Hexer-Edition 18: Endstation Hölle
Ausstrahlung des Zeichens ertragen kann!«
Howard neigte den Kopf ein wenig, dann trat er entschlossen hinaus auf den Balkon und begann die feuchte und drückende Luft tief einzuatmen. Ein wenig kühlte sie seine heiße Stirn. Minutenlang stand er so, bevor er wieder in den Korridor zurückkehrte.
»Sei auf der Hut«, warnte er Rowlf. »Ich beginne jetzt!«
Er trat dicht vor das Dreieck und heftete seinen Blick auf das pulsierende Gebilde. Aus dieser Nähe war das Bildnis nur schwer zu erkennen. Howards Hände glitten nach vorn, näherten sich dem wie in Adern fließenden Blut, zögerten kurz und legten sich dann entschlossen darauf.
Zunächst spürte er überhaupt nichts. Dann floss es durch seinen ganzen Körper hindurch wie ein Strom. Eine eisige Welle, die Kälte und Tod des gesamten Universums in sich zu tragen schien, ließ seinen Körper gefrieren und nur seinen Geist wach bleiben.
Und Lovecraft empfing die Botschaft.
Mitten in dem Eis begann eine Blume zu blühen. Sie war nicht vergleichbar mit den Blumen dieser Welt, sondern eine Mischung aus Rosen, Veilchen, Orchideen und anderen Pflanzen. Jedes ihrer Blätter besaß ein Eigenleben, jedes trug einen Teil der Botschaft in sich.
Und Howard griff mit seinem Geist danach und begann die Blätter zu pflücken, eines nach dem anderen.
Die Blume besaß den Hauch einer Pyramide, das Glitzern eines Edelsteins, und als er alle Blätter in den Händen hielt, durchzuckte ihn die Erkenntnis wie eine heiße Woge, die das Eis aus seinem Körper trieb. Er sah die beiden Gesichter deutlich vor sich und erkannte zumindest das eine. Das andere prägte er sich ein; er würde es nie vergessen.
Er ließ die Blätter fallen. Die Blume war zerstört, und damit endete auch die Botschaft. Howard starrte auf das pulsierende Dreieck an der Wand, als es plötzlich grell aufleuchtete. Es wurde orangefarbig, dann gelb und zerplatzte schließlich mit einem scharfen Knall. Mörtel wurde nach allen Seiten davongeschleudert. Das Dreieck löste sich auf, ohne Spuren zu hinterlassen. Was blieb, war ein Loch in der Wand, von dem sich Lovecraft langsam abwandte. Rowlf bedachte ihn mit einem fragenden Blick.
»Es ist ein Siegel«, stieß Howard hervor. »Oder wenigstens die Spur dazu.«
»Un’ wo isses?«, brummte Rowlf, als könnte ihn nichts aus der Fassung bringen.
»Keine Ahnung. Aber es gibt zwei Personen, die damit im Zusammenhang stehen. Den einen kenne ich, wenngleich auch nur aus diversen Zeitschriften. Es ist der angesehene Phileas Fogg. Den anderen habe ich nie zuvor gesehen. Aber auch sein Name wird sich feststellen lassen.« Er warf einen letzten Blick auf die Trümmer der zerstörten Täfelung, wandte sich dann ab und kehrte zur Treppe zurück. Langsam stieg er in die Halle hinab, wo Harvey stand und ihm gespannt entgegenblickte.
»Es ist vorbei, Harvey«, sagte Howard, aber es klang keineswegs erleichtert. Er wollte schon an dem alten Butler vorbeigehen, als ihm noch etwas einfiel. »Haben Sie die Uhr in der Bibliothek abgestaubt oder gereinigt, Harvey?«
»Nein, Sir.«
Howard fügte den ungelösten Rätseln der letzten Minuten ein weiteres hinzu.
In der darauf folgenden Nacht hatte Howard einen merkwürdigen Traum. Er träumte, dass sein Geist sich aus dem Körper löste und über dem Bett schwebte, und mit der Träumen eigenen unlogischen Konsequenz sah er sich selbst vollkommen angekleidet durch die Straßen eines London gehen, das wieder im hellen Sonnenlicht des Tages dalag. Er sah die Themse, die noch im Bau befindliche Tower-Bridge … und das Ding.
Howard konnte nicht sagen, was es war, aber obwohl er sich der Tatsache vollkommen bewusst war, dass er träumte, war er sich ebenso sicher, dass dieses Etwas nicht zu seinem Traum gehörte, und wenn, dass es sich irgendwie von außen hineingeschlichen hatte – es war unlogisch, unmöglich und konnte auf keinen Fall real sein: Was er sah, war ein Luftschiff; etwas, das ihn an die Montgolfieren erinnerte, die er hier und da schon einmal gesehen hatte, gleichzeitig aber auch gänzlich anders war – ein gigantischer lang gestreckter Körper, der in beständiger innerlicher Bewegung zu sein schien, der irgendwie lebte, zuckte, vibrierte …
Und er begriff plötzlich, dass das eine Warnung war. Was immer von außen in seinen Traum eingriff, wollte ihn warnen vor diesem ungeheuerlichen Etwas, das noch nicht war, aber irgendwann sein würde …
Dann kippte sein Traum um. Das riesige lebende Luftschiff verschwand
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