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Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Titel: Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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winzige Funken auf.
    Irgendwann, Ewigkeiten danach, drehte ich mich um, hob meinen Degen auf und machte mich auf den langen Weg zurück zur Bahnstation.

 

     
     
    Unruhig tanzte der Lichtschein des Karbidscheinwerfers über die rauen Wände des Stollens, als David Jones ihn versehentlich mit dem Fuß anstieß. Das Licht brach sich an unzähligen Kanten und warf bedrohlich anmutende Schatten. Sie schienen Leben zu schaffen, wo keines war – oder wo zumindest keines sein durfte –, aber wer wusste in dieser unbegreiflichen Umgebung schon zu sagen, ob hier die gleichen Gesetze wie anderswo galten?
    Nervös fingerte Jones am Abzug seines Gewehres herum, obwohl er nicht sicher war, dass die Waffe ihm im Notfall wirklich helfen würde. Die Umgebung flößte ihm ein körperlich spürbares Unbehagen ein. Es war ein schwer in Worte zu fassendes Gefühl, aber etwas an dieser unterirdischen Steinwelt kam ihm sonderbar falsch vor. Es schien hier Winkel zu geben, die es gar nicht gab, die auf eine bizarre Art stärker als dreihundertsechzig Grad gekrümmt anmuteten, Linien, die mit der menschlichen Geometrie nicht vereinbar waren, ohne dass er zu sagen vermochte, was diesen Eindruck in ihm auslöste. Sobald er sich genauer auf einen der unmöglich erscheinenden Winkel konzentrierte, verschwammen die Konturen vor seinen Augen, als wolle die Umgebung sich seinen Blicken ganz bewusst entziehen.
    Natürlich wusste Jones, dass das alles nicht wirklich so war und ihm nur seine überreizten Nerven einen bösen Streich spielten. Aber ob eingebildet oder nicht, machte keinen großen Unterschied, dachte er nervös. Letztlich war es vollkommen egal, ob er nun durch eine eingebildete oder eine reale Gefahr den Verstand verlor.
    Dieser Platz war fremd und er war nicht für Menschen gemacht, dachte er. Es war falsch, dass sie sich hier aufhielten. Sie hätten niemals herkommen sollen. Er hätte nicht kommen sollen.
    Immer wieder warf er verstohlene Blicke in Richtung der Wand aus saugender Schwärze, die sich kaum ein halbes Dutzend Yards hinter ihm erhob. Trotz seiner fünf Begleiter fühlte er sich hilflos und allein.
    »Was, zum Teufel, ist das?«, murmelte er. Er wusste nicht, wie oft er die Frage im Verlauf der letzten drei Stunden schon gestellt hatte, ohne eine Antwort zu finden, und auch jetzt erntete er lediglich ein unbehagliches Schulterzucken, das seine Nervosität nur noch verstärkte.
    Natürlich wusste keiner seiner Begleiter mehr als er selbst über die Barriere aus Gestalt gewordener Nacht, aber ebenso natürlich war es, dass sie alle sich Gedanken über das Ding machten, das sie bewachten.
    Bewachten! Verächtlich spie Jones aus. Der Auftrag Kapitän Nemos war völlig klar. Sie sollten verhindern, dass irgendetwas oder -jemand durch die Wand aus ineinanderfließenden Schatten auf die Insel kam, und gleichzeitig dafür sorgen, dass niemand die unbegreifliche Barriere von ihrer Seite aus durchquerte. Notfalls durch Einsatz ihrer Waffen, freilich ohne den Betreffenden zu töten.
    Und wenn es sie selbst erwischte?, dachte Jones.
    Der Gedanke lag nahe, auch wenn sie alle ihn in den vergangenen Stunden immer wieder verdrängt hatten. Beim Schürfen nach Erzen waren sie vor zehn Tagen auf eine Reihe von natürlichen unterirdischen Gängen gestoßen, an deren Ende sich das Ding befunden hatte. Niemand, nicht einmal Nemo, wusste, was es war. Es war, als höre die Welt an dieser Stelle einfach auf, als würde sie von einem nur optisch sichtbaren, physisch aber nicht existenten schwarzen Vorhang von etwas gänzlich anderem abgetrennt; einem Vorhang, hinter dem sich unsichere Bewegung und unheimliches schattiges Leben verbargen. Kein Lichtstrahl konnte die Wand aus Schwärze durchdringen, obwohl es sich überhaupt nicht um eine richtige Wand handelte, sondern um …
    Ja, wenn sie das wüssten. Die Barriere bestand aus nichts weiter als Finsternis, die jeden Lichtstrahl aufsog. Einen festen Widerstand gab es nicht. Einer der Männer war mühelos hindurchgegangen. Das Zurückkommen freilich schien nicht ganz so mühelos zu sein. Genau genommen, war er überhaupt nicht zurückgekehrt …
    In der darauf folgenden Nacht der zweite Mann. Zumindest nahm man an, dass er durch die Barriere gegangen war, getrieben von einer Neugier, die stärker war als sein Gehorsam und stärker als seine Furcht. Beim Betreten der Stollen war er zum letzten Mal gesehen worden. Diese beiden Vorfälle allein wären schon Grund genug zur Beunruhigung gewesen,

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