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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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als ich selbst gehofft hatte, denn der Offizier riss die Augen auf, dass ihm das Monokel herausgefallen wäre, hätte er eines getragen. Ganz offensichtlich kannte er London und ebenso offensichtlich wusste er, was die Adresse zu bedeuten hatte, dich ich ihm nannte. Immerhin gibt es in Old London nur wenige noch feudalere Gegenden als den Platz, an dem Andara House liegt – Schloss Windsor zum Beispiel und die Houses of Parliament gehören dazu. Das Stadtviertel, aus dem der Colonel stammte, mit Sicherheit nicht.
    Er räusperte sich mehrmals, bis er sich wieder gefasst hatte, verschränkte die Hände hinter dem Leib und begann abwechselnd auf Zehenspitzen und Absätzen zu wippen, während sein Blick finster über das Dorf glitt. »Man muss diesen verdammten Eingeborenen immer wieder einmal zeigen, dass wir die Herren sind. Sonst werden sie verdammt frech und fallen über unsereins her. Auch wenn wir nicht gerade wie ein Gentleman aussehen!«
    Ich ging gutmütig über die kleine Spitze hinweg und überlegte, wie ich die Soldaten jetzt nur noch dazu bringen konnte, mir den Weg in die Moschee frei zu machen, damit ich an das darin verborgene Tor und auf diese Weise wieder nach Hause kam. Das dumme Gesicht, das der Colonel machen würde, wenn ich vor seinen Augen verschwand, konnte ich dann zwar nicht mehr sehen, mir aber jetzt schon lebhaft vorstellen.
    Doch der Offizier hatte ganz andere Absichten bezüglich meiner Person. Offensichtlich hatte er mein Schweigen falsch gedeutet, denn er räusperte sich abermals, hörte endlich auf, auf der Stelle zu wippen, und blieb auf den Zehenspitzen stehen, wodurch er mir immerhin fast bis zur Krawattennadel reichte. »McFarlane!«, brüllte er. »Wir marschieren in unser verdammtes Lager zurück!«
    Sprach’s, drehte sich auf der Stelle herum und stieg auf sein Pferd, das von einem arabischen Diener herbeigeführt wurde.
    »Los, mitkommen!« Der Sergeant schnauzte mich an wie einen seiner Rekruten, als ich dem Colonel nicht sofort folgte.
    »Aber ich muss …«, protestierte ich, kam aber nicht weiter, denn McFarlane schnitt mir mit einer herrischen Bewegung das Wort ab.
    »Gar nichts müssen Sie! Wir haben sie nicht aus den Klauen dieser Kerle geholt, um Sie jetzt zurückzulassen! Verstanden?«, brüllte er. Gleichzeitig winkte er zwei Soldaten aus dem Glied, die ernsthafte Anstalten machten, mich einfach unter den Armen zu fassen und mitzuschleifen.
    Ich verfluchte die Borniertheit des Sergeanten, hatte jedoch keine Chance, dem eisenharten Griff der Soldaten zu entkommen. Es waren baumlange Schotten, die glattweg Brüder Rowlfs sein konnten. Jeder von ihnen sah ganz so aus, als könne er mit bloßen Fäusten einen ausgewachsenen Ochsen niederschlagen; einen ausgewachsenen Robert Craven allemal.
    Ich versuchte erst gar nicht, mich zu wehren. Nicht zuletzt, weil ich wenig Lust verspürte, den Kampf mit meinen arabischen »Freunden« gegen eine Prügelei mit einer Kompanie englischer Soldaten einzutauschen.
     
    Gegen Mittag war es so heiß geworden, dass die Pferde einfach nicht mehr weiter konnten. Ein leichter, aber beständiger Wind wehte von Norden und trug Wärme in klebrigen Wogen aus der Wüste heran und der Sand, der hier fast weiß war, reflektierte das Licht der Sonne wie ein gewaltiger welliger Spiegel.
    Nirgends zeigte sich auch nur das mindeste Anzeichen von Leben. Selbst die Staub- und Sandwolken, die die Hufe der Pferde aufgewirbelt hatten und die ihren Weg markierten, erinnerten Guillaume an beigebraune Leichentücher.
    Obgleich die Sonne wie ein glühender Fleck geschmolzenen Eisens am Himmel hing und ihm die Tränen in die Augen trieb, zwang er sich, nach oben zu blicken, um die ungefähre Zeit abschätzen zu können. Sie waren den Abend, die ganze Nacht und den halben Tag geritten, bis Hitze und Erschöpfung die Pferde einfach nicht mehr weiterlaufen ließen, und die einzige Linderung, die sie den geschundenen Tieren und sich selbst gönnen konnten, war der allmählich mit der Sonne mitwandernde Schatten des mächtigen Felsbrockens, der drei Manneslängen hoch aus dem Wüstensand ragte. Das Wasser, von dem sie einen mehr als großzügigen Vorrat mitgenommen hatten, war jetzt fast aufgebraucht und auch Guillaume fühlte sich schwach und kraftlos wie ein neu geborenes Kind, obwohl sie ihre Waffen und die schweren Kettenhemden und Helme abgelegt hatten, kaum dass Nizars Festung außer Sichtweite gekommen war.
    Trotzdem wartete er voller Ungeduld darauf, dass die

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