn mit dem Zeigefinger recht unsanft ins linke Auge.
Der Templer brüllte vor Schmerz und Wut, sprang zurück und schlug die Hand vor das schmerzende Auge.
Die kurze Ablenkung reichte Rowlf.
Mit einem zornigen Knurren stieß er sich von der Wand ab, setzte seine zur Faust geballte Hand auf das andere Auge des Templers – und schickte noch eine Serie kurzer, harter Hiebe hinterher, die den Bullen aus dem Gleichgewicht brachten. Stöhnend taumelte er gegen die Wand, versuchte vergeblich seinen Gegner auszumachen und ging gleich darauf vollends zu Boden.
Aber so hart der Schlag gewesen sein mochte, seine Kraft war noch nicht gebrochen. Plötzlich sprang der Riese wieder hoch, aber diesmal griff er weder Rowlf noch Frankenstein an, sondern stürmte mit gesenktem Schädel durch die nach oben führende Tür. Seine Schritte verklangen polternd auf der Treppe.
Frankenstein blickte ihm kopfschüttelnd nach. »Es ist immer dasselbe mit diesen großen, starken Männern«, sagte er. »Jede Menge Muskeln, aber nichts im Kopf.«
Rowlf warf ihm einen giftigen Blick zu, ging aber nicht weiter auf seine Bemerkung ein, sondern arbeitete sich fluchend in die Höhe und wischte sich das Blut aus dem Gesicht. »Den Kerl kauf ich mir«, grollte er. »Sie bleim hier, Doktorchen. Schaunse nach, wo H.P. un’ die andern sin’. Ich komm’ zurück, sobald ich dem Ochsen das Gebiss grade gerückt hab’.« Damit fuhr er herum und stürmte hinter dem flüchtenden Tempelritter her.
»Rowlf!«, kreischte Frankenstein. »Nein! Ich flehe Sie an, bleiben Sie hier! Sie … Sie können mich doch hier nicht allein lassen!«
Aber Rowlf konnte.
»Bist du wirklich sicher, dass dies der richtige Weg ist, Bruder Allisdale?« Frederik blieb stehen und starrte missmutig die Treppe hinauf, deren Stufen sich weit über ihnen im Nichts zu verlieren schienen. Seine Stimme klang sonderbar hohl, als befänden sie sich in Wahrheit in einer gewaltigen Höhle, nicht in einem engen, muffig riechenden Treppenschacht.
Allisdale antwortete nicht gleich. Es fiel ihm schwer, sich auf Bruder Frederiks Frage zu konzentrieren. Der Schock über Carlsens Tod saß ihm noch in den Knochen. Es war so … so sinnlos gewesen.
Und er verstand es nicht. Bruder Jackson war alles andere als sein oder Carlsens Freund gewesen. Aber dieser kaltblütige Mord …
»Bruder de Laurec hat mir seine Pläne bezüglich dieses Hauses nicht gänzlich enthüllt«, sagte er schließlich ausweichend. »Doch ich weiß genau, dass er das Dachgeschoss aufsuchen wollte, um von dort aus seine Aktionen durchzuführen. Außerdem fühle ich, dass dieser Weg zu ihm führt«, fügte Allisdale ungehalten hinzu. »Geht weiter.«
Frederik starrte ihn an, auf diese ganz bestimmte Weise, die Allisdale sagte, dass er mit seinen Worten alles andere als einverstanden war. Er rührte sich nicht.
»Ich habe dir einen Befehl gegeben«, sagte Allisdale scharf.
»Ich weiß«, antwortete Frederik. Seine Lippen verzogen sich zu einem dünnen, nervösen Lächeln.
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