Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans
Schnapp und ich begriff, dass ich mich wie ein kompletter Idiot benahm. Ob Templer, Beduinen oder Zulu-Kaffer – die beiden Männer bedeuteten Wasser!
Mit einem krächzenden Schrei taumelte ich auf sie zu. »Wasser!«, stöhnte ich. »Ich flehe Sie an – einen Schluck Wasser!«
Der rechte, ältere Ritter sah mir mit steinernem Gesicht entgegen. Langsam beugte er sich vor, löste eine mit Leder umwundene Feldflasche vom Sattel seines Pferdes und warf sie mir zu. Ich versuchte sie zu fangen, war aber so ungeschickt und entkräftet, dass sie zwischen meinen Fingern hindurchglitt und im Sand landete. Mit einem Schrei warf ich mich hinterher, grub sie aus und öffnete mit fliegenden Fingern den Verschluss. Ich merkte nicht einmal, dass ich mir dabei einen Fingernagel abbrach.
Das Wasser war schal und warm … und das Köstlichste, was ich jemals getrunken hatte. Ich leerte die Hälfte der Feldflasche in einem Zug, ehe ich sie absetzte und ihrem Besitzer einen fragenden Blick zuwarf. Der Templer nickte fast unmerklich und ich trank weiter.
Hinterher war mein Durst kaum weniger groß als zuvor und meine Lippen brannten wie irre. Aber der entsetzliche Schmerz in meinen Eingeweiden begann allmählich abzuklingen.
Ich reichte die Flasche zurück, versuchte zu lächeln und sah meine beiden Retter erwartungsvoll an. Der Ritter, der mir die Flasche gegeben hatte, blickte kühl auf mich herab. Der Ausdruck in seinen Augen war nicht unbedingt feindselig, aber er war auch alles andere als freundlich.
»Ich danke Ihnen«, sagte ich mühsam. Meine Stimme war ein schrilles Krächzen, das mir fast den Dienst verweigerte. »Ohne Sie wäre ich gestorben. Sie schickt der Himmel.«
»Nicht unbedingt, Bruder Robert«, antwortete der grauhaarige Ritter, »aber es war sehr klug von dir, nicht von diesem Wasser dort zu trinken. Diese vergiftete Quelle ist schon so manchem zum Verhängnis geworden.«
Ich nickte, blickte unwillkürlich zu dem tödlichen Wasser zurück – und begriff erst jetzt richtig, was er gesagt hatte.
»Bruder … Robert?«, wiederholte ich misstrauisch.
Der Templer lächelte, aber es wirkte kalt.
»Ist das nicht dein Name?«
»Doch«, gestand ich. »Aber ich … erinnere mich nicht, ihn genannt zu haben.«
Der Tempelherr reagierte nicht auf meine Worte, aber sein Lächeln wurde noch eisiger, soweit das überhaupt noch möglich war. Und mit einem Male fielen mir eine Menge Dinge ein, Geschichten, die ich in Alis Lager und auch zuvor bei den Beni Ugad gehört hatte. Geschichten von Männern, die im Zeichen eines blutroten Kreuzes kämpften und eine Spur aus Leid und Tod hinterließen, wo immer sie auftauchten.
»Sie … Sie sind die Männer, die Ali, Letitia und mich gerettet haben, als die Beni Ugad uns angriffen«, sagte ich.
Wieder nickte der Ritter nur, ohne direkt zu antworten. Er musste wohl den unguten Ton in meiner Stimme verstanden und richtig gedeutet haben. Die beiden Ritter hatten mir zwei Mal hintereinander das Leben gerettet, das stimmte schon. Aber ich hatte das entsetzliche Gemetzel nicht vergessen, das sie dabei unter den Beduinen angerichtet hatten.
Schließlich brach der grauhaarige Templer das Schweigen. »So ist es, Bruder Robert«, sagte er. »Wir waren es, die dich aus den Klauen der Heiden befreiten, und wir waren es auch, die die Ungläubigen angriffen, als sie dich und deine Gefährten im Felsental stellten. Hätte uns der Sandsturm nicht getrennt, wären wir schon früher zu dir gestoßen. Doch der Weg zu Nizars Festung war weit. Und als wir ankamen, warst du schon fort. Zusammen mit etwas, das uns gehört«, fügte er hinzu. Er lächelte, beugte sich vor und streckte seine rechte, in einem Panzerhandschuh steckende Hand aus. »Und unseren Dank dafür, dass du uns die Vernichtung dieses Heidenfürsten Nizar abgenommen hast. Doch damit endet auch deine Verwendbarkeit für uns. Nimm es als Zeichen der Gnade, dass du den Sieg über den schlimmsten Dämon der Hölle – den Antichrist – vorzubereiten halfst. Und dass wir dir das Leben schenken. Und nun – das Yighhurat. Du kennst es unter dem Namen Auge des Satans.«
Sprachlos starrte ich den Ritter an. Ich war ja von diesen Leuten einiges an Pathos gewohnt, doch diese geschwollene Rede übertraf alles. Der Sinn seiner Worte war mir jedoch glasklar. Ich hatte es also nicht nur diesen Templern zu verdanken, dass ich in der ägyptischen Wüste gestrandet war. Diese Kerle waren auch dafür verantwortlich, dass mich Nizar in die
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