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Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Titel: Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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begriff, dass sich der Krieger auf die gleiche, entsetzliche Weise zu verändern begann wie der Gefangene zuvor …
    Einen Augenblick später zischte ein zweiter Tentakel durch die Luft, durchbohrte den Arm des zweiten Kriegers und grub sich in seinen Hals. Und auch er begann sich zu verwandeln.
    Kaum eine Minute, nachdem der Angriff begonnen hatte, waren die beiden Männer verschwunden.
    Aber Madur und seine Krieger standen mit einem Male drei der grauen, formlosen Ungeheuer gegenüber.
     
    Mereda registrierte mit einen Gefühl grimmiger Zufriedenheit, dass die Lebensenergie des fremden Zauberers allmählich erlosch. Es machte es ihr leichter, seine magische Kraft in sich aufzunehmen und sie umzuformen. Außerdem vermochte sie jetzt auch den Zustrom zu überprüfen, den jeder einzelne ihrer Magier erhielt, um ausgleichend tätig zu werden. Es lag nicht in ihrer Absicht, einen von ihnen zu bevorzugen. Zu leicht konnte ihr aus einem Kreismitglied, das einen zu großen Teil der fremden Magie in sich aufgenommen hatte, ein ernsthafter Konkurrent um die Macht in Conden erwachsen. Und – und das war die größere Gefahr – niemand durfte wissen, um wen es sich bei ihrem Gefangenen wirklich handelte.
    Während ihre magischen Sinne wanderten, entdeckte Mereda plötzlich eine undichte Stelle in dem von ihr geschaffenen Netz pulsierender Energieströme. Irgendjemand, der ihrer Ansicht nach nicht das geringste Recht dazu hatte, zapfte einen nicht unbeträchtlichen Teil der von ihr mühsam umgeformten Kraft ab.
    Mereda versuchte vergeblich die Person zu ermitteln, die für diesen Verlust an Kraft verantwortlich war. Einen Moment lang konzentrierte sich ihr Verdacht auf Aneh, aber die Adeptin stand wie alle anderen im Kreis, mit hoch erhobenen Armen und geschlossenen Augen, auf das Lied lauschend, das Mereda sang.
    Mit einem Mal wurde es an der Tür unruhig. Ein junger Bursche mit verschwitzter Kleidung und blutbesudeltem Gesicht schob die vergeblich gestikulierende Xird beiseite, taumelte schwer atmend auf den Kreis zu und warf sich vor Mereda auf die Knie.
    »Ein Angriff, Herrin!«, keuchte er. »Wir sind … überfallen worden! Der … der Kampfdämon der Ancen-Honks!«
    Mereda schluckte die zornigen Worte, mit denen sie den Burschen hatte bedenken wollen, herunter. Einen Moment lang konzentrierte sie sich noch, versetzte den Kreis in eine momentane Trance, in der er zwei, drei Minuten bleiben konnte, ehe sie das Lied fortsetzen musste, und wandte sich dann vollends an den Knienden.
    »Ein Angriff, sagst du? Was ist geschehen?«
    »Einer der Gefangenen«, stammelte der Mann. »Er … er lag auf der Folter. Und mit einem Male hat er sich verändert. Er wurde zu einem Ungeheuer. Man kann ihn nicht töten. Er blutet nicht. Und es … es werden immer mehr.«
    Die Stimme des Mannes drohte überzukippen. Mereda las das Grauen in seinem Gesicht, das er allein bei der Erinnerung an die schrecklichen Szenen verspürte, deren Zeuge er geworden sein musste.
    »Es werden immer mehr?«, vergewisserte sich Mereda. »Wie meinst du das?«
    »Wen er berührt, der wird wie er«, wimmerte der Mann. »Zwei von uns sind tot und … und die anderen fliehen. Madur versucht sie aufzuhalten, aber er kann es nicht. Ihr müsst uns helfen, Herrin. Nur Magie kann den Dämon noch besiegen!«
    Mereda zuckte bei diesen Worten sichtlich zusammen und starrte mit undeutbarem Ausdruck auf den fremden Mann. Sein Gesicht war bleich. Sie konnte nicht erkennen, ob er überhaupt noch atmete. Möglicherweise war er schon tot. Sie hoffte es, denn sie wusste, dass sie keine Zeit mehr besaß, sich Sicherheit zu verschaffen. Eine fürchterliche Unruhe ergriff von ihr Besitz. Sie spürte die Kraft, die sie ihm entzogen hatte, wie eine glühende Faust in ihrer Seele, mehr magische Energie, als alle Kreisversteherinnen des Conden-Turmes zusammengenommen jemals gehabt hatten. Und wenn das, was der Krieger berichtete, die Wahrheit war, durfte sie keine Sekunde mehr verlieren, wenn sie nicht nach einer Stunde diesen Raum verlassen und statt ihrer Untergebenen und Krieger ein Volk von Dämonen vorfinden wollte.
    Nein – sie musste es riskieren. Die Kraft in ihr musste reichen.
    Sie löste die magische Verbindung zu den anderen Kreismitgliedern so abrupt, dass Alima, Gerem und Ossdh bewusstlos zu Boden fielen. Das Schwert, das über dem Bewusstlosen in der Luft hing, kippte zur Seite und fiel scheppernd auf die Steinfliesen, zu Meredas Enttäuschung, ohne ihn zu

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