Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans
Töne vorgaukelte. Diesem Mandon Trouwne war es durchaus zuzutrauen, dass er einem Hund God Save the Queen beigebracht hatte. Aber woher hatte er diesen verdammten Saurier, der jetzt wieder zu röhren begann?
Noch immer schlaftrunken, blinzelte ich in die Richtung, aus der der Lärm kam, und erkannte einen Soldaten, der aus Leibeskräften auf einem Dudelsack blies und damit diese schauerlichen Geräusche erzeugte. Neben ihm stand der Colonel mit gezogenem Säbel, während sich Letitia, ihre arabische Zofe und die restlichen einheimischen Diener im Hintergrund hielten und zusahen, wie der Union Jack in einer für die Ohren Mandon Trouwnes würdevollen Zeremonie niedergeholt wurde.
Drei Soldaten nahmen das Fahnentuch in Empfang und legten es zusammen. McFarlane brüllte einen Befehl. Die Soldaten schlugen die Hände klatschend gegen die Kolben ihrer Gewehre. Dann kehrten sie zum Lager zurück und begannen die Zelte abzubrechen.
Ich ging ins Zelt zurück, zog mich vollständig an und nahm auch meinen Stockdegen mit, ehe ich mich zu einer kleineren Gruppe Soldaten gesellte, die sich um einen Kessel geschart hatten. Ein Diener schöpfte mit einer großen Kelle eine dunkle, noch dampfende Flüssigkeit in die Blechbecher, die ihm entgegengehalten wurden. Als mich der Diener sah, scheuchte er die Soldaten einen Schritt zurück und reichte mir einen gefüllten Becher.
Ich verbrannte mir fast die Zunge an der heißen, entsetzlich schmeckenden Brühe, die mit Sicherheit nur in Armeekreisen Kaffee genannt wurde. Aber immerhin weckte die Wärme des Getränkes meine Lebensgeister vollständig.
Inzwischen luden die Soldaten die Zelte und die Feldküche sowie das persönliche Gepäck des Colonels auf ein gutes Dutzend Lastkamele. Nach einem letzten Befehl McFarlanes stellten sie sich in Viererreihen auf, schulterten ihre Gewehre und waren zum Abmarsch bereit. Mandon Trouwne stieg auf sein Pferd und ritt der Truppe voran, während Letitia in einer Kamelsänfte Platz nahm und mich erwartungsvoll ansah. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, dass man wohl von mir erwartete, ebenfalls auf einem der Wüstenschiffe Platz zu nehmen.
Ich leerte meinen Kaffee, drückte die Blechtasse dem ersten Soldaten in die Hand, der das Pech hatte vorbeizukommen, und näherte mich meinem Reittier.
Man muss ein Kamel selbst gesehen haben, wie es dasitzt, die entsetzlich langen Beine unter den Leib geschlagen und mit dem dämlichsten Gesicht der Welt wiederkäuend, um zu begreifen, wie ich mich fühlte.
»Nur zu, mein lieber Craven!«, dröhnte McFarlanes Stimme hinter mir. »Es ist nicht viel schwerer als Kutschfahren.«
Ich schenkte ihm einen bösen Blick, kletterte umständlich zwischen die beiden Höcker des Kamels – und fiel auf der anderen Seite wieder herunter, als das Tier die Hinterläufe auseinander faltete und sich in die Höhe stemmte. Hier und da begannen ein paar Männer zu lachen und auch in Letitias Augen blitzte es amüsiert, als ich mich fluchend aufrichtete, mir den Staub aus den Kleidern klopfte und wartete, bis einer der allgegenwärtigen arabischen Diener herbeigeeilt war und das Kamel wieder zum Hinlegen überredet hatte.
Beim zweiten Versuch war ich darauf vorbereitet, dass sich das heimtückische Ungeheuer mit dem Hinterteil zuerst erhob.
Nicht darauf vorbereitet war ich, dass es nach rechts kippte, kaum dass es auf seinen unmöglich langen Beinen stand. Immerhin konnte ich mich an seinem borstigen Fell festklammern, sodass ich wenigstens nicht wieder im Dreck landete. Aber ich machte alles andere als eine gute Figur.
Mühsam krabbelte ich wieder in die sattelähnliche Konstruktion, die zwischen seinen Höckern angebracht war, suchte vergebens nach so etwas wie einem Zügel und krallte mich im letzten Augenblick wieder fest, als das heimtückische Vieh diesmal zur anderen Seite kippte und mich von seinem Rücken zu schütteln versuchte.
Das schadenfrohe Lachen aus den Reihen der Highlander war mittlerweile deutlich lauter geworden, und auch McFarlane grinste dämlich, während ich versuchte das Kamel in die Richtung zu lenken, in die es gehen sollte. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, dass das hinterhältige Schütteln meines Reittieres keineswegs eine besondere Gehässigkeit darstellte, sondern die ganz normale Fortbewegungsart des Kamels. Ich begann zu ahnen, warum man diese Tiere Wüstenschiffe nannte.
Habe ich schon erwähnt, dass ich Schiffe hasse? Ganz egal, welche Vorsilbe vor ihnen steht?
Miss
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