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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Letitia, ein Dutzend Lastkamele und meine Wenigkeit bildeten den Abschluss der langen Kolonne, die das Lager unter den Dattelpalmen verließ. Wir wandten uns nach Süden, was meine Hoffnung, dieses ungastliche Stück Erde in absehbarer Zeit verlassen und in die Zivilisation zurückkehren zu können, ein wenig aufleben ließ. Den Plan, in das Araberdorf zurückzukehren und in der Moschee nach irgendwelchen Spuren des Tores zu suchen, durch das ich hergekommen war, hatte ich fast ebenso schnell wieder aufgegeben wie ich ihn erwogen hatte. Ich gehörte vielleicht zu dem kleinen Grüppchen Auserwählter, das überhaupt von der Existenz dieses die ganze Welt umspannenden Transportsystems wusste – aber das bedeutete noch lange nicht, dass ich in der Lage war, damit umzugehen. Ich konnte praktisch auf einem Tor stehen, ohne es auch nur zu bemerken, solange es nicht aktiviert war.
    Und ich hatte keine Ahnung, wie man das tat. Doch selbst wenn, wäre das Risiko zu groß gewesen, mich vielleicht auf dem Gipfel des Himalaya wiederzufinden. Oder fünfhundert Faden tief unter Wasser. Oder in der liebevollen Umarmung eines schleimigen Tentakelwesens. Nein – für meinen Weg zurück nach London gab es nur eine Möglichkeit: die lange, beschwerliche Reise über Land und per Schiff.
    Als ich an diesem Punkt meiner Überlegungen angekommen war, bemerkte ich, dass Miss Letitia einem ihrer arabischen Diener etwas zuflüsterte. Augenblicke später wieselte der Mann herum und zerrte die drei voll beladenen Lastkamele zurück, die sich noch zwischen mir und Mandon Trouwnes unverheirateter Tochter befunden hatten, während Letitia ihr Reittier mit einer nicht sehr eleganten, aber dafür gekonnten Bewegung auf mich zu und an meine Seite trieb.
    »Auf diese Weise können wir uns am besten unterhalten, Mister Craven«, sagte sie zuckersüß. »Der Weg ist recht weit, wissen Sie, und es gibt ja nichts Grauenvolleres als diese Langeweile hier.«
    In diesem Punkt war ich entschieden anderer Meinung, aber meine Höflichkeit verbot es mir, sie über ihren Irrtum aufzuklären.
    »Und Sie wohnen wirklich in diesem wunderschönen Haus am Ashton Place, Mister Craven?«, begann sie. »Ich habe es in London immer bewundert. Es ist so groß und stattlich und besitzt so ein gewisses Etwas, das man kaum erklären kann. Man hat fast das Gefühl, als wenn dieses Haus einen eigenen Charakter besitzt!«
    Wenn du wüsstest, dachte ich verärgert, ohne jedoch eine Lösung zu finden, wie ich Letitias Süßholzraspeln ein Ende bereiten konnte. Ihr Gerede begann mir bereits jetzt auf die Nerven zu gehen. Außerdem spürte ich eine Spannung in mir aufkommen, die mich von Minute zu Minute nervöser werden ließ. Trotzdem lächelte ich pflichtschuldig und antwortete mit ein paar Belanglosigkeiten, die sie entschieden in den falschen Hals bekam, denn sie fuhr fort, das zu tun, was sie für ein Flirten hielt.
    Die nächsten zwei Stunden erspare ich mir an dieser Stelle. Letitia redete und redete, wobei sie immer vertraulicher wurde und mir immer näher kam. Als sie schließlich begann, mir gewisse intime Dinge mitteilen zu wollen, Dinge, die normalerweise nur gute Freundinnen einander anvertrauen, rettete mich ihr Vater, der auf seinem Hengst herbeigesprengt kam und uns mitteilte, dass wir bald Rast machen würden, denn die Mittagsstunden wären selbst für seine verdammt harten Highlander-Jungens zu verdammt heiß.
    Ich hätte ihn küssen können, zumal er sein Pferd zwischen mein Kamel und Letitia drängte, was ihm einen enttäuschten Blick seiner Tochter einbrachte.
    »Wie lange wird unsere Reise dauern?«, erkundigte ich mich.
    Trouwne zuckte mit den Achseln. »Verdammt schwer zu sagen«, antwortete er nach kurzem Überlegen. »Drei Tage, vielleicht auch vier – in diesem verfluchten Land ist es kaum möglich, eine verdammte Voraussage zu treffen.« Er lächelte. »Aber Sie haben ja das verdammte Glück, in bester Gesellschaft zu reisen.«
    Ich fragte ihn vorsichtshalber nicht, wie er diese Worte meinte, sondern beschloss, ein wenig Konversation zu machen – und bei dieser Gelegenheit vielleicht das Eine oder Andere über meine eigene Lage herauszufinden.
    »Was tun Sie überhaupt in dieser gottverlassenen Gegend, mein lieber Colonel?«, fragte ich. »Ich meine, das Ganze hier steht zwar unter englischer Verwaltung, aber …«
    Trouwne nickte heftig, sichtlich erfreut, dass ich ihm Gelegenheit gab, über seinen Auftrag zu reden. »Ach, ihr verdammten Zivilisten

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