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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ausziehen muss. Und da fragen Sie mich, ob alles in Ordnung ist?«
    Alis Grinsen wurde nun eindeutig unverschämt, aber ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass ich Letitias Gesellschaft wohl schlimmstenfalls noch wenige Tage ertragen musste.
    Und er – wenn er Pech hatte und seinen Willen bekam – für den Rest seines Lebens. Ich beneidete ihn nicht unbedingt darum.
    Statt den fruchtlosen Streit fortzusetzen, beugte ich mich vor und nahm das Auge des Satans an mich. Die kleine Kristalllinse fühlte sich kalt und glatt in meiner Hand an. Täuschend harmlos. Einen Moment lang drehte ich sie unschlüssig in Händen, dann schüttelte ich den Kopf, ließ sie in meiner Hosentasche verschwinden und stand auf.
    Als ich mich herumdrehte, stand ich Ali gegenüber. Sein Blick war sehr ernst. Er trug einen Säbel in der rechten Hand.
    »Das Auge«, sagte er. »Du hast es genommen.«
    Ich nickte und schwieg.
    »Ich habe geschworen, es zu vernichten«, fuhr er fort.
    »Ich weiß«, antwortete ich. »Aber das wirst du nicht können. Niemand kann das, Ali. Nicht einmal ich. Aber ich kann es an einen Ort bringen, an dem es keinen Schaden mehr anrichtet.«
    Ali schwieg sehr lange, aber schließlich nickte er. »Du bist seinetwegen gekommen, nicht wahr?«, fragte er. »Du hast den weiten Weg von Inglistan gemacht, um es zu holen?«
    »Und wenn?«
    »Ich habe nur eine einzige Frage«, sagte Ali. »Und sei bitte ehrlich. Ich würde es wissen, würdest du mich belügen. Wirst du es missbrauchen wie Nizar oder zum Wohle der Menschen einsetzen?«
    »Weder noch«, antwortete ich. »Ich kann dir jetzt nicht erklären, was das Ding, das du das Auge des Satans nennst, wirklich ist, aber man kann es nicht zu irgendjemandes Wohl einsetzen. Denke an Nizar – selbst, wenn man sich seiner Kräfte bedient, wird es einen zerstören. Irgendwann.«
    »Und was willst du dann damit?«, fragte Ali. Seine Hand schloss sich fester um den Schwertgriff.
    »Es vernichten«, antwortete ich ernst. »Sobald ich eine Möglichkeit gefunden habe.«
    Ali starrte mich weiter an. Die Zeit schien stehen zu bleiben. Ich spürte, dass er dicht davor war, mich zu töten.
    Aber dann nickte er.
    »Gut«, sagte er mit einem tiefen, beinahe erleichtert klingenden Seufzer. »Ich glaube dir, Giaur. Nimm es und bring es sehr weit fort.«
    Ohne ein weiteres Wort drehte er sich herum und ging zu Letitia zurück, während ich einfach dastand und die Hand auf die Tasche legte, in der ich das Auge trug.
    Mir graute, als ich daran dachte, wieviel Leid dieses unscheinbar aussehende Ding über die Völker der Wüste gebracht hatte. Am liebsten hätte ich das Auge irgendwo in dieser Ruine verscharrt. Doch die Gefahr war zu groß, dass jemand es entdecken und für seine finsteren Ziele verwenden würde. Es war nicht zerstört. Seine Kräfte schlummerten nur.
    Und dann, kurz bevor ich zu Ali und Letitia ging und mich zusammen mit ihnen auf die Suche nach dem Ausgang machte, dachte ich etwas, das die ganze Zeit über in meinem Bewusstsein gewesen war. Ein Gedanke, den ich bisher sorgsam zurückgehalten und unterdrückt hatte. Jetzt war er da und er ließ sich auch nicht mehr vertreiben. Irgendetwas war nicht so, wie es sein musste. Ich hatte die Macht des Auges zu spüren bekommen, nur ganz flüchtig, aber ich hatte sie gespürt. Von allen SIEGELN, die ich bisher in meinen Besitz gebracht hatte, war dies das mächtigste. Ich hatte es besiegt.
    Aber es war zu leicht gewesen. Trotz allem.
    Viel zu leicht.

 

     
     
    Das Licht blendete mich; gleichzeitig drang es durch meine Haut, sickerte wie flüssiges Feuer in meinen Körper und begann ihn zu verzehren. Obwohl ich fühlte, dass dieses Licht einst ein Teil meiner selbst, etwas Vertrautes und Freundschaftliches gewesen war, brannte es jetzt unerträglich: Die Kraft, die es mir einst gegeben hatte, verzehrte mich nun. Schreiend wälzte ich mich herum und versuchte das Feuer mit meinen Händen zu ersticken. Aber sie glitten durch die Flammen, ohne sie fassen zu können. Waren es überhaupt Hände?
    Ich erwachte schreiend. Mein Körper war mit kaltem, klebrigem Schweiß bedeckt und mein Herz hämmerte so schnell, als hätte ich einen Zehn-Meilen-Lauf hinter mir. In meinen Ohren war ein dumpfes, an- und abschwellendes Rauschen; bizarre Erinnerungsfetzen und Bilder schossen durch meinen Kopf, Szenen, die ich niemals gesehen oder erlebt hatte.
    Es dauerte lange, bis ich dem Griff des Albtraumes weit genug entronnen war, um abermals die Augen

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