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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sich schwarz vor dem samtblauen Nachthimmel abzeichneten und deren Blätter traurig herunterhingen. Ich blieb stehen, rieb mir über die Augen, ging in die Hocke und machte einen Luftsprung – eine der wenigen Methoden, eine Fata Morgana wirklich als das zu erkennen, was sie war – aber die Palmen blieben unverrückbar dort, wo sie waren.
    Der Anblick gab mir neue Kraft. Nicht einmal die Kälte vermochte mir jetzt noch etwas anzuhaben.
    In den ersten beiden Stunden.
     
    Irgendwann in der Nacht frischte der Wind auf. Er schien aus der Antarktis zu kommen, so kalt war er. Es hätte mich auch nicht gewundert, wenn plötzlich Schneeflocken vom Himmel gefallen wären. Und mehr als einmal hatte ich den Verdacht, doch einer jener heimtückischen Luftspiegelungen aufgesessen zu sein, die sich hinter dem so harmlos klingenden Namen Fata Morgana verbargen, denn die Palmengruppe wollte und wollte nicht näher kommen. Schließlich gab ich es auf, alle fünf Minuten nach vorne zu schauen, sondern trottete im Halbschlaf weiter und achtete nur darauf, die Richtung nicht zu verlieren.
    Ich kicherte bei der Vorstellung, der Weihnachtsmann würde plötzlich auftauchen und seinen Schlitten anhalten, um mich mitzunehmen – egal wohin.
    Oder hatte der Weihnachtsmann in der Wüste Kamele vor seinen Schlitten gespannt?
    Ich steigerte mich so in diesen Gedanken hinein, dass ich beinahe an den Palmen vorbeigelaufen wäre. Erst als etwas zuerst auf meinen Kopf und dann vor meine Füße fiel, blieb ich stehen. Ich bückte mich und hob das Ding auf. Es war eine reife Dattel.
    Mühsam drehte ich mich um und starrte die kleine Oase wie ein Wunder an. Erst jetzt und nur sehr, sehr langsam, drang die Erkenntnis an mein Bewusstsein, dass ich während der letzten Stunden in einer Art Trance gewesen sein musste. Wahrscheinlich das Vorstadium des Deliriums.
    Aber ich war gerettet.
    Ein gutes Dutzend verwilderter Dattelpalmen gruppierte sich um einen Tümpel, der an der tiefsten Stelle der Oase lag. Die Pfütze war so winzig, dass ein einziges Kamel sie hätte aussaufen können. Doch sie war mit Wasser gefüllt. Alles andere war mir in diesem Augenblick egal.
    Ich stieß einen krächzenden Schrei aus, ließ meinen Beutel und meinen Degen fallen und begann zu laufen. Dann hatte ich den Teich erreicht, fiel neben ihm in die Knie und wollte mit den Händen ins Wasser greifen.
    Ich stockte mitten in der Bewegung. Mein Herz schien sich zu einem schmerzhaften Klumpen zusammenzuziehen. Eine eisige Hand strich über meinen Rücken.
    Auf dem Grunde des Teiches, nur mit wenigen Inches Wasser bedeckt, lag ein grinsender Totenschädel. Davor zwei gekreuzte Knochen, so perfekt, dass es einfach kein Zufall sein konnte.
    Ich kämpfte die hysterische Stimme in meinen Gedanken nieder, die mir zuschrie, dass ich mich gefälligst den Teufel um dieses geschmacklose Souvenir kümmern und trinken solle, bis ich platzte, und wich zitternd einen Schritt zurück.
    Und jetzt entdeckte ich auch die Knochen, die um den Teich herum lagen und selbst noch den Hang bedeckten. Das Mondlicht tauchte sie in ein seltsames, weißes Licht, in dem sie fast lebendig erschienen, sonderbar eckige weiße Larven, die mich aus augenlosen Schädeln anstarrten.
    Ich stand schwerfällig auf und sah mir die Knochen genauer an. Ein großer Teil von ihnen konnte nicht verleugnen, dass er von Menschen stammte. Doch auch die Gerippe vieler Tiere, darunter von Dromedaren, einigen Pferden, Gazellen und selbst von einem Löwen lagen um den Teich verstreut.
    Das Wasser war vergiftet! All diese Menschen und Tiere hatten wie ich vom Durst gepeinigt Rettung gesucht und waren ihm zum Opfer gefallen. Eine kleine, genau überlegte Bosheit des Schicksals: ein kristallklarer See inmitten eines Glutofens, der erbarmungslos jeden Tropfen Flüssigkeit verdampfen ließ. Wer immer hierher kam, würde wie ich an nichts anderes denken als daran, endlich zu trinken.
    Aber ein einziger Schluck dieses kristallklaren Wassers und ich würde nie wieder Durst haben.
    Doch mein von Hitze und Überanstrengung ausgelaugter Körper schrie mit aller Gewalt nach Wasser. Ich wusste, dass ich sterben würde, wenn ich trank. Aber es war mir – fast – egal. Wenn ich nicht trank, starb ich ebenfalls, nur wahrscheinlich um Einiges qualvoller.
    Wieder näherte ich mich dem Teich, kniete davor nieder und streckte die Hände aus, um sie in das kühle, köstliche Nass zu tauchen.
    Aber noch war mein klarer Menschenverstand stärker als

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