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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sah noch, wie sie heftig auf ihn einzureden begann, dann baute sich McFarlane vor mir auf.
    »Mitkommen!«, brüllte er, in einer Tonlage, die er wohl für ein Flüstern hielt.
     
    Eine Stunde später war ich unterwegs zum Zelt des Colonels. Ich war von einem arabischen Diener, der für die Kompanie als Barbier arbeitete, frisch rasiert und mit Rosenwasser einbalsamiert worden; außerdem hatte McFarlane das seiner Ansicht nach Beste geleistet und mir seine Reserveuniform ausgeborgt. Meine eigene Kleidung befand sich nämlich in einem Zustand, der ein Erscheinen vor den Augen einer Dame nicht mehr zuließ.
    Was nicht etwa hieß, dass ich mich irgendwie wohler gefühlt hätte als in den Fetzen, in denen ich hergekommen war. Da McFarlane der Sergeant eines Hochlandregimentes war, bestanden die Beinkleider seiner Uniform nämlich nicht aus Hosen, sondern aus einem karierten Kilt. Der Wind, der um meine nackten Knie strich, gab mir das unangenehme Gefühl, in Unterhosen herumzulaufen. Da half auch der rote Uniformrock wenig, zumal die pelzbesetzte Tasche, die zum Kilt gehörte, bei jedem Schritt unangenehm gegen meine Oberschenkel schlug.
    Ein weiterer arabischer Diener erwartete mich vor Trouwnes Zelten und öffnete mir die Plane. Ich trat ergeben ein und sah, dass der Colonel und seine Tochter bereits an einem kleinen Tischchen saßen und mich erwarteten.
    Für einen Moment gelang es ihnen sogar, mir halbwegs gelassen entgegenzublicken. Dann begann die Lady zu kichern und presste schließlich die Hände gegen den Mund, um nicht lauthals herauszuplatzen, während die Adern auf der Stirn des Colonel bei meinem Anblick bedenklich anschwollen.
    »McFarlane, verdammt!«, brüllte er, dass die Zeltwände wackelten. Keine fünf Sekunden später schoss der Sergeant wie eine Kanonenkugel im rotweißen Kilt in das Zelt herein und blieb vor dem Colonel stehen.
    »McFarlane!«, wiederholte Mandon Trouwne schneidend. »Sehen Sie sich verdammt noch mal diesen Mann an!«
    »Yes, Sir!« Der Sergeant salutierte und drehte sich zackig zu mir um.
    »Was ist das, McFarlane, verflucht noch mal?«, schnaubte der Colonel. Er stand halb auf, funkelte McFarlane mit kampflustig gesträubtem Schnauzbart an und wies auf den rechten Ärmel des Uniformrockes. »Sie haben vergessen, dass Craven ein verdammter Zivilist ist und kein Angehöriger unserer ruhmreichen Armee!«
    McFarlane erbleichte, schluckte sichtbar und riss mir mit einer blitzschnellen Bewegung die Sergeantenwinkel und das Kompanieabzeichen vom Ärmel.
    »Gut, McFarlane! Sie können verflucht noch mal abtreten!«, erklärte Mandon Trouwne, nicht unbedingt ruhiger, aber wenigstens halbwegs zufrieden gestellt. Der Sergeant klemmte sich die Abzeichen unter den Arm und stiefelte erleichtert aus dem Zelt. Mandon Trouwne blickte mich noch einen Moment lang misstrauisch an, dann nickte er unmerklich, drehte sich herum und winkte dem Diener, mir ein Glas Wein zu bringen.
    »Willkommen am verflucht schützenden Busen des britischen Empire, Mister Craven«, sagte Trouwne, schmetterte zackig die Absätze zusammen und leerte sein Glas mit einem Zug – was ihm einen strafenden Blick seiner Tochter einbrachte.
    Ich deutete eine knappe Verbeugung an, nippte vorsichtig an meinem Glas und schenkte Trouwnes Tochter ein eher pflichtschuldiges als herzliches Lächeln, ehe ich mich wieder an den Colonel wandte. »Ich danke Ihnen für den Schutz, den Sie mir angedeihen ließen, Colonel. Und Ihnen für Ihre Gastfreundschaft, Madam!«
    »Miss«, korrigierte sie mich und senkte errötend den Kopf, ohne mich jedoch auch nur einen Sekundenbruchteil lang aus den Augen zu lassen.
    Trouwne räusperte sich übertrieben und ich wandte meine Aufmerksamkeit von seiner Tochter ab. »Darf ich vorstellen?«, erklärte Trouwne umständlich. »Mister Robert Craven aus dem verflucht schönen London. Meine Tochter Letitia. Sie ist in den verwünschten Sudan gekommen, um Captain Ebenezer Flawsthorn zu heiraten. Doch leider ist ihr Verlobter vor der Hochzeit in einem Gefecht mit den räudigen Hunden dieses verdammten Mahdi gefallen. Da ich der Ansicht bin, dass dieser verfluchte Sudan keinen sicheren Aufenthaltsort für eine unverheiratete Lady darstellt, bringe ich Letitia wieder nach Aden zurück.«
    »Das halte ich für einen lobenswerten Entschluss, Colonel«, erklärte ich pflichtschuldig. Aden?, dachte ich verwirrt. Dass es mich in den vorderen Orient verschlagen hatte, hatte ich mittlerweile begriffen, aber Aden? Wenn

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