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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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besonders großer Rubin hing.
    Der Schatten, der Ali war, bewegte sich in der roten Lohe. Ich konnte sein Gesicht nicht erkennen, aber ich hörte den unlöschbaren Hass in seiner Stimme, als er antwortete: »Nizar, du Sohn des Schejtans. Was hast du mit meinem Vater gemacht?«
    Nizar lehnte sich gemächlich zurück und sah spöttisch auf Ali herab. »Du brauchst deinen Vater nicht zu betrauern. Er hätte meinetwegen der Scheik eures Stammes bleiben können. Es war Narretei, mir zu trotzen. So erhielt er, was er verdiente! Was hast du erwartet?«
    Ali keuchte. »Du … du …«
    »Keine Beleidigungen, bitte«, unterbrach ihn Nizar ruhig. »Du stehst unter dem Schutz des Gastrechtes, mein Freund, doch dieser Schutz ist begrenzt. Sehr begrenzt.« Er kicherte, hob den Rubin, der an seiner Halskette hing, und hielt ihn wie ein bizarres Monokel vor das Auge.
    »Du hast ihn getötet«, murmelte Ali.
    Nizar nickte. »Ganz recht, du junger Narr.«
    Ali gab einen sonderbaren Laut von sich. »Narr?«, wiederholte er. »O ja, du hast Recht, Nizar – ich bin ein Narr. Ein Narr, dass ich nicht auf mein Gefühl hörte, das mir sagte, dass du Teufel meinen Vater hast entführen lassen. Ich hätte sofort mit all unseren Kriegern gegen diese Festung anstürmen und ihn befreien müssen!«
    »Wenn ich dir so zuhöre«, seufzte Nizar, »habe ich den Eindruck, dass du ein noch größerer Narr als dein Vater bist. Tapferkeit, mein lieber junger, dummer Freund, macht allein noch keinen Mann. Ich hätte deine paar Schafdiebe ohne Mühe vernichten können, egal, ob sie gegen meine Festung anrennen oder sich in der Wüste verkriechen, was ich von diesen Schakalen auch eher annehme.« Er senkte sein Rubin-Monokel, schüttelte den Kopf und blickte einen Moment auf Letitia und mich herab, ehe er sich wieder an Ali wandte. »Doch ich bin gnädig gestimmt. Unterwirf dich mir und meiner Macht und deine Beni Assar bleiben am Leben. Und du wirst ihr Scheik sein – als mein verlängerter Arm!«
    Nizar schwieg einen Moment und beobachtete Alis Mienenspiel. Dann, nach einer genau berechneten Pause, deutete er mit einem seiner kurzen Stummelfinger auf Letitia. »Gehorche mir, Scheik Ali, und dieses Weib aus Inglistan gehört dir.«
    »Du … du weißt …«
    »Es gibt nicht viel, das ich nicht wüsste«, unterbrach ihn Nizar eisig. »Ich kann dir sagen, mein lieber Ali, dass diese Rose aus Inglistan deine Gefühle durchaus erwidert, auch wenn sie selbst es noch nicht wahrhaben will. Aber mit meiner Hilfe wirst du sie schon gefügig machen. Nun – gefällt dir mein Angebot?«
    Ali stand wie vom Donner gerührt. Fast schien es, als könne er Nizars Worte nicht begreifen. Dann sah er Letitia mit einem unendlich liebevollen und gleichzeitig traurigen Blick an, so als wenn er sie um Verzeihung bitten würde. Nach einigen Sekunden riss er sich schwer atmend von ihrem Anblick los und stand auf. Er hielt den Kopf gesenkt, während er langsam auf den Thron zuging.
    »Bleib stehen!«, befahl Nizar scharf.
    Aber Ali blieb nicht stehen. Im Gegenteil.
    Wie eine bis zum äußersten angespannte Stahlfeder schnellte er auf den Thron zu. Noch im Sprung zauberte er einen Dolch aus seinem weiten Gewand hervor, stieß einen gellenden Schrei aus und hackte nach Nizars Brust.
    Nizar reagierte erst, als die Klinge sein rotes Gewand traf – und in einem feurigen Funkenschauer verglühte. Noch während Ali den nutzlos gewordenen Griff beiseite schleuderte, machte Nizar mit der rechten Hand eine knappe Bewegung. Ali wurde wie von einer unsichtbaren Riesenfaust in die Höhe gerissen und quer durch den Raum gegen die gegenüberliegende Wand geschleudert. Er stieß noch einen erstickten Schrei aus und blieb dann mit verrenkten Gliedern liegen.
    Letitia schrie erschrocken auf und wollte zu ihm eilen, aber sie hatte kaum zwei Schritte getan, da verstellte ihr einer von Nizars Kriegern den Weg und hob drohend seinen Speer.
    »Packt ihn!«, sagte Nizar kalt. »Werft ihn in den Kerker! Dieser Hund hat es gewagt, die Hand gegen mich zu erheben! Dafür wird er den schlimmsten Tod erleiden!« Von der Ruhe, die er bisher zur Schau gestellt hatte, war nichts mehr geblieben; ganz im Gegenteil. Er schäumte vor Wut! »Und bringt endlich das Weib fort!«, kreischte er. »Ich werde später entscheiden, was mit ihr geschehen soll!«
    Dschakid eilte wie ein Schatten herbei, um die Befehle seines Herrn auszuführen. Die Wache packte Letitia grob unter den Armen und zerrte sie davon, während

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