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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Sehne.
    »Stirb, du Hund von einem Giaur«, schrie er. Seiner hellen Stimme nach konnte er nicht älter sein als ich selbst. Er zielte kurz und ließ den Pfeil fliegen.
    Der Templer beugte sich tief über den Hals seines Pferdes und entging dem Geschoss um Haaresbreite. Der Araber stieß einen enttäuschten Laut aus und langte zum Köcher, um den nächsten Pfeil herauszuziehen. Doch der Tempelritter nutzte die winzige Zeitspanne aus und stieß seinem Streitross die Sporen in die Flanken, dass es mit einem schmerzhaften Wiehern davonstob.
    Mit einem heftigen Fluch trieb der Araber sein Dromedar an, doch das Pferd gewann mit jedem Galoppsprung mehr an Boden. Schon hatte der Templer weit über die Bogenschussweite hinaus Vorsprung – und er trieb sein Reittier gnadenlos weiter an. Ich gab dem Araber nur dann eine Chance, ihn zu erwischen, wenn die Verfolgung über eine Stunde dauerte. Denn ich schätzte, dass erst dann die bessere Ausdauer des Kameles den Ausschlag geben würde.
    Doch mein so unvermutet aufgetauchter Retter schien gar kein Interesse an einer lang andauernden Verfolgungsjagd zu haben. Nach vielleicht zwei-, dreihundert Schritten zügelte der Araber das Dromedar, setzte es erneut in Bewegung – und hielt wieder an. Ich hatte fast das Gefühl, als würden zwei Seelen in seiner Brust einen Kampf gegeneinander ausfechten. Ich empfand seinen Drang, den Templer zu verfolgen, mit einer Intensität, als wären es meine eigenen Gefühle. Gleichzeitig aber spürte ich noch etwas in diesem Menschen, etwas so unsagbar Fremdes, dass ich unwillkürlich davor zurückschreckte.
    Aber vielleicht war es auch nur Wunschdenken. Schließlich war ich anderthalb Tage in dieser hitzedurchglühten Hölle unterwegs gewesen. Das Mindeste, was ich abbekommen haben musste, war wohl ein gehöriger Sonnenstich.
    Der Schwarzgekleidete hatte mittlerweile sein Kamel gewendet und kam langsam auf mich zugeritten. Jetzt erst konnte ich ihn mir genauer ansehen. Und was ich sah, reichte aus, um mich aufspringen und den Stockdegen ergreifen zu lassen. Nicht, dass ich ihn für eine geeignete Waffe gegen einen Bogen hielt. Aber er gab mir zumindest das Gefühl, nicht völlig wehrlos zu sein.
    Wenn es auch nur ein Selbstbetrug war …
     
    Hendrik van Retten verzog angewidert das Gesicht. Das Wasser schmeckte schal und abgestanden. Außerdem war es so warm, dass es ihn nicht mehr erfrischte, sondern seinen Durst eher schlimmer werden ließ. Er hatte das Gefühl, den ganzen Schlauch leer trinken zu können und dennoch vor Durst halb verrückt werden zu müssen. Doch das Wasser war streng rationiert und er hatte seine Ration gerade voller unbeherrschter Gier in sich hineingeschüttet. Das nächste Wasser würde es erst wieder nach dem Kampf geben.
    Wenn er dann noch Wasser brauchte.
    Hendrik verfluchte die Sonne, die ihm schier das Mark aus den Knochen brannte, die Wüste, die sich scheinbar endlos und eintönig um ihn erstreckte, und am meisten sich selbst, weil er so närrisch gewesen war, sich freiwillig für diesen Auftrag zu melden.
    Aber die Wüste war nun einmal anders, als er es sich im Ordenshauptquartier in Paris hatte vorstellen können. Dort war der Gedanke an die Hitze von der Vorstellung Schatten spendender Palmen und dem frischen Wasser lieblicher Oasen verbrämt gewesen. Und natürlich von der Achtung, die die im Orient lebenden Brüder dem Abgesandten des Großmeisters gegenüber empfinden würden.
    Stattdessen hockte er nun in voller Rüstung auf einem Dünenkamm, ungeschützt der sengenden Sonne preisgegeben und allmählich innerlich verschmorend und starrte auf dieses seltsame Gebilde dort unten im Tal. Trotz seiner Größe sah es eher skurril als gefährlich aus, auch wenn Hendrik das beklemmende Gefühl, das es ausstrahlte, nicht ableugnen konnte. Aber diese riesige Sandrose für die Festung allen Übels zu halten – das konnten seiner Ansicht nach auch nur die von allen Aberglauben des Orients verseuchten Ordensbrüder im Nahen Osten.
    Er hielt die hiesige Sektion des Ordens ohnehin für recht eigenartig – diplomatisch ausgedrückt. Sie beteten zwar nicht weniger als er selbst und die Brüder, die er in Europa kannte. Doch in ihren Stimmen klang dabei ein harter Unterton mit, so als würden sie von Gott eine Gegengabe für ihre Gebete erwarten. Zudem bestand diese Sektion des Ordens zumeist aus Franzosen. Aber es waren keine x-beliebigen Franzosen, sondern Edelleute, deren Stammbaum bis mindestens in die Zeit Philipps

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