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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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waren mehr als einen Tagesritt entfernt, und …« Er sprach nicht weiter, sondern schüttelte ein paar Mal den Kopf, fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und sah mich auf sehr sonderbare Weise an. »Seit ich auf dich getroffen bin, beginnen sich die Dinge zu verändern, Giaur«, sagte er. »Aber ich weiß noch nicht, ob mir diese Veränderung gefällt. Es ist Zauberei im Spiel.«
    Ich begriff ziemlich genau, worauf er hinauswollte. »Ich wünschte, es wäre so, Ali«, antwortete ich. »Ich wüsste nichts, was ich jetzt lieber täte, als einen Zauberspruch aufzusagen und uns nach Alexandria oder besser gleich nach London zu hexen.«
    Ich hatte meine Worte eigentlich mehr im Scherz gemeint, doch Ali blickte mich weiter mit großem Ernst an. Und in die Sympathie, die ich trotz allem bisher in seinen Augen gelesen hatte, mischte sich eine sehr deutliche Spur von Misstrauen. Jene Art von nur allmählich aufkeimendem, aber sehr tief sitzendem Misstrauen, das sehr schwer wieder zu entkräften war. Ich kannte diese Art von Blick nur zu gut.
    »Ali«, begann ich, »ich muss dir erklären …«
    »Vielleicht«, unterbrach mich Letitia, »würde ja schon ein kleiner Zauberspruch reichen, mein lieber Robert. Einer, der die Männer dort wegzaubert, zum Beispiel.«
    »Welche Männer?«
    Letitia seufzte. »Die, die gerade dabei sind, uns zu umzingeln.«
    Ich fuhr zusammen, drehte mich überhastet herum – und erstarrte wieder. Letitia hatte vielleicht eine recht makabre Art von Humor, wenn sie nicht gerade in Panik war, aber sie hatte auch Recht – hinter uns war ein gutes halbes Dutzend dunkel gekleideter Männer aufgetaucht, und als hätten sie nur darauf gewartet, dass wir sie entdeckten, schwang in diesem Moment in dem gewaltigen Burgtor eine kleinere Tür auf und weitere zwei, drei Dutzend zerlumpte Gestalten quollen ins Freie.
    »Allah!«, keuchte Ali – und ich für meinen Teil konnte mich gerade noch zurückhalten, ein Großer Gott hinzuzufügen.
    Was ich auf den ersten Blick für ganz normale Krieger gehalten hatte – soweit in Leder und Eisen gepanzerte und bis an die Zähne bewaffnete Krieger irgendwie normal sein konnten –, entpuppte sich auf den zweiten als eine Armee lebender Mumien; Schauergestalten der gleichen Art, wie sie uns bereits im Kriegslager der Beni Ugad begegnet waren.
    Und sie wurden von dem gleichen Mann angeführt, dem ich schon dort begegnet war.
    Sein Gesicht war verhüllt, aber ich hätte die drei Rubine auf den sich kreuzenden Lederstreifen vor seiner Brust nicht sehen müssen, um zu wissen, dass es sich bei dem Mann um denselben Dschakid handelte, der meinen Stockdegen als Beuteanteil für seinen Herrn mitgenommen hatte. Ich spürte es einfach. Er mochte vielleicht der einzig lebende Mensch in dieser Armee von Toten sein, die uns aus ihren matt glänzenden Perlenaugen musterten, aber seine Nähe erfüllte mich mit einem eisigen Schauer. »Schejtan!«, flüsterte Ali. Seine Hand kroch zum Schwert. »Wenigstens ihn werde ich mitnehmen, wenn es schon ans Sterben geht.«
    Rasch legte ich ihm die Hand auf den Unterarm. »Mach keinen Unsinn, Ali. Schau sie dir an. Sie wollen uns nicht töten.«
    Ali schürzte trotzig die Lippen, nahm die Hand aber vom Schwert. Die Mumienarmee schien es wirklich nicht darauf angelegt zu haben, uns umzubringen – wäre dies ihre Absicht gewesen, hätten sie es längst tun können. Sie waren uns zwanzig zu eins überlegen. Selbst wenn ich im Vollbesitz meiner Kräfte gewesen wäre, ein höchst unfaires Verhältnis. Dazu kam noch, dass sich Tote schlecht hypnotisieren lassen …
    Aber zumindest im Augenblick schienen wir nicht in unmittelbarer Lebensgefahr zu schweben. Dschakid – bei dessen Annäherung die leicht vergammelten Krieger auseinander wichen – blieb vor uns stehen und musterte uns mit einem halb verwunderten, halb schadenfrohen Blick. Dann sah er einen seiner Krieger an. Der Mann verbeugte sich tief.
    »Diese Fremdlinge sind wie aus dem Nichts vor der Festung erschienen, großer Dschakid. Wir können es uns selbst nicht erklären. Sollen wir sie töten?«
    Dschakid berührte die Rubine auf seiner Brust mit der rechten Hand. Für eine kurze Zeit versank er in einer unnatürlichen Starre und schien in sich hineinzulauschen. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Nein, noch nicht. Unser Herr will sie sehen. Wir werden sie in die Festung bringen, damit der Gewaltige sein Urteil über sie fällen kann!«
    »Der Gewaltige?«, flüsterte Letitia.
    »Er meint

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