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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Sonne endlich weiterwanderte und sie ihren Weg fortsetzen konnten. Die große arabische Wüste, an deren Rand sie jetzt seit anderthalb Tagen entlangritten, war nicht ganz so tödlich und leer, wie die meisten Menschen glaubten. Es gab ein Wasserloch, vielleicht noch vier, fünf Stunden entfernt, und wenn sie es erst einmal erreicht hatten, lag das Schlimmste hinter ihnen.
    Oder erst vor ihnen, je nachdem.
    Guillaume hatte seit dem vergangenen Abend fast ununterbrochen darüber nachgedacht, wie er Philippe de Valois die schlechte Nachricht am besten beibringen konnte, ohne sich seinen Zorn zuzuziehen und in Ungnade zu fallen. De Valois war ein tapferer Streiter Christi, aber er war nicht unbedingt zimperlich in der Wahl seiner Mittel. Und – was schlimmer war – er war ein Choleriker, wie Gott der Herr nur einen geschaffen hatte. Es mochte gut sein, dass Guillaume und die beiden anderen sich beim Reinigen der Latrinen wiederfanden, nachdem sie Valois die Kunde vom Fehlschlag ihrer Mission überbracht hatten.
    Guillaume verfluchte insgeheim Renards aufbrausendes Wesen, dem sie letztlich das endgültige Scheitern ihrer Mission zu verdanken hatten. Er war sicher gewesen, dass es ihm gelingen würde, Nizar zur Herausgabe des magischen Auges zu überreden, irgendwie. Renards Herausforderung hatte alles zunichte gemacht, denn er hatte sich wohl oder übel vor seinen Kameraden stellen müssen, wollte er nicht vor dem Heiden das Gesicht verlieren.
    Nicht, dass Guillaume Renard wirklich grollte – er konnte seine Gefühle Nizar gegenüber nur zu gut verstehen, denn er teilte sie, obgleich er weniger Zorn als vielmehr Verachtung für den fettleibigen Möchtegern-Magier empfand. Nizar war kein wirklicher Zauberer. Er gebot über große Macht, aber es war nicht seine eigene, sondern eine Kraft, die er dem Auge entliehen – genauer gesagt, gestohlen – hatte und die ihn eines Tages selbst vernichten würde. Guillaume dagegen kannte Männer mit echten magischen Kräften. Philippe de Valois gehörte dazu, oder André de la Croix, der Storm-Master des Ordens, der sie so überraschend verlassen hatte und auf dessen Rückkehr sie alle schon seit Wochen warteten. Oder er selbst; wenngleich seine eigenen magischen Kräfte eher bescheiden zu nennen waren.
    Nein – Nizar war nicht das Problem. Spätestens nach Bruder de la Croix’ Rückkehr aus Paris konnten sie ihn zertreten wie einen Wurm.
    Das Problem war, dass sie nicht so viel Zeit hatten.
    Es hatte Jahre gedauert, den neuen Standort der Teufelsrose zu finden, und niemand wusste zu sagen, wie lange sie in jenem Wüstental drei Tagesritte nördlich von hier bleiben würde. Und ein Angriff ohne das Auge des Satans würde vielleicht – nur vielleicht – erfolgreich sein, aber ungeheure Opfer fordern.
    »Nun, Bruder Guillaume?«
    Renards Stimme riss den Templer jäh in die Wirklichkeit zurück. Er sah auf, blinzelte einen Moment gegen die Sonne in das schmale Gesicht Renards hinauf und beschattete die Augen mit der Hand.
    »Woran denkst du?«, fragte Renard. »An Bruder Philippe?«
    Guillaume lächelte flüchtig. »Nun«, sagte er. »Er wird nicht sehr erbaut sein, wenn wir mit leeren Händen zurückkommen.«
    »Hättest du mich nicht zurückgehalten …«, begann Renard, wurde aber von Guillaume unterbrochen:
    »… wären wir jetzt alle tot und zwischen Nizar und unseren Brüdern würde Krieg herrschen.«
    Renard spie aus. »Unsinn. Dieser Heide hätte es nicht gewagt, die Hand gegen einen Tempelherren zu erheben.«
    »Er nicht, aber seine Krieger bestimmt«, murmelte Guillaume. Aber dann lächelte er traurig. »Nein, Bruder, das ist es auch gar nicht, was mir Sorge bereitet. Philippe wird vielleicht zornig sein, aber er beruhigt sich auch wieder. Ich denke an unsere Brüder, die fallen werden, wenn wir die Teufelsrose ohne Bruder de la Croix’ Unterstützung angreifen müssen. Und ohne das Auge.«
    »Wenn sie fallen, dann für Gott den Herrn«, sagte Renard überzeugt.
    Guillaume blickte ihn stirnrunzelnd an. »Ich halte ein Leben für den Herrn für sinnvoller, Bruder«, sagte er ernst. »Wir brauchen das Auge des Satans. Schon, um es nach getaner Arbeit zu vernichten. Es ist ein Werk des Teufels, das nicht sein darf.«
    »Dann lass es uns holen.« Renard griff schon wieder zum Schwert. »Reiten wir zurück und erschlagen Nizar.«
    »Wir kämen nicht einmal in seine Nähe«, murmelte Guillaume. »Nein, Bruder – er ist gewarnt und wird vorsichtig sein. Wir müssen einen

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