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Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Titel: Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Gesicht war bereits rot angelaufen. Verzweifelt schnappte er nach Luft.
    Die dämonischen Pflanzen verdorrten, wo meine Klinge sie berührte. Mit einem wilden Schlag zertrennte ich den letzten Strang.
    Madur würgte und fuhr sich mit der Hand über die Kehle. Die Ranke hatte einen dunkelroten Striemen hinterlassen. Blut rann aus unzähligen kleinen Wunden, die die Dornen in seine Haut gerissen hatten, nicht nur am Hals, sondern am ganzen Körper. Stöhnend kam er auf die Beine.
    »Wir müssen … weg«, gurgelte er.
    Ich warf einen Blick zum Waldrand hinüber. Er lag nur wenige Dutzend Schritte entfernt, aber ebenso gut hätten es zehn Meilen sein können. Die unheimliche Pflanzenarmee hatte einen regelrechten Wall um die Lichtung gebildet, eine fast mannshohe lebende Mauer aus wabernder Dunkelheit und unsteter, kriechender Bewegung. Die Falle hatte sich um uns geschlossen; eine Flucht war unmöglich.
    Ein Schatten wuchs hinter mir in die Höhe. Instinktiv riss ich den Stockdegen hoch. Im letzten Moment konnte ich den Schlag abfangen, als ich Uscham erkannte. Es fiel mir auch jetzt noch schwer, die Sree auseinander zu halten; Uscham war der Einzige, der sich mir aufgrund seines fehlenden Auges und seines selbst für mich erkennbaren Alters eingeprägt hatte. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass er mich ein wenig an Rowlf erinnerte.
    Auch er blutete aus zahlreichen kleinen Wunden. Keine einzige war mehr als ein harmloser Kratzer, aber in ihrer Gesamtheit mussten sie ungeheuer schmerzhaft sein. Mit ungestümer Kraft hackte der Sree nach mehreren Ranken, die sich um seinen Knöchel gewunden hatten. Ich konnte nicht einmal erahnen, wie es ihm gelungen war, bis zu mir vorzudringen. Er musste wie ein Berserker unter den Pflanzen gewütet haben.
    Jetzt war er am Ende seiner Kraft angelangt. Seine Augen waren glasig und sein Blick schien durch mich hindurchzugehen. Worte einer mir unbekannten Sprache quollen über seine Lippen und immer wieder deutete er entsetzt auf die Mitte der Lichtung, ohne dass es dort etwas Besonderes zu sehen gab. Mir war klar, dass er mir etwas Wichtiges mitteilen wollte, aber ich verstand nicht, was er meinte.
    Ich konnte mich nicht länger auf ihn konzentrieren. Madurs Warnschrei kam fast zu spät.
    Ich fuhr herum und schlug noch in der Drehung zu. Zehn, zwölf Ranken züngelten wie ein lebender Wald aus Tentakelarmen auf mich zu. Die Klinge durchtrennte einige. In unmöglich anmutenden Windungen wichen die anderen dem Stockdegen aus, als handele es sich nicht um Pflanzen, sondern um intelligente Wesen. Sofort peitschten sie wieder auf mich herab. Die alleinige Wucht des Angriffs brachte mich ins Taumeln. Ein Dorn bohrte sich in meine Wange und riss die Haut auf. Ein schmetternder Schlag traf mein Handgelenk und prellte mir den Degen aus den Fingern.
    Als hätten sie nur darauf gewartet, rasten ein Dutzend weiterer Ranken heran. Ein harter Ruck ließ mich endgültig zu Boden stürzen. Instinktiv riss ich die Arme hoch, um meine Kehle und das Gesicht zu schützen und ignorierte den beißenden Schmerz, den die Dornen mir zufügten.
    Das Gewicht der Pflanzenmonster presste mir die Luft aus der Lunge. Immer neue Ranken schoben sich heran und umklammerten mich. Ich packte einen Strang, der sich über mein Gesicht wand, und versuchte ihn wegzureißen. Ebenso gut hätte ich versuchen können einen Berg mit bloßen Händen zu verschieben.
    Madur und Uscham hieben auf die Pflanzen ein, aber mit ihren einfachen Schwertern führten sie gegen die dämonischen Geschöpfe einen aussichtslosen Kampf. Bis sie einen Strang durchtrennt hatten, waren bereits wieder zwei neue herangekrochen.
    »Der Degen!«, brüllte ich.
    Madur verstand sofort. Er versuchte meine Waffe zu erreichen, doch wieder hatte ich den Eindruck, als wären die Pflanzen intelligent und hätten die Gefahr erkannt. Sofort griffen sie ihn noch ungestümer an. Er packte sein Schwert mit beiden Händen und führte so schnelle Streiche, dass das Auge den Bewegungen der Klinge kaum noch zu folgen vermochte.
    Plötzlich tauchte ein weiterer Sree neben mir auf. Mit bloßen Händen packte er ein ganzes Bündel von Ranken, die sich um meine Brust geschlungen hatten. Ohne sichtliche Kraftanstrengung riss er sie zurück. Unter der Berührung zerbröckelten die Pflanzen. Der Sree packte den Stockdegen und warf ihn Madur zu. Einen Augenblick kreuzten sich unsere Blicke. Ich vergaß, in welcher Gefahr ich mich befand, glaubte in den Augen des Sree zu

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