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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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seinen Highlandern gewahrte, enthielt sich aber jeglicher Kritik und deutete stattdessen mit dem Lauf seines Revolvers in die Wüste hinaus.
    Die Staubwolke war größer geworden. Sehr viel größer. Und an ihrem Fuße jagte eine Meute von sicherlich vier-, fünfhundert Beduinen heran; Männer zu Pferde und Kamel, deren Gesichter ich über die große Entfernung noch nicht erkennen konnte, die aber einen höchst entschlossenen Eindruck machten. Die einhundert Gewehrläufe, die ihnen entgegenstarrten, schienen sie nicht im Mindesten zu beeindrucken. Ihre weißen und schwarzen Burnusse flatterten im Wind. Lanzenspitzen und die Läufe ihrer langen Gewehre funkelten im Sonnenlicht und unter das dumpfe Dröhnen der Pferdehufe mischte sich das kampflustige Geschrei aus Hunderten und Aberhunderten Kehlen.
    Und das Lachen der Soldaten, die sicher waren, die Angreifer mit zwei, drei Salven von der Wüste zu fegen.
    Aber da war noch etwas.
    Die Reiter rasten auf uns zu, eingehüllt in eine gewaltige graubraune Staubwolke, aber mit ihnen kam noch etwas anderes, etwas Unsichtbares, aber sehr Mächtiges, das wohl nur ich allein spürte.
    Aber als ich begriff, was es war, war es zu spät.
     
    Wie beim ersten Mal, als er zusammen mit seinen Brüdern in diesen schwarzen Schlund der Erde hinabgestiegen war, wusste Guillaume nicht zu sagen, wie viel Zeit verging. Damals hatte er hinterher erstaunt festgestellt, dass sie nur kurz in der unterirdischen Stadt gewesen sein konnten, denn die Sonne war kaum weitergewandert, als sie das Tageslicht wieder erreichten, aber vorgekommen war es ihm wie Stunden.
    Und das gleiche, bedrückende Gefühl verspürte er auch jetzt. Sie hatten die gigantische, mit Trümmern und formlosen Brocken vollgestopfte Halle erreicht, von der der Schacht abzweigte, und Guillaume hatte das Gefühl, seit einer Ewigkeit durch dieses schwarze, von widerwärtigem, grünlichem Licht erfüllte Labyrinth zu gehen. Dabei konnten es in Wirklichkeit erst wenige Minuten sein. Aber die Angst hatte sie zu Millennien gedehnt.
    »Dort vorne.« Renard de Banrieux deutete mit einer fahrigen Geste auf zwei übermannshohe, nachtschwarze Basaltbrocken, die gegeneinander gestürzt waren und so ein umgedrehtes »V« bildeten. Der Wüstensand war im Laufe der Jahrhunderte selbst hier hinuntergekrochen und knirschte leise unter ihren Stiefeln, als sie sich dem steinernen Tor näherten. In Guillaumes Ohren klang das Geräusch wie ein leises, böses Lachen; vielleicht auch das Huschen und Knistern winziger horniger Krallen, die irgendwo hinter ihnen in der Dunkelheit gewetzt wurden.
    Und immer noch hatte er das sichere Gefühl, beobachtet zu werden.
    Es war nicht nur Einbildung. Die Dunkelheit starrte ihn an. Irgendwo waren Augen, verborgen hinter dem Schleier wattigen, grünen Lichtes, das nur den Eindruck von Helligkeit vermittelte. Sie waren nicht allein in der Schwarzen Stadt.
    De Banrieux hatte das steinerne »V« erreicht und kniete nieder. Behutsam begann er mit der behandschuhten Rechten den Sand fortzuwischen, bis der schwarze Basaltboden wieder bloß und glänzend dalag.
    Auf dem sorgsam geglätteten Stein waren Symbole zu erkennen: ineinander verschlungene Schlangenlinien, die einen sonderbar asymmetrischen und unmöglich zu beschreibenden Umriss bildeten. Renard zögerte und Guillaume spürte deutlich, wie viel Überwindung es ihn kostete, seine Angst noch einmal niederzukämpfen und das Schwert aus dem Gürtel zu ziehen.
    Die armlange Klinge knirschte bedrohlich, als Renard de Banrieux sie in den schmalen Spalt im Stein schob und als Hebel benutzte. Für einen winzigen Moment sah es eher so aus, als würde sie unter seinem Druck zerbrechen, statt den Spalt im Fels zu erweitern, aber dann erscholl ein sonderbar heller, seufzender Laut und vor den Füßen der beiden Tempelritter schwang ein guter Quadratmeter des schwarzen Steines in die Tiefe; nahezu lautlos und sanft wie eine Feder. Guillaume hatte den Mechanismus, der diese steinerne Falltür so sacht zu bewegen vermochte, bei seinem ersten Besuch vergeblich zu ergründen versucht. Diesmal verschwendete er keinen Gedanken daran.
    Hintereinander schwangen sich die beiden Tempelritter in die Tiefe. Das grüne Leuchten war auch hier allgegenwärtig, sodass sie die schmalen, in die Wand eingemeißelten Stufen deutlich erkennen konnten. Irgendwo, wenige Meter unter ihnen, verloren auch sie sich in grüner Unendlichkeit, als wäre der Schacht mit leuchtendem Wasser gefüllt, und

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