Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!
Seine Hand spielte am Griff des Schwertes. »Wir sollten hier verschwinden«, sagte er unvermittelt. »Dieses … dieses Haus macht mir Angst, Bruder Allisdale. Etwas Schreckliches wird geschehen, wenn wir weitergehen. Ich fühle es.« Seine Stimme klang beinahe flehend und für einen kurzen Moment spürte auch Allisdale die unsichtbare Bedrohung, die von den grauen Wänden und dieser auf so sonderbare Weise ins Nichts führenden Treppe auszugehen schien.
Dann straffte er sich mit einem sichtlichen Ruck, fuhr herum und lief, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf. Er würde diesen Feiglingen zeigen, dass Sarim de Laurec ihn nicht von ungefähr zum Anführer der Gruppe ernannt hatte.
Aber keiner der beiden anderen folgte ihm.
Und mit einem Male war er allein.
Plötzlich war nur noch die Treppe da, der enge Schacht, der sich erstickend um ihn schloss, die muffig riechende Luft, die Stufen, die im Nichts endeten, und das immer stärker werdende Gefühl von Bedrohung.
Abrupt blieb er stehen, fuhr herum, starrte nach unten, dann wieder nach oben und versuchte vergeblich, der Angst Herr zu werden, die mit grauen Spinnenfingern nach seinem Verstand zu greifen begann.
Wo waren die anderen? Er war durch keine Tür gegangen, um keine Biegung – aber sie waren fort. In diesem Treppenschacht war niemand mehr außer ihm. Und die Stufen erstreckten sich weiter nach oben, als er sehen konnte.
»Heda!«, rief er. »Frederik, de Granville – wo seid ihr? Antwortet doch!«, schrie Allisdale.
Aber die einzige Antwort, die er bekam, war das Echo seiner eigenen Stimme, verzerrt und tausendfach gebrochen, sodass es eher wie höhnisches Gelächter in seinen Ohren klang.
Wie …?, dachte er schaudernd.
Nein, nicht wie. Es war ein Lachen, ein tiefes, grollendes Lachen, das höhnisch auf seine Rufe antwortete. Allisdales Rechte umklammerte den Schwertgriff in seinem Gürtel. Mit aller Macht kämpfte er die aufsteigende Panik zurück und begann die steinernen Wände des Treppenganges zu untersuchen. Er konnte nirgendwo Anzeichen einer Geheimtür entdecken.
Um einiges unruhiger geworden, überprüfte er nacheinander die Stufen der Treppe und als er auch da nichts fand, was auf einen verborgenen Gang hinwies, sah er zur Decke hoch.
Es war keine Decke mehr.
Der Gang schien auf den Kopf gestellt zu sein. Als wäre die Schwerkraft aufgehoben, erstreckten sich nun auch dort oben schmale, ausgetretene Holzstufen, wie in einem bizarren Spiegelbild, und auf ihnen … Frederik und de Granville.
Oder das, was sie einmal gewesen waren.
Sie waren versteinert.
Erstarrt in dem Stein, der sich um sie geschlossen hatte. Nur einzelne Gliedmaßen, nun selbst zu Stein geworden, ragten noch aus der Decke heraus. Auf de Granvilles Gesicht war ein Ausdruck des Entsetzens erstarrt, das Bruder Frederiks war gnädig abgewandt, zum Teil mit der Wand verwachsen, gegen das es gepresst war. Seine Hand streckte sich noch im Tod Allisdale entgegen.
Allisdale schrie vor Schreck auf und trat unwillkürlich einen Schritt zurück. Sofort verlor der den Halt, prallte hilflos gegen die Wand und stürzte rücklings die Treppe hinab. Er überschlug sich mehrmals, schlug hart mit dem Hinterkopf gegen eine Stufe und verlor für Sekundenbruchteile das Bewusstsein, gewann die Besinnung jedoch zurück, noch ehe sein rasender Sturz zu Ende war. Doch dann reagierte sein kampfgestählter Körper fast von selbst.
Allisdale lenkte seinen Fall so, dass er mit dem Rücken gegen die Wand prallte. Der Stoß presste im die Luft aus den Lungen; bunte Kreise tanzten vor seinen Augen. Der wahnsinnige Treppenschacht kippte vor ihm zur Seite, schien sich für einen entsetzlichen Moment zu drehen und zu biegen wie ein zu grässlichem Leben erwachter Schlauch. Wieder hörte er dieses böse Lachen, ein Laut, der ihm schier das Blut in den Adern gerinnen ließ. Er hatte nur noch Angst.
Irgendwie gelang es ihm, den Sturz mit den Armen abzufangen und sich an einer Stufe festzuhalten. Stöhnend wälzte er sich auf den Rücken und setzte sich auf. Sein Blick streifte die Decke. Seine toten Gefährten waren wieder genau über ihm.
Frederiks Gesicht war ihm jetzt direkt zugewandt.
Und der Ausdruck des Entsetzens darin hatte sich in ein boshaftes, durch und durch zynisches Lächeln gewandelt.
Er …
Er lebte noch!!!
Allisdale brüllte auf, sprang hoch und begann die Treppe hinaufzurennen, wie von Furien gehetzt und blind vor Entsetzen.
Frankenstein hatte noch wenige
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