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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Burschen, die sich auf die bloßen Rücken von Pferden geschwungen hatten und sich an den wehenden Mähnen festhielten. Für einen Moment kam unser Vormarsch ins Stocken, als die zu unserer Begrüßung herbeieilenden Araber ihren Bei und uns derart einkeilten, dass ein Weiterkommen einfach nicht mehr möglich war; aber wie schon einige Male zuvor bewies Ben Ismail auch diesmal, dass er trotz seiner Jugend unumstrittener Herr seines Stammes war – ein einziger, scharf gerufener Befehl reichte aus, die Meute auseinander spritzen zu lassen, sodass wir weiterreiten konnten und nach wenigen Augenblicken das Lager erreichten.
    Es war weit größer, als ich im ersten Moment geglaubt hatte – hinter dem schmalen Halbkreis aus Dattelpalmen, der das trübe Wasserloch einrahmte, reihten sich an die fünfzig der runden schwarzen Zelte und ein jedes war groß genug, einer kompletten Beduinenfamilie Unterschlupf zu bieten. Der Anblick ließ mich unwillkürlich an das denken, was mir Mandon Trouwne vor Tagesfrist erzählt hatte. Dies hier war alles andere als ein normales Beduinenlager. Irgendetwas ging in diesem Lande vor.
    Möglicherweise hatte ich das Pech gehabt, Augenzeuge des ersten Scharmützels einer ausgewachsenen Revolution zu sein. Ich war plötzlich sicher, dass sich das Beduinenheer ganz bestimmt nicht zusammengerottet hatte, Trouwne und sein Häufchen Schotten niederzumachen. Wahrscheinlich hatte der alte Kauz nur das Pech gehabt, im falschen Moment am falschen Ort zu sein und Ben Ismail und seinen Verbündeten willkommene Gelegenheit für eine Generalprobe zu bieten.
    Hassan Ben Ismail schien meine Gedanken, wenn schon nicht gelesen, so doch mindestens erraten zu haben, denn er versetzte mir einen eher freundschaftlichen Rippenstoß, um meine Aufmerksamkeit zu erregen, und deutete mit einer weit ausholenden Bewegung auf die Ansammlung runder schwarzer Zelte. »Mein Volk!«, erklärte er stolz. »Du bist der erste Inglese, der dieses Bild sieht, Robert Craven. Das Kriegslager der Beni Ugad! Aber du wirst nicht der letzte sein, mein Wort darauf.«
    »Dann hatte Trouwne also Recht«, murmelte ich. »Ihr plant eine Revolution.«
    »Eine Revolution?« Bei Kurz runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht, was dieses Wort bedeutet, Robert Craven, aber ich will dir gerne sagen, was in diesem Land geschehen wird. Wir werden die fremden Herrscher dorthin zurückjagen, wo sie hergekommen sind, ganz gleich, ob es Briten oder Osmanen sind.«
    »Genau das bedeutet dieses Wort«, sagte ich und fügte mit einem traurigen Lächeln hinzu: »Und meistens geht es schief. Wollt ihr euch dem Mahdi anschließen?«
    »Dem Mahdi?« Bei Kurz sprach das Wort aus, als hätte ich ihn gefragt, ob er sich dem Osterhasen unterordnen wolle. Dann schüttelte er heftig den Kopf. »Nein, Robert Craven«, sagte er. »Die Inglesen mögen dies glauben, doch es stimmt nicht. Unser Verbündeter ist tausend Mal mächtiger, als es der Mahdi jemals sein wird. Sein Name ist Nizar.«
    »Der Zauberer, von dem du mir erzählt hast?«
    Hassan Ben Ismail nickte. »Du wirst ihn kennen lernen, Robert Craven«, sagte er. »Dir wird etwas vergönnt sein, wessen sich nur die wenigsten Sterblichen rühmen können. Schon bald sogar. Aber ich weiß nicht, ob ich dich darum beneiden soll.«
    Einen Moment lang blickte er mich noch ernst an, dann schwang er sich mit einer müden Bewegung vom Rücken seines Kamels, klatschte in die Hände und deutete auf mich. Ein Beduine packte den Zügel meines Reittieres, brachte das Kamel mit einem raschen Ruck dazu, sich schwankend hinzulegen und ein anderer zerrte mich aus dem Sattel und in die Höhe.
    Ich fiel prompt auf die Nase, denn meine Füße waren abgestorben und so nutzlos wie Eisklötze, die an meinen Beinen hingen. Sie fühlten sich auch ungefähr so an. Der Aufprall war so hart, dass mir für einen Moment die Sinne zu schwinden drohten.
    Ein Guss kalten Wassers und ein Peitschenhieb rissen mich jäh wieder in die Höhe. Ich stöhnte, biss schmerzerfüllt die Zähne zusammen und stemmte mich wenigstens auf die Knie hoch, um weiterer Prügel zu entgehen.
    »Komm mit, Robert Craven«, sagte Bei Kurz ruhig. Zwei seiner Krieger ergriffen mich unter den Armen, versuchten mich auf die Füße zu stellen und schleiften mich kurzerhand mit sich, als sie begriffen, dass ich nicht aus eigener Kraft gehen konnte. Ihr Ziel war jedoch keines der Zelte, sondern ein runder Fleck sorgsam geglätteten Wüstensandes in der Nähe des Wassers, aus

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