Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!
versagte. Ein hohes, fast hysterisches Wimmern kam aus seiner Kehle. »Das wollte ich nicht«, stammelte er. »Bitte, Allisdale, du musst mir glauben. Da waren plötzlich die Wände und … und die Arme. Ich …« Er brach hilflos ab und stolperte einen weiteren Schritt auf Allisdale zu. Dieser fuhr wie von einer Tarantel gestochen herum und riss sein Schwert hoch. Die Klinge funkelte wie ein gefangener Blitz in seiner Hand.
»Du verdammter Mörder«, zischte er. »Du …«
»Allisdale – nein!«, wimmerte Jackson. »Ich wollte es nicht. Ich -«
Aber Allisdale hörte nicht mehr zu.
Er hob sein Schwert und schlug zu.
Rowlf schnellte wie eine gespannte Stahlfeder in den Raum hinein, brüllend, mit weit ausgebreiteten Armen; ein Sprung, der ihn quer durch die kleine Kammer fliegen und zwei der drei Männer von den Füßen reißen ließ.
Den dritten begrub er unter sich.
Der Kampf dauerte alles in allem keine halbe Minute – aber Frankenstein konnte sich nicht erinnern, jemals ein solches Wüten gesehen zu haben wie das des rothaarigen Riesen.
Rowlf war so schnell wieder auf den Beinen, dass die drei Templer nicht einmal Gelegenheit fanden, überhaupt zu begreifen, was ihnen geschah. Mit einer blitzartigen Bewegung fuhr er hoch und herum, packte zwei der drei Burschen an den Kragen und schlug ihre Köpfe zusammen, dass Sie bewusstlos hintenüber kippten. Der dritte – größte – Tempelritter beging den Fehler, nach seiner Waffe greifen zu wollen. Rowlf packte sein Handgelenk, verdrehte ihm den Arm und versetzte ihm einen Kinnhaken, der ihn gegen die Wand taumeln und zusammensinken ließ. Einen Moment lang blieb er noch stehen, geduckt, leicht nach vorne gebeugt und mit kampflustig geballten Fäusten, ehe er sich entspannte und zu Frankenstein umdrehte.
»Na, Doktorchen?«, griente er. »War das nu so schlimm?« Nicht einmal sein Atem ging schneller.
Frankenstein klappte verwirrt den Mund wieder zu, trat steifbeinig über einen der bewusstlos daliegenden Templer hinweg und sah sich um. Die Kammer war leer bis auf einen kleinen Tisch und fünf lehnenlose Hocker, von denen zwei während des Kampfes umgestürzt waren. In der jenseitigen Wand gab es eine weitere, mit wuchtigen eisernen Riemen beschlagene Tür.
»Wir … sollten sie binden«, schlug Frankenstein schüchtern vor, als Rowlf die Hand nach der Tür ausstreckte und daran rüttelte. Sie war verschlossen.
Rowlf schüttelte den Kopf. »Wozu?«, fragte er. »Die nächsten drei oder vier Stunden steh’n die Heinis bestimmt nich mehr auf. Un’ wenn, wer’nse ’nen schönen Brummschädel ham.« Er betrachtete missmutig das schwere, rostige Vorhängeschloss, mit dem die Tür verriegelt war, nuschelte sich etwas in den Bart – und brach es mit einer fast gelangweilten Bewegung auseinander. Frankensteins Unterkiefer klappte mehrmals herab.
Die Tür führte auf eine neuerliche, wiederum ein gutes Stück in die Tiefe führende Treppe hinab. Wie weit, dachte Frankenstein verstört, mochten sich die Eingeweide von Andara-House noch in den Leib der Erde hinab erstrecken? Sie waren schon in einem Keller unter dem Keller und nun ging es noch einmal weiter hinab …
Aber Rowlf gab ihm auch jetzt keine Gelegenheit, irgendwelche Zweifel oder Einwände zu äußern, sondern packte ihn kurzerhand am Arm und zerrte ihn mit sich. Eine weitere verschlossene Tür – die Rowlf auf die gleiche unkomplizierte Art öffnete wie die obere – erwartete sie am Ende der Treppe und dahinter …
Dahinter lag ein Wirklichkeit gewordener Albtraum.
Frankenstein unterdrückte mit letzter Kraft einen Schrei, als er hinter Rowlf in den gewölbten Kellerraum trat und sah, was sie erwartete.
Längs der beiden Seitenwände hingen an massiven daumendicken Fleischerhaken fast ein Dutzend menschlicher Körper. Der Anblick war so entsetzlich, dass Frankensteins Atem für einen Moment stockte.
Dann sah er, was es wirklich war.
Die vermeintlichen Toten hatten niemals gelebt.
Es waren keine Menschen, sondern lebensgroße, ihren Vorbildern perfekt nachgebildete Maschinen …
»Großer Gott«, stammelte Frankenstein. »Was … was ist das?«
»Dem Lausdreck sein Gruselkabinett«, antwortete Rowlf zornig. »Sin’ alle da – seh’nse?« Er deutete der Reihe nach mit der Hand auf die schlaff dahängenden, nackten Gestalten. »Gray, Cohen, Lord Darender … die ganze Saubande.«
Frankenstein erkannte voller Schrecken, dass Rowlf Recht hatte. Mehr als eines der jetzt erschlafften
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