Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Bein gestellt.
    Von unseren Kamelen – oder gar unserer Ausrüstung – war keine Spur mehr zu sehen. Die Wüste war glatt und leer, leergefegt im wahrsten Sinne des Wortes. Vor uns erstreckte sich gelbbrauner Sand, so weit das Auge auch nur reichte.
    Ali stieß einen verblüfften Laut aus. Seine Augen waren ungläubig geweitet. »Was beim Schejtan …«, murmelte er, brach ab, fuhr sich verwirrt mit den Händen über die Augen und blickte nach rechts und links.
    »Was hast du?«, fragte ich.
    Ali antwortete erst nach einigen Sekunden. Seine Lippen pressten sich zu schmalen, blutleeren Strichen zusammen. »Das ist Zauberei!«, behauptete er. »Das ist … das ist nicht der Teil der Wüste, in dem wir waren, als der Sturm losbrach, Giaur! Das ist …« Er brach mitten im Wort ab, fuhr auf der Stelle herum und begann an der Flanke des gewaltigen Granitblockes entlangzulaufen, der uns das Leben gerettet hatte.
    Einen Moment lang starrte ich ihn an, blickte dann wieder auf die Wüste hinaus und fragte mich, woher zum Teufel er wissen wollte, in welchem Teil der Wüste wir waren? Hier sah doch eine Düne aus wie die andere! Dann aber wandte ich mich ebenfalls um, gab Letita ein Zeichen, mir zu folgen, und lief durch den knöcheltiefen Sand hinter Ali her.
    Um ein Haar hätte ich ihn über den Haufen gerannt, denn Ali war so abrupt stehen geblieben, als wäre er vor eine unsichtbare Wand gelaufen.
    Und als ich an ihm vorbeisah, verstand ich auch, warum.
    Plötzlich wusste ich, dass er Recht hatte. Mir selbst war es sonderbar vorgekommen, dass wir den gewaltigen Felsen zuvor nicht gesehen haben sollten, in dessen Schutz wir uns verkrochen hatten. Aber bei unserer Erschöpfung und Aufregung wäre dies immerhin noch möglich, wenn auch schwer vorstellbar gewesen.
    Aber die gewaltige schwarzbraune Festung, die sich auf der anderen Seite des Felsens erhob, zu übersehen – das war schlichtweg unmöglich.
     
    »Sie kommen, Herr«, sagte Dschakid.
    Nizar nickte. Sein feistes Gesicht zeigte keine Regung, während er den Worten seines Heerführers lauschte. Dschakid sagte ihm nichts, was er nicht bereits durch die Macht des Auges gewusst hätte. Nur seine rechte Hand, die den Nacken des riesigen Leopardenweibchens streichelte, das neben seinem Thron lag, hielt einen Moment in ihrer Bewegung inne.
    »Dann geh hinaus und begrüße unsere Gäste, wie es Ihnen zukommt«, sagte er schließlich. »Und sei vorsichtig, Dschakid. Ich möchte nicht, dass ihnen auch nur ein Haar gekrümmt wird. Sie sind meine Gäste und ich will, dass sie so behandelt werden, wie es die Regeln der Gastfreundschaft verlangen.«
    Dschakid entfernte sich demütig. Die Leopardin auf Nizars Schoß stieß ein tiefes, zufriedenes Schnurren aus.
    Beinahe hörte es sich wie ein Lachen an.
     
    Es dauerte lange, bis ich meine Überraschung überwand und mehr von meiner Umgebung wahrnahm, und es kostete mich große Mühe, den Blick von der bizarren Festung zu lösen.
    Ali hatte Recht – dies war nicht mehr der Teil der Wüste, in dem wir uns befunden hatten, als uns der Sturm überfiel.
    Hinter uns erstreckten sich die monoton gewellten Sanddünen, aber hier, auf der anderen Seite des Granitfelsens, bot sich unseren Blicken eine gewaltige Steinwüste dar, gänzlich aus Fels und glasig-schwarz erstarrter Lava geschaffen.
    Die Festung, ein Albtraum aus schwarzem Granit und schier unmöglichen Formen, erhob sich auf einem flachen Hügel, der ganz von dem burgähnlichen Bauwerk beherrscht wurde. So weit man ihre Form überhaupt beschreiben konnte, war sie rechteckig angelegt, mit hohen, zackig gekrönten Mauern und von einem gewaltigen, sich nach oben verjüngenden Turm beherrscht, der wie ein erstarrter Riesenfinger in den Himmel wies. Das Bauwerk verströmte eine Aura von Furcht und Fremdartigkeit, die mich schaudern ließ.
    »Die Festung des Dschinn«, flüsterte Ali.
    Verwirrt drehte ich mich zu ihm herum. »Was?«
    »Die Festung des Dschinn!«, sagte Ali noch einmal und jetzt hörte ich deutlich die Angst, die für ihn allein mit diesem Begriff verbunden war.
    »Was soll das sein?«, fragte ich vorsichtig. »Die Festung des Dschinn?«
    »Es ist … Nizars Burg«, antwortete Ali stockend. Sein Blick war unverwandt auf die schwarze Albtraumfestung vor uns gerichtet. Ich konnte direkt sehen, wie sich die Gedanken hinter seiner Stirn überschlugen. »Die Burg des Mannes, der … der meinen Vater getötet hat. Aber das ist unmöglich«, fügte er flüsternd hinzu. »Wir

Weitere Kostenlose Bücher